Eltern müssen draußen bleiben Eltern müssen draußen bleiben: So feierten Abiturienten des Köthener Ludwigsgymnasiums Abschluss

Köthen - Ohne Eltern und Freunde feierten etwa 90 Abiturienten am Samstag ihren Abiball. „Wir sind froh, dass es heute überhaupt stattfindet“, sagte Maike Lucius vom Abikomitee. Denn auch das stand lange Zeit in den Sternen. Ursprünglich wollten die Schüler mit mehr als 200 Personen im großen Rahmen im Kulturzentrum Weißandt-Gölzau feiern. Das Motto: „Abiversal Studios - ab jetzt führen wir Regie“. Doch Regie führt wer anderes: das Coronavirus. Ein Abiball im großen Rahmen war nicht drin.
Über Umwege kamen sie schließlich auf die Location der Crêperie „Lorette“. „Anfangs waren wir alle traurig, dass wir nur unter uns feiern können“, erzählt die 19-Jährige. „Aber heute ist jeder einfach nur glücklich hier zu sein“, sagt sie weiter.
Für die anwesenden acht Lehrer und auch für die Schüler zur eigenen Zelebrierung gab es ein kleines Programm in abgespeckter Form: Eröffnungswalzer, Abitanz und zum Abschluss noch ein Männerballett. „Natürlich ist es schade, wenn keiner unsere Arbeit sieht, jubelt und klatscht“, sagt die Abiturientin.
30.000 Euro waren letztendlich für den großen Abschlussball zusammen gekommen
Denn das ursprünglich geplante Programm war um ein vielfaches größer und sollte vor Publikum präsentiert werden. Danksagungen, Chorauftritt bis hin zum abschließenden Feuerwerk sollten da das Ende der Schulzeit einläuten. Aber wegen Corona alles ausfallen lassen, kam für die Abiturienten nicht in Frage.
Über ein Jahr schon hatte der Jahrgang für die Choreos geprobt, das Geld für den langersehnten Abiball wurde über fast zwei Jahre gesammelt. 30.000 Euro waren letztendlich für den großen Abschlussball zusammen gekommen - von Oberstufenpartys und monatlichem Einzahlen der Schüler und Eltern.
Am Ende blieben vom Gesparten knapp 22.000 Euro übrig. Warum? Weniger Leute, weniger Kosten. „Wir hatte auch für die Deko ganz anderes geplant, aber das hatte sich dann einfach nicht mehr gelohnt“, sagt Abiturientin Anna-Mae Sixtus. Das übrige Geld wird aufgeteilt und an die Schüler zurück überwiesen.
Dass der Abiball nach hinten verlegt wurde, hatte auch etwas Gutes
Am Ende wurde es trotzdem ein schöner Abend bei strahlendem Sonnenschein. In eleganten Kleidern und Anzügen blieben sie ihrem Motto dennoch treu und präsentierten sich wie Filmstars auf einem roten Teppich. Bevor die jungen Erwachsenen in alle Himmelsrichtungen ausschwärmen, wurde noch einmal ordentlich gefeiert - und da war es mitunter wohl gar nicht so verkehrt, dass Eltern und Verwandte als Aufpasser fehlten.
Dass der Abiball nach hinten verlegt wurde, hatte auch etwas Gutes. „Viele wissen mittlerweile, was die Zukunft bringen wird“, berichtet Maike Lucius. So kann man sich noch mal austauschen und Tipps mit auf den Weg geben. Auch für sie steht der nächste Schritt schon fest. Es geht nach Rostock zum Studium - Biomedizintechnik. Auch Anna-Mae Sixtus verlässt die Bachstadt. In Erfurt wird sie Kommunikationswissenschaften studieren.
Ob der kommende Jahrgang einen geregelten Abiball feiern kann, ist noch unklar. Fest steht, die Planung wird auch hier bereits laufen. „Sie werden auf jeden Fall Probleme mit der Finanzierung haben, weil viele Partys als Einnahmequellen weggefallen sind“, sagt Maike Lucius. (mz)
