1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Köthen
  6. >
  7. Endspurt für Köthener Bachfesttage: Endspurt für Köthener Bachfesttage: Intendant Folkert Uhde: "Bin vom Erfolg überzeugt"

Endspurt für Köthener Bachfesttage Endspurt für Köthener Bachfesttage: Intendant Folkert Uhde: "Bin vom Erfolg überzeugt"

10.07.2018, 09:07
Folkert Uhde.
Folkert Uhde. Heiko Rebsch

Köthen - Letzte Woche hat Folkert Uhde das Programm der diesjährigen Köthener Bachfesttage in der Landesvertretung Sachsen-Anhalts in Berlin vorgestellt.

Jetzt weilte der Intendant wieder in Köthen, um den Endspurt der Vorbereitungen einzuleiten. Für die MZ sprach Karl Ebert mit Folkert Uhde.

Herr Uhde, Hand aufs Herz, Sie planen die 27. Bachfesttage unter anderem mit 60.000 Euro aus dem Ticketverkauf. Wieviel Geld ist auf dem Konto eingegangen?

Folkert Uhde: Bei der Abrechnung am Freitag waren schon etwas mehr als 40.000 Euro in der Kasse. Wir haben allein in den letzten sechs Wochen 10.000 Euro eingenommen. Zudem sind über 260 Tickets reserviert. Die Erfahrung besagt, dass davon auch 80 Prozent genutzt werden. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir die 60.000 Euro einnehmen werden.

Der erste Etatansatz für die Bachfesttage 2018 lag bei 391.000 Euro. Jetzt müssen Sie mit 309.000 Euro auskommen. Schaffen Sie das?
Uhde: Das ist immer so: Für die öffentlichen Förderer müssen stets Finanzpläne aktualisiert werden. Zunächst muss man auf der Einnahmeseite alle Summen einstellen, die man bei den verschiedenen Stellen, ob öffentlich oder privat, beantragt oder angefragt hat.

In der Regel bekommt man weniger als man beantragt hat, und dann passt man die Ausgaben wieder an. Trotzdem muss man langfristige Verabredungen einhalten: Für ein Spitzenensemble wie den Nederlands Kamerkoor muss man schon eineinhalb Jahre vorher eine feste finanzielle Vereinbarung treffen.

„Vor zwei Jahren hatten wir insgesamt zu viele Veranstaltungen für zu wenig Besucher geplant“

Bei den Bachfesttagen 2016 hatten Sie einen Besucherrückgang zu verzeichnen. Für fünf Kurzkonzerte wurden gar keine Tickets abgesetzt. War es da der richtige Weg, bei der letzten Etat-Umschichtung vor allem die Werbekosten zu kürzen?
Uhde: Vor zwei Jahren hatten wir insgesamt zu viele Veranstaltungen für zu wenig Besucher geplant. Dieses Mal werden wir weniger Programm haben, dafür aber mehr Zuschauer. Wir haben vor allem die Anzahl der kleinen Konzerte verringert.

Übrigens bedeutet auch mehr Werbung bzw. Werbekosten nicht gleich mehr Besucher. Wenn die von der Veranstaltung begeisterten Menschen in ihren Netzwerken für uns werben, kommt mehr heraus, als wenn ich zwei, drei Anzeigen mehr schalte. Zudem muss ich den Einsatz der Werbemittel auch immer dem Zuspruch anpassen. Je mehr Karten verkauft sind, umso mehr kann ich klassische Werbung zurückfahren.

Sie haben selbst gesagt, dass vor zwei Jahren die Zahlen nicht gestimmt haben. Welche Lehren haben Sie daraus gezogen?
Uhde: Ich bin der Typ, der nicht nur aus dem Schlechten, sondern auch aus dem Guten seine Lehren zieht. Ich habe bei Besuchern wie Musikern einen großen Enthusiasmus verspürt, obwohl die Zahlen bzw. die Ticketeinnahmen nicht gestimmt haben.

