14 Anklagen im Ritter-Prozess Familie Ritter aus Köthen: 14 Anklagen im Prozess: Staatsanwalt sorgt mit Vorladung für Verlängerung
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Köthen - Nun wird er also doch gebraucht, der dritte Verhandlungstag im Prozess gegen zwei Mitglieder der Köthener Familie Ritter, denen der Staatsanwalt zum Auftakt insgesamt 14 Vergehen zur Last gelegt hatte.
Weil die als Zeugen geladenen Polizeibeamten des Reviers Anhalt-Bitterfeld zum Vorwurf des Zeigens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen - konkret geht es um den Hitlergruß - keine ausreichenden Angaben machen konnten, entschied die Staatsanwaltschaft, zwei Zeugen aus dem rund 650 Kilometer entfernten Donaueschingen in Baden-Württemberg für den 5. Juli vorzuladen.
In einem Fall ließ die Staatsanwaltschaft nicht nach - beim Hitlergruß
Fast 20 Zeugen haben in dem Prozess zu den verschiedenen Vergehen bislang ausgesagt. Bei vier Vorwürfen hat die Staatsanwaltschaft am Montag den Paragrafen 154 der Strafprozessordnung gezogen und auf die Verfolgung verzichtet, weil entweder Zeugen fehlten, Verwandte die Aussage verweigert hatten oder sich in einem Fall die beiden Angeklagten gegenseitig an den Kragen gegangen waren und der Ältere Anzeige wegen Körperverletzung gegen den Jüngeren gestellt hatte.
Doch in einem Fall ließ die Staatsanwaltschaft nicht nach - beim Hitlergruß. Eigentlich wollte Richterin Susanne Vogelsang die beiden Polizeibeamten, die diese Straftat des jüngeren Ritters am Rande der Demonstration zum Fall Markus B. am 16. September letzten Jahres gesehen hatten, nicht vorladen, weil sie bei einer Anreise über 650 Kilometer die Verhältnismäßigkeit nicht gewahrt sah. Doch durch diese Rechnung machte ihr nun die Staatsanwaltschaft einen Strich. „Bei dem Vorstrafenregister des Angeklagten will ich die Zeugen hören“, erklärte der Staatsanwalt.
Verteidiger ist genervt von Vorladung der Beamten aus Baden-Württemberg
Verteidiger Jan-Robert Funck fiel nach diesem Antrag fast in Ohnmacht. „Das ist eine Weltreise, die Sie den Beamten da zumuten“, schimpfte Funck. Gedanklich schon bei seinem Plädoyer, das die Richterin am Vormittag bereits in Aussicht gestellt hatte, muss er nun einen weiteren Verhandlungstag über sich ergehen lassen. Er hätte die Möglichkeit gehabt, seinen Mandaten, den jüngeren der beiden Ritters, zu einer Aussage zu bewegen, was das Verfahren abgekürzt hätte. Aber das wollte er nicht, weil dieser nur unter Bewährung auf freiem Fuß ist und die Umwandlung in eine Haftstrafe ziemlich wahrscheinlich wäre.
Doch auch so sieht es nicht gut aus für die Angeklagten, denn einige Taten, wie die Attacken gegen Bauarbeiter, ein Diebstahl, Vergehen im Straßenverkehr und nun wahrscheinlich auch der Hitlergruß, sind nachzuweisen. (mz)
Der Prozess wird am 5. Juli am Amtsgericht Köthen fortgesetzt.