Fasanerie in Köthen Fasanerie in Köthen: Rosenkranz aus Sitzung rausgeworfen

Köthen/MZ - Zwei Winter sind verstrichen, ohne dass in der Köthener Fasanerie die vorgesehenen forstlichen Maßnahmen umgesetzt werden konnten. Vorgesehen war, jeweils von einem halben Hektar Bäume zu entnehmen und diese Flächen dann mit Stieleichen zu bepflanzen. Das sollte im Winter in einer stabilen Frostperiode erfolgen, um den Waldboden zu schonen.
Passiert ist noch nichts, weil es diese Frostperioden nicht gab. Deshalb hat die Stadtverwaltung gemeinsam mit dem Betreuungsforstamt Dessau-Roßlau nach Alternativen gesucht, um auch in Wintern ohne Frostperioden Arbeiten in der Fasanerie durchführen zu können. Darüber wurde zur jüngsten Sitzung des städtischen Bau-, Sanierungs- und Umweltausschusses informiert und teils heftig diskutiert. Den Einstieg in das Thema lieferte Jörg Rosenkranz, der im Jahr 2011 an der Spitze einer Bürgerinitiative stand, die die Herstellung der Verkehrssicherheit in der Fasanerie ohne jeglichen Kahlschlag gefordert hatte (die MZ berichtete). In der Einwohnerfragestunde wies er auf zwei Umstände hin, die die Stadträte bei der Fasanerie im Auge behalten sollten.
"Geben sie dem Park seinen Status und seine Pflege"
Das eine sei der Status der Anlage, das andere der Stadtratsbeschluss vom Sommer 2011. „Sie behandeln die Fasanerie nach wie vor nicht als denkmalgeschützten Park“, sagte Rosenkranz. Das werde dazu führen, dass die Fasanerie auf Dauer kein Park mehr sei. „Geben sie dem Park seinen Status und seine Pflege“, appellierte er. Kritisch bewertete Rosenkranz in der Vorlage der Verwaltung, dass die zu entnehmenden Bäume den Bürgern verkauft werden sollen, was deren Akzeptanz für die Durchforstung steigere. „Nicht des Holzverkaufs wegen haben die Leute damals unterschrieben“, äußerte er. „Respektieren und befolgen sie den Stadtratsbeschluss? Ja oder nein?“, formulierte Rosenkranz schließlich eine Frage, nachdem er vom Ausschussvorsitzenden Uwe Klimmek (CDU) darauf hingewiesen wurde, dass es sich um eine Einwohnerfragestunde handelt. Auch Dezernentin Ina Rauer machte auf die Fragestunde aufmerksam, was Rosenkranz allerdings nicht akzeptieren wollte. „Es geht darum, dass sich die Abgeordneten anhören, was die Bürger zu sagen haben. Und das wird nicht in Formen gepresst“, konterte er.
Der Dissens kam wieder auf, als sich Rosenkranz bei dem Tagesordnungspunkt, bei dem es um einen Antrag des Betonwerkes Anhalt ging (die MZ berichtete), nochmal zu Wort melden wollte. Klimmek ließ das nicht zu und wies Rosenkranz daraufhin, zu respektieren, dass er kein Mitspracherecht habe. „Wenn nicht, verlassen sie bitte den Raum“, äußerte Klimmek. „Das ist der Umgang mit Bürgern, das geht nicht“, schimpfte Rosenkranz und verließ den Versammlungsraum.
"Wir haben keine Bedenken"
„Wir haben keine Bedenken, kranke Bäume zu entnehmen“, sagte Hans-Joachim Scholz namens seiner Fraktion (Bürgerinitiative/Wählerliste Sport. Doch die Arbeiten auf einer Fläche von einem halben Hektar durchführen zu wollen, komme schon einem Kahlschlag gleich. Scholz verteilte zudem einen Auszug aus dem Register des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie, wonach die Fasanerie als Baudenkmal ausgewiesen ist. Außerdem wies er auf die Charta der historischen Gärten (Charta von Florenz) hin, die auch für Deutschland und somit für die Fasanerie gelte.
Für Dezernentin Ina Rauer hingegen bleibt die Fasanerie ein Forst. Es gehe darum, jetzt dafür zu sorgen, dass es auch in 50 Jahren noch Bäume gibt, die größer sind als Ahorn. Die Fasanerie habe eine starke Überalterung an den so genannten Leitbäumen. Die Forstexperten hätten Nachpflanzungen dringend angemahnt, zumal es keinen natürlichen Eichennachwuchs mehr gebe.