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Stolz auf 30 Jahre Ein Familien-Baustoffhandel aus Kleinpaschleben blickt auf abenteuerliche Anfänge zurück

Von Doreen Hoyer 10.10.2021, 12:00
Seit 30 Jahren im Geschäft: Karsten Pfeiffer, seine Mutter Sabine und Schwester Janet Adler (v. l.) freuen sich über das Erreichte.
Seit 30 Jahren im Geschäft: Karsten Pfeiffer, seine Mutter Sabine und Schwester Janet Adler (v. l.) freuen sich über das Erreichte. Fotos: Ute Nicklisch

Kleinpaschleben/MZ - Sabine Pfeiffer hat etwas, das sich andere für ihr Geschäft sehnlichst wünschen: Nachfolger, gleich zwei. Ihre Kinder Janet Adler und Karsten Pfeiffer stehen bereit, den Baustoffhandel der Familie in die Zukunft zu führen, so dass er hoffentlich noch viele Jahre besteht.

Einstweilen aber feiert Pfeiffer’s Holz und Baustoff GmbH in diesem Jahr 30-jähriges Bestehen. Und Seniorchefin Sabine Pfeiffer kann sich noch gut an die Anfänge ab 1991 erinnern. Mit ihrem Mann Hartmut zog sie von Wittenberg nach Kleinpaschleben, um sich dort mit Unterstützung der Schwiegereltern eine Existenz aufzubauen.

Eigentlich, so Sabine Pfeiffer, hätte sie ja gern eine Modeboutique eröffnet. Schließlich ist sie Schneiderin. Es wurde dann aber ein Baustoffhandel, denn Hartmut Pfeiffer machte sein Hobby, seine Leidenschaft für Holz, zum Beruf.

Die Schwiegereltern stellten die Räumlichkeiten: Das letzte Schwein in ihrem Stall wurde geschlachtet und ebendieser Stall zum Verkaufsraum umgebaut. Im Obergeschoss waren zunächst Wohnraum und Büro gleichermaßen. Am Anfang gab es im Geschäft nicht viel, erinnert sich die 67-Jährige. „Ein paar Regale mit einigen Büchsen Farbe und Zollstöcken, dazu Dachlatten - das war’s im Großen und Ganzen schon.“ Nach und nach, vorsichtig, habe man das Gelände und das Sortiment erweitert, immer darauf bedacht, sich nicht zu übernehmen.

Erste Bestellungen wurden über die Telefonzelle im Ort abgewickelt

Am Anfang gab es noch kein Telefon im Geschäft. Also wurden Bestellungen über die Telefonzelle im Ort weitergegeben. Sabine Pfeiffer erinnert sich auch noch daran, wie sie 1991 nur mit einem Auto samt Anhänger nach Göttingen fuhr, um an Material zu kommen - und wie manche sie und ihrem Mann belächelten, wenn sie von den Plänen hörten. „Einige haben vielleicht gedacht, nach einem Jahr machen wir wieder zu. Da haben sie sich getäuscht.“ 1994 kam eine Verkaufsstelle in Groß Rosenburg dazu. „Wir haben wirklich Tag und Nacht gearbeitet“, erinnert sich Sabine Pfeiffer an die Anfangszeit. Und wenn es manchmal nicht mehr weiter zu gehen schien, dann habe sich die Familie immer an folgendes Motto gehalten: Kopf aus dem Sand, Luft holen und weiter!

Janet Adler hilft gern, zum Beispiel bei der Fliesenauswahl.
Janet Adler hilft gern, zum Beispiel bei der Fliesenauswahl.
Ute Nicklisch

Bei so viel Engagement für den Baustoffhandel war klar, dass die beiden Kinder Karsten und Janet mit dem Geschäft und der Arbeit dort aufwachsen. Dass die beiden irgendwann vielleicht ganz andere Berufe ergreifen, wie es oft in Familien vorkommt - hier kaum denkbar. Stattdessen übernehmen die beiden verschiedene Bereiche: Karsten Pfeiffer berät Kunden zum Beispiel zur energetischen Sanierung, Janet Adler hilft unter anderem, wenn jemand neue Fliesen oder Bodenbeläge sucht. „Viele können sich erstmal gar nicht vorstellen, wie dieses oder jenes dann bei ihnen daheim aussehen würde“, sagt sie. Die 42-Jährige hilft da gern. Auf Werbung, sagt ihre Mutter Sabine Pfeiffer außerdem, habe man nie groß gesetzt. „Was hilft, ist Mund-zu-Mund-Propaganda.“ Vom Keller bis zum Dach alles abzudecken, das ist der Anspruch der Familie und auch für die Gartengestaltung gibt es etwas.

Wetter-Unbilden haben das Unternehmen gleich drei Mal ziemlich getroffen

In den 30 Jahren der Firmengeschichte haben Pfeiffers aber nicht nur schöne Dinge erlebt. Karsten Pfeiffer zählt auf: 2004 zog eine Windhose durch die Region. 2011 zerschlug ein Unwetter mit Hagel das 20-jährige Jubiläum. Und 2013 kam dann das Hochwasser.

An den Wänden ist eine große Zollstocksammlung zu sehen.
An den Wänden ist eine große Zollstocksammlung zu sehen.
Ute Nicklisch

2017 starb der Ehemann, Vater und Firmengründer Hartmut Pfeiffer. Im Geschäft erinnert noch vieles an ihn - zum Beispiel die große Zollstocksammlung an den Wänden. Dass ihre Kinder den Kopf oben halten und sukzessive die Leitung übernehmen, macht Sabine Pfeiffer stolz: „Ich bin froh, dass die beiden das machen.“ Nachfolger suchten schließlich gerade viele Familienbetriebe, manche vergeblich. „Wir bleiben dieser kleine Familienbetrieb“, betont Sabine Pfeiffer - keine Filiale einer großen Baumarktkette. „Besonders wichtig ist die gute Beratung. Darum können wir uns halten.“

Eine zünftige Feier für das große Jubiläum gab es noch nicht; die Pandemie und immer neue Regeln machen es schwer, derlei zu organisieren. Aber nachgeholt werden soll die Feier auf alle Fälle, sagen die drei Pfeiffers unisono. Wie sie auch nicht müde werden an diesem Tag, sich bei vielen Leuten zu bedanken: bei treuen Kunden, Mitarbeitern und Geschäftspartnern zum Beispiel.