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Ein Rezept von Dr. Sickel: Arbeiten, um fit zu bleiben

Von Wladimir Kleschtschow 06.10.2006, 16:01

Wulfen/MZ. - Nach Angaben von Kammerpräsident Dr. Henning Friebel wird die Ehrennadel an Persönlichkeiten verliehen, die sich "in herausragender Weise für die medizinische Versorgung der Bevölkerung eingesetzt haben oder sich im Besonderen um das Ansehen des ärztlichen Berufes verdient gemacht haben".

Im Fall von Dr. Sickel kann das Wörtchen "oder" mit vollem Recht durch "und" ersetzt werden. Der Landarzt ist in Wulfen beliebt, weil er sich hier seit 40 Jahren um die Gesundheit seiner Patienten kümmert - oft genug außerhalb der Sprechzeiten, zu jeder Tages- und Nachtzeit. "Ich kann doch nicht sagen ,Leute, ich habe jetzt keinen Dienst' und die Patienten wegschicken", so der Mediziner. "Wenn es klingelt, muss ich raus."

Heinz-Jürgen Sickel erinnert sich daran, wie er als 25-jähriger Arzt nach seinem Studium in Jena nach Köthen, dann nach Wulfen kam und die ersten Patienten behandelte. Etwas bange war ihm schon. "Theoretisch war ich gut vorbereitet, es fehlte an praktischen Erfahrungen", konstatiert der heute 65-Jährige. "Da hatte ich oft Herzklopfen, was ich den Patienten natürlich nicht zeigen durfte."

Der Naumburger hat sich gut in Wulfen eingelebt, obwohl in der hiesigen Landschaft im Gegensatz zu seiner Heimat weit und breit keine Berge zu sehen sind. Die Wulfener haben ihren Doktor ins Herz geschlossen. Dies brachten sie manchmal mit einem geschenkten Korb frischer Erdbeeren oder anderen Landwirtschaftsprodukten zum Ausdruck - man ist eben auf dem Lande. Selbst Patienten, die aus Wulfen nach Köthen gezogen sind, wollen von ihm weiter behandelt werden. Der Arzt fühlt sich in Wulfen längst heimisch. "Es ist ein netter Menschenschlag hier", sagt er auf die Frage, warum er für immer im Dorf geblieben ist.

Es ist nicht nur die ärztliche Ethik, es sind christliche Werte, von denen sich Heinz-Jürgen Sickel auch als Mediziner leiten lässt. "Du sollst deinen Nächsten lieben - das ist für mich der wichtigste Grundsatz", sagt er. "Denn noch allzu oft neigen wir dazu, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen." Der gläubige Christ ist ein Mormone - also ein Angehöriger der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, die sich viel mit dem Sinn des Lebens beschäftigt. Der Mediziner nimmt aktiv an der Tätigkeit der Köthener Kirchengemeinschaft teil.

Dem 65-jährigen Arzt sieht man sein Alter überhaupt nicht an. Das mag zum einen daran liegen, dass er immer Sport trieb. Fußball und Volleyball spielt er zwar nicht mehr, Tennis gab er jedoch nicht auf. Der Mediziner selbst kennt ein weiteres Rezept, möglichst lange fit zu bleiben. "Es ist Arbeit", sagt er. "Auch meinen Patienten sage ich immer wieder: Sie brauchen eine Aufgabe. Das hält jung."

Sickel selbst mangelt es an Arbeit nicht. Sie zu bewältigen hilft seine Frau, die den seltenen Vornamen Frigga trägt. "Sie hat an meinen Leistungen den Hauptanteil: Sie hält mir den Rücken frei", erklärt er dankbar. Zum Beispiel bei der Erziehung der Kinder, von denen drei auch in Wulfen leben.

An Arbeit als Rezept zum Fitbleiben hält der Wulfener Landarzt konsequent fest. Obwohl im so genannten Rentenalter, denkt er nicht an Aufhören. "Ich mache weiter, solange ich kann", versichert er. Zieht sich der Mediziner doch einmal zurück, verwaist die Praxis nicht. Seine Tochter Dr. Cornelia Staiger, die bereits heute unter einem Dach mit dem Vater arbeitet, wird sie weiter führen.