Erlebniswelt Deutsche Sprache Erlebniswelt Deutsche Sprache: Zielgruppe: Alle
Köthen/MZ - „Verrückte“ war im Köthener Schloss sicherlich nicht das meistgebrauchte Wort an diesem Sonnabend, aber es war doch ein erstaunlich oft gebrauchtes. Vor allem dafür, dass es in den Ansprachen , die im Historischen Museum gehalten wurden, eigentlich um die Eröffnung einer neuen Ausstellung, mehr noch: um die Eröffnung eines neuen Museums ging. Aber verrückt - oder wenigstens ungemein ungewöhnlich - war und ist das schon: Während anderswo Museen eher von Schließung bedroht sind oder wenigstens in ihren Öffnungszeiten beschnitten werden, wird in Köthen die „Erlebniswelt Deutsche Sprache“ eingeweiht, ein Universum von Wort und Geschichte auf nicht ganz 200 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Das Ganze ist ein über zwei Jahre gereiftes Projekt der Neuen Fruchtbringenden Gesellschaft, den „Betrieb“ übernimmt wie bei den anderen Museen im Schloss die Köthen Kultur und Marketing GmbH.
Und es ist ein positiv verrücktes Projekt von Uta Seewald-Heeg und Georg Heeg. Nicht von ihnen allein, das ging angesichts ungezählter Helfer und unverzichtbarer Unterstützer am Kern vorbei, aber sicher ist auch, dass es ohne die Heegs die Erlebniswelt nicht geben würde. Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander machte dies auch klar deutlich: Leute, die sagen „man müsste doch...“ oder „da sollte doch mal jemand...“, gebe es viele. Bei Heeg jedoch heiße es. „Ich mache...“. „Und ohne dieses: ,Ich mache’ gäbe es die Erlebniswelt nicht“, so Zander.
Die Erlebniswelt Deutsche Sprache befindet sich im Johann-Georg-Bau und im Ludwigsbau des Köthener Schlosses in den ehemaligen Räumen der Musikschule, die seit deren Umzug in den Marstall ungenutzt waren.
Die Ausstellung gliedert sich in vier Bereiche: Geschichte der Sprache Deutsch, die Zeit der Fruchtbringenden Gesellschaft am Köthener Hof, Sprachspiele und Wortbildung, die deutsche Sprache im 21. Jahrhundert.
Das Museum ist modern konzipiert, mit vielen Bildern und drei interaktiven Multimedia-Stationen. Genutzt werden auch Informationen aus dem Internet, um sie mit einer Oberfläche den Ausstellungsbesuchern nahezubringen. Dafür wurde extra eine Richtfunkverbindung zur KKM im benachbarten Prinzessinhaus aufgebaut.
Noch in der Nacht vor der Eröffnung hatten Heeg und Helfer bis Mitternacht am Aufbau der Ausstellung gearbeitet, am Samstagvormittag noch letzte Kleinarbeiten erledigt - und am Nachmittag war dann vielleicht nicht alles perfekt, aber bereit Besucher zu empfangen.
Kein Wunder also, dass Uta Seewald-Heeg, Vorsitzende der Neuen Fruchtbringenden Gesellschaft, einige Zeit dafür benötigte, denjenigen zu danken, die auf die eine oder andere Weise dem Projekt beiseitegestanden hatten. Ganz abgesehen von den institutionellen Geldgebern, die zur Finanzierung beitrugen, von Lotto Toto bis zur Aktion Deutsche Sprache und der Theo-Münch-Stiftung, waren es auch etliche Handwerker und Privatpersonen, von denen stellvertretend die Mediziner Brigitte und Peter Erdmenger genannt sein sollen, die sich nicht zuletzt mit Bohrmaschine und Wischeimer und Feudel nützlich machten und die Handwerker René Rzepka und Roland Winter, die zwar bei Heeg angestellt sind, aber weit über ein normales Mitarbeiterverhältnis hinaus in der Ausstellung werkelten und schufteten. Immerhin: Erst Anfang des Jahres hatte man erfahren, dass und wo man mit dem Aufbau der Ausstellung loslegen konnte und vollbrachte in kürzester Frist geradezu Unglaubliches.
Wer soll nun die Erlebniswelt besuchen? Mitorganisatorin Julia Schinköthe brachte es auf einen Nenner: „Die Zielgruppe sind: alle“. Das Schloss als Ort des Austauschs und des Lernens - das ist nun wieder alles andere als verrückt. Und der bildungsbeflissene Fürst Ludwig, Sprachwahrer, Schul- und Druckereigründer, der vor Jahrhunderten in den Räumen wohnte, in denen heute die Erlebniswelt zu Hauses ist, hätte bestimmt seine helle Freude daran.