Engagement Engagement: Köthenerin setzt sich für Regenwald ein
Köthen/MZ. - "Ich mag diesen Wald allgemein, er ist sehr schön", sagt Jenny Friedrich. Deshalb liegt der jungen Köthenerin der Schutz des Regenwaldes am Herzen. Für ein Jahr wird sie in Costa Rica für den Erhalt der Wälder an Ort und Stelle kämpfen. Kurz vor der Abreise Anfang September bereitete sie sich in heimischen Gefilden bei iher Mutter Birgit in Köthen auf das Abenteuer im Urwald vor, besuchte noch einmal die Oma, traf sich auf einen Plausch mit Freunden - und genoss noch einmal das durchorganisierten Leben im Wohlstand in Deutschland.
Denn in Costa Rica möchte Jenny Freitag, die derzeit in Stuttgart technischen Umweltschutz studiert, mit ihrem freiwilligen Dienst für den Umweltschutz Praxiserfahrungen für ihr Studium und den bevorstehenden Masterabschluss sammeln. Sie ist eine von insgesamt zwölf jungen Leuten aus der ganzen Bundesrepublik, die sich in diesem Jahr im Rahmen des Freiwilligendienstes "Weltwärts" des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Costa Rica im Projekt "Pro Regenwald" engagieren.
Obwohl die Nachricht von ihrem Abenteuer für ihre Familie schon etwas überraschend kam, dürfte es eigentlich nicht wirklich für Verwunderung gesorgt haben. Denn Jenny Freitag ist eine richtige Weltenbummlerin. Mit 19 Jahren schon verließ sie das heimische Nest. Zwar zuerst nur für ein Maschinenbaustudium an der Hochschule in Köthen. Schnell jedoch zog es die junge Frau zu entfernteren Zielen. Sie lebte ein Jahr lang in Irland, ging dann für ein paar Jahre in die Schweiz und entschied sich schließlich für ein Umweltstudium in Stuttgart.
Die Entscheidung für das Freiwilligenjahr in Costa Rica traf Jenny Freitag ziemlich fix. "Ich habe mich erst Ende Juli dafür beworben", sagt die 27-Jährige. Während einiger mehrtägiger Veranstaltungen zur Vorbereitung des Aufenthalts konnte sie sich bereits mit ihren Mitstreitern anfreunden, gemeinsam mit ihnen arbeiten wird sie in Costa Rica wohl aber nicht.
Denn sie alle werden später im Land verstreut sein. Wo Jenny Freitag dann arbeiten wird, weiß sie bisher noch nicht. Das entscheidet dann die dortige Vermittlungsorganisation. "Ich versuche mich auf jede Situation vorzubereiten", erklärt die Köthenerin gelassen. Die Neugier auf das Abenteuer, was da auf sie zukommt, ist schließlich riesengroß. Und ganz neu ist Lateinamerika für sie auch nicht. Bei einem früheren Aufenthalt in Venezuela hat sie dort bereits Freunde gefunden. "Es ist die Mentalität der Leute dort, die mir so gefällt", sagt die 27-jährige. Und sie freut sich besonders darauf, ganz nah an der Natur zu wohnen.
Bei aller Freude auf das kommende Jahr äußert sie dennoch ein paar kleine Bedenken: "Meine Angst vor dem vielen Regen", nennt Jenny Freitag ein Beispiel und ergänzt: "Was ist, wenn es Tage oder Wochen nur regnet und man nicht raus kann?" Ein anderes Problem, das mit der Verständigung, überlässt sie auf jeden Fall nicht dem Zufall. In einem Einzelkurs lernt sie Spanisch, die dort übliche Landessprache.
Wie sie sich in Costa Rica für den Urwald einsetzen wird, darüber hat sie sich schon genau informiert. Das Pflanzen neuer Bäume wird dazu gehören. Außerdem wird sie in Sachen Abwasserreinigung den Einheimischen beratend zur Seite stehen. Dabei ist ihr durchaus bewusst, dass sie mit ihren Neuerungen nicht immer auf Begeisterung stoßen wird. "Wir können nur Empfehlungen geben", ist sich die Studentin im Klaren. Sie hoffe, dass die Einheimischen ihre Hilfe zur Selbsthilfe annehmen werden. Neben der praktischen Arbeit will sie auch versuchen, vor Ort Spendengelder zu sammeln, um das Projekt voran zu treiben. "Ich weiß, dass das nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist", sagt die Köthenerin. Sie wolle dennoch möglichst viele Menschen für mehr Umweltbewusstsein sensibilisieren.
Ein festes Einkommen hat die Studentin während des Freiwilligendienstes nicht. Ein Taschengeld von 100 Dollar im Monat muss zum Leben ausreichen. Ihren Bedarf an persönlichen Dingen und Bekleidung muss sie auf einen 20 Kilogramm schweren Reisekoffer beschränken. Dabei ist ihr bequemes Schuhwerk wichtiger als schicke Kleider. Auch ihre Schildkröte "Napoleon" bleibt bei Mutter Birgit in Köthen. Obwohl dem Tier das Klima im Regenwald sicherlich sehr gut gefallen würde, wie die 27-jährige findet.
Nach ihrer Rückkehr will sich Jenny Freitag weiter umweltpolitisch betätigen. Denn es sei das, was sie schon in ihrem Maschinenbaustudium habe machen wollen.