Das wiederum hat mich in der Auffassung bestärkt, dass eine neue Konzeption eine Runde braucht, um auch finanziell zum Tragen zu kommen. Viele der Besucher von vor vier Jahren reisen aus Altersgründen nicht mehr nach Köthen.

Aber ja, dieser Strömungsabriss beim älteren Publikum war stärker, als ich das erwartet hatte. Und die Bachfesttage waren auch weniger bekannt, als ich angenommen hatte. Es gab einfach keine Netzwerkbildung, kaum überregionale Werbung, kein Marketing. Da haben wir neue Wege beschritten.

In diesem Jahr wollen die Köthener Bachfesttage verstärkt auf Künstler aus der Region setzen

Welche?
Uhde: Wir haben vor zwei Jahren, wie auch in diesem Jahr, auf die Netzwerke der internationalen Künstler wie des BachCollektivs gesetzt. Die tragen die Begeisterung für Köthen und die Bachfesttage in die Welt. Und wir werden in diesem Jahr verstärkt auch auf Künstler aus der Region setzen.

Der Dessauer Christoph Reuter beispielsweise ist einer der begabtesten Pianisten, den ich kenne. Er hat die Leute bereits im Mai mit seiner Band in der Jakobskirche begeistert. Der Köthener Cembalist Nick Gerngroß wird dabei sein. Martina Apitz wird eine Neuauflage des Orgel-Programms von vor 150 Jahren spielen, mit dem dieses Instrument eingeweiht wurde. Und die Musikschule Köthen wird beim Schlossfest am 1. und 2. September auftreten.

Wer sind die bekanntesten internationalen Gäste?
Uhde: Der ursprünglich aus Rumänien stammende Valer Sabadus gehört zu den besten Countertenören der Welt. Der Nederlands Kamerkoor mit seinem Leiter Peter Dijkstra sind in internationalen Chorszene legendär.

Die Tschechin Hana Blazikova zählt seit einigen Jahren zu den gefragtesten Sopranistinnen für Alte Musik und auch über Violinistin Midori Seiler muss man in Köthen nicht viele Worte verlieren.

Veranstaltungen in Landsberg und Wittenberg auch weiterhin wichtig, um die Gäste zu unterhalten

Es gab auch immer Kritiker, die eine Konzentration auf Köthen für ausreichend hielten, und gegen die Konzerte in anderen Orten argumentiert haben. Standen die einmal zur Disposition?
Uhde: Nein. Die von außerhalb angereisten Gäste bleiben über mehrere Tage. Und denen wollen wir auch tagsüber etwas bieten. Also zeigen wir ihnen mit Landsberg und Wittenberg die Region und bieten dort etwas an. Das A-Capella-Konzert in Landsberg wird in diesem Jahr die Besonderheit haben, dass es in zwei Hälften geteilt ist.

Wir beginnen in der Doppelkapelle St. Crucis und setzen es dann nach einem Pausenspaziergang in der Stadtkirche St. Nicolai fort. Und in Wittenberg liegen die Wurzeln der Reformation, ohne die Bachs Musik nicht zu denken wäre.

Verspüren Sie einen Druck, dass das Intermezzo Folkert Uhde in Köthen enden könnte, wenn die Zahlen wieder nicht stimmen?
Uhde: Druck mache ich mir selber und ich bin auch immer auf Gegenwind vorbereitet. Aber ich gehe sportlich an die Aufgabe und bin vom Erfolg überzeugt. Ich möchte mich langfristig in und für Köthen engagieren.

Der Endspurt hat begonnen. Was ist jetzt, sieben Wochen vor dem Start am 26. August, noch zu tun?
Uhde: Jetzt geht es in die Feinabstimmung. Da müssen Probenpläne erarbeitet werden. Wir müssen uns um die Logistik kümmern, die An- und Abreisen der Künstler organisieren. Wir werden kleine Videos drehen und im August auch noch eine Programm-Vorstellung vor Ort haben. (mz)