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Ernten auf fremdem Feld

Von Wladimir Kleschtschow 04.10.2007, 17:59

Köthen/MZ. - "Stoppeln" werden diese Ausflüge im allgemeinen Sprachgebrauch genannt. Doch darf jeder eigentlich ohne weiteres auf einem fremden Acker ernten, was er nicht gesät hat? Die MZ fragte bei Landwirten nach.

"Wir haben damit kein Problem", sagt Gerald Pöse vom Hof Pfaffendorf. Auf den Feldern des Landwirtschaftsunternehmens wachsen unter anderem Kartoffeln, Zwiebeln und Gemüse, die für die Nachlese besonders interessant sind. "Wenn die jeweilige Kultur abgeerntet ist, können die Leute stoppeln gehen. Aber nicht eher", betont Pöse.

Ähnlich sieht es auch Olaf Feuerborn. Der Landwirt baut auf seinen Feldern rund um Cosa vor allem Kartoffeln und verschiedenes Gemüse an. "Es darf gestoppelt werden, aber erst dann, wenn die Felder leer sind", sagt er. "Das ist ganz wichtig." Und damit meint Feuerborn nicht nur, dass die Felder abgeerntet, sondern auch dass auf dem Feld keine Landwirtschaftsmaschinen mehr im Einsatz sind. Sonst sei die Gefahr von Unfällen zu groß, erläutert er seine Bedenken.

In der Agrargesellschaft Wulfen, einem Unternehmen der Wimex-Gruppe, kann verschiedenes Gemüse nachgeerntet werden: Kohl, Radieschen, Möhren. Allerdings darf auf den Feldern des Unternehmens nach Angaben von Betriebsleiter Helge Klamke nicht einfach jeder frei herumstoppeln, sondern nur diejenigen, die einen speziellen Stoppelschein erworben haben. Dieser kann für einen Preis zwischen 7,50 und 15 Euro gekauft werden.

Die Felder der Agrarproduktions- und Handelsgenossenschaft (APH) Hinsdorf sind für die "Stoppler" zwar weniger attraktiv: Kartoffeln oder Gemüse gibt es hier nicht. Nachgelesen wird aber auch bei Mais. Die Körner werden gern als Tierfutter genommen. "Stoppeln dürfen die Leute auch", sagt APH-Geschäftsführer Günther Fischer. "Allerdings nur, wenn sie den noch nicht abgeernteten Mais nicht stehlen."

Und damit spricht Fischer ein Problem an, mit dem auch andere Landwirte zu kämpfen haben. Denn nicht wenige Mitbürger gehen gern auf die nicht abgeernteten Felder, wo es mehr zu holen gibt. Dabei nutzen sie das Stoppeln als Alibi.

"Wenn du nicht aufpasst, wechseln sie im Nu vom abgeernteten Teil des Kartoffelackers in die noch unberührten Reihen", beklagte sich ein Landwirt gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung, der bat, seinen Namen in diesem Zusammenhang nicht zu nennen. "Und wenn du diese Leute dann zur Rede stellst, heißt es, die vielen Kartoffeln stammen von der abgeernteten Fläche." Auch Gerald Pöse vom Pfaffendorfer Hof berichtete darüber, dass auf den Feldern des Unternehmens bereits Erntediebe erwischt worden seien.

Deshalb sind "Stoppler" bei etlichen Bauern nicht besonders beliebt. Dabei sehen sich die Landwirte mit dem Problem "Ernteklau" offensichtlich allein gelassen. "Was hilft es dir, wenn du eine Anzeige erstattest", schilderte zum Beispiel der Bauer, der nicht genannt werden wollte. "Irgendwann kriegst du die Antwort, das Verfahren sei wegen Geringfügigkeit eingestellt worden."