Gewalt, Alkohol, Diebstahl Familie Ritter aus Köthen: Gewalt, Alkohol, Diebstahl - Mitglieder der aus SternTV bekannten Familie wegen 14 Anklagen vor Gericht
Köthen - Eckbert K. (Name geändert) erinnert sich noch ganz genau an den 1. Juni letzten Jahres. Der Maurer einer Baufirma aus Bad Lauchstädt war gerade mit seinen Kollegen auf die Baustelle in der Augustenstraße 63 in Köthen gekommen, als dort zwei ihrer Bewohner auftauchten und die Arbeiter aufforderten, wieder abzurücken.
„Wir hatten gerade die Anweisungen für den Tag von unserem Bauleiter bekommen, als die beiden auf uns zukamen. Als wir ihnen deutlich machten, dass wir beginnen werden, wurden wir tätlich attackiert: mit Schlägen gegen den Brustkorb und Tritten in den Hintern. Also haben wir die Arbeiten abgebrochen und die Baustelle verlassen. Die Polizei hatten schon andere informiert“, sagte er jetzt vor Gericht.
Dort wird wieder einmal zwei Männern der Köthener Familie Ritter der Prozess gemacht. Der ältere, der seit dem 27. November 2018 in der Justizvollzugsanstalt Burg sitzt und der jüngere, der nur unter Bewährung auf freiem Fuß ist, sehen sich insgesamt 14 Anklagen gegenüber, die in einem Verfahren behandelt werden.
Taten reichen von Körperverletzungen über Alkoholfahrten hin zu Bedrohungen und Diebstahl
Die Palette der Taten reicht von fünf Körperverletzungen über fünf Alkoholfahrten mit Auto, Moped und Fahrrad hin zu zwei Bedrohungen, einem Diebstahl und dem Zeigen von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. „Und die nächsten sechs Akten, die wir im Herbst verhandeln werden, liegen bereits auf meinem Tisch“, sagte Richterin Susanne Vogelsang.
Die beiden Angeklagten machen auf Anraten ihrer Verteidiger keine Angaben zu den Vorwürfen des Staatsanwaltes, noch legen sie Geständnisse ab, die den Prozess erheblich verkürzen könnten.
Noch schwebende Verfahren oder gerade erst verhängte Strafen könnten ihnen richtig viel „Nachschlag“ oder lange Haftstrafen einbringen. Der ältere Bruder hat vor dem Landgericht eine Berufung gegen eine Haftstrafe von zwei Jahren und acht Monaten laufen. Der jüngere wurde zuletzt zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und vier Monaten verurteilt, die noch nicht abgelaufen ist und dann wohl zur Haftstrafe würde.
18 Männer und Frauen waren für den ersten Verhandlungstag geladen
Also muss sich das Gericht auf Zeugen verlassen. 18 Männer und Frauen waren für den ersten Verhandlungstag geladen, an dem neun Vorwürfe behandelt wurden. Und zehn werden es beim zweiten am 17. Juni sein, wenn die übrigen fünf Vergehen anstehen. Eine Tippel-Tappel-Tour, die Richterin Vogelsang allen Beteiligten eigentlich ersparen wollte.
Einige Anklagepunkte wird die Staatsanwaltschaft fallen lassen müssen, weil es dafür keine Zeugen gibt oder sich erst beim Prozess herausgestellt hat, dass eine geladene Zeugin die Verlobte des jüngeren Ritter-Bruders ist, damit ihr Zeugnisverweigerungsrecht in Anspruch nimmt und die Aussage verweigert. Zwei Zeugen, die mutmaßlich gesehen haben wollen, wie der Mann am 16. September 2018 in der Köthener Bärteichpromenade den Hitlergruß gezeigt haben soll, ist die Anreise aus dem fast 700 Kilometer von Köthen entfernten Donaueschingen einfach zu weit, wie Richterin Vogelsang die Prozessparteien wissen ließ.
Schon jetzt deutet sich an, dass einige Taten nachgewiesen werden. Die Attacken gegen die Bauarbeiter von beiden sowie ein vom jüngeren Bruder im Kaufland begangener Diebstahl mit anschließendem Widerstand gegen Polizeibeamte vor der obligatorischen Blutalkoholuntersuchung und auch sein Fahren eines Autos ohne Führerschein und Versicherung mit samt Abflug in eine Koniferen-Hecke dürften Konsequenzen haben.
Übrigens: Während ihre Söhne vor Gericht standen, feierte die Mutter der beiden vor Fernsehkameras ihren 65. Geburtstag. (mz)
Zum Baustopp vor gut einem Jahr in der Obdachlosenunterkunft Augustenstraße machten Stadt und Polizei gegenüber der MZ unterschiedliche Angaben.
Am vergangenen Freitag seien „die Umbauarbeiten in der Obdachlosenunterkunft Augustenstraße zum Erliegen gekommen“, sagte Stadtsprecherin Caroline Hebestreit damals auf MZ-Nachfrage. Einem der Arbeiter sei von den Bewohnern körperliche Gewalt angedroht worden. Deshalb hätten sämtliche vor Ort tätigen Firmen für den Rohbau, Heizungs- und Elektromaßnahmen die Arbeit eingestellt oder signalisiert, dass sie von ihren Aufträgen zurücktreten wollten.
Polizei-Sprecher Michael Däumich vom Köthener Revier bestätigte, dass es am Freitag gegen 8 Uhr am Morgen einen Einsatz in der Augustenstraße gegeben habe. Zwei Bewohner seien mit einem Architekten und mehreren Handwerkern aneinandergeraten, es habe „Wortgefechte und dann Rangeleien“ gegeben. „Die Arbeiten gehen voran, allerdings nicht konfliktfrei“, hatte Dezernent Alexander Frolow im städtischen Kulturausschuss gesagt.