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Unterkunft von Familie Ritter Familie Ritter aus Köthen: Mehr Geld für Sanierung der Unterkunft Ritterburg

Von Matthias Bartl 19.09.2018, 05:00
Der Eingang zur „Ritterburg“
Der Eingang zur „Ritterburg“ Heiko Rebsch

Köthen - Am Obdachlosenobjekt in der Augustenstraße 63 kann weitergebaut werden. Und das, obwohl der Stadtrat im öffentlichen Teil der jüngsten Sitzung es mehrheitlich abgelehnt hatte, mehr Geld als die schon im Vorjahr beschlossenen 163.000 Euro in die „Ritterburg“ fließen zu lassen.

Ein Votum, das im nicht öffentlichen Teil aber um 180 Grad gedreht wurde, wie Oberbürgermeister Bernd Hauschild im Pressegespräch gegenüber der MZ deutlich machte. Möglich wird die Zusatzfinanzierung durch einen Trick, mit dem die Stadträte die Zuständigkeit für die Mittelvergabe elegant vom Stadtrat auf den Oberbürgermeister ablenken konnten.

Ritterburg in Köthen: Stadträte fetzen sich teilweise wie die Kesselflicker

Der nämlich hat das Recht, Aufträge bis zu einer Höhe von 30.000 Euro eigenständig zu vergeben, ohne den Stadtrat um Genehmigung angehen zu müssen. Die notwendigen Mehrkosten für die Rohbauarbeiten in der Augustenstraße 63 belaufen sich auf etwa 24.000 Euro - und deren Vergabe erfolgte unter Ausschluss der Öffentlichkeit dann ebenfalls mehrheitlich, da aus Sicht des OB die Finanzierung der überplanmäßigen Ausgabe gesichert ist.

Was sie freilich auch schon war, als der öffentliche Teil noch lief - in dem Steffen Reisbach (Freie Wähler) genau die Verfahrensweise vorgeschlagen hatte, die dann erst im nichtöffentlichen Teil zum Tragen kam. Der Ausbau des Erdgeschosses mit Räumen für Betreuer, Wachmann und Elektroablage wird zumindest im Blick auf Letzteres noch einmal von der Stadt geprüft.

Diskussion zum Gewaltpotenzial durch Familie Ritter in Köthen

Im öffentlichen Teil der Sitzung hatten sich die Stadträte teilweise wie die Kesselflicker gefetzt - ob man überhaupt noch Geld in das Haus stecken solle oder nicht. Manch einer wie Anette Gottschlich (CDU) hatte schon die 163.000-Euro-Investition nur „zähneknirschend“ mitgetragen und wollte nun nicht noch mal draufsatteln, auch andere hielten das Geld für verschenkt und sahen wie Rüdiger Buchheim (Linke) aktuell keinen Sinn darin, in das Obdachlosenheim zu investieren - der laufende Ausbau des Dachgeschosses (hier fällt ein Großteil der Rohbauarbeiten an) sollte laut Buchheim gleich zu den Akten gelegt werden.

Das Thema Gewaltpotenzial durch die aus Stern TV bekannte Familie Ritter kam ebenso zur Sprache wie die sich künftig möglicherweise ändernde Alters- und Sozialstruktur der Obdachlosen, wofür die Stadt auch materiell gerüstet sein will. Und man dürfe nicht vergessen, so Ronald Maaß (Linke), dass es in der Augustenstraße 63 außer den Ritters auch noch andere Gäste gebe.

Das Kernproblem sei, das wurde einmal mehr deutlich, die Frage: Wie geht man mit der Familie Ritter um? Derzeit gebe es dafür keine Lösung, aber „Ziel ist es weiter, für Familie Ritter etwas zu finden“, so Hauschild.

Familie Ritter soll vorübergehend aus ihrer „Ritterburg“ ausziehen

Womit eine Wohnung gemeint sein dürfte, denn in einer klassischen Obdachlosenunterkunft, die ja nur Kurzaufenthalten dienen soll, hat die Familie eigentlich nichts zu suchen. Ob solch eine Suche von Erfolg gekrönt sein wird, dazu dürfte es auch im Stadtrat mehr Zweifel als Zuversicht geben.

Und man darf gespannt sein, wie sich die Meinungen neu bilden oder festigen, wenn Ende September die Familie aus ihrer „Ritterburg“ vorübergehend in die Rüsternbreite umziehen soll - damit man in der Augustenstraße 63 endlich wieder störungsfrei am Umbau des Objektes arbeiten kann. (mz)