Edeka auf altem BMK-Gelände Edeka auf altem BMK-Gelände: Köthens Ex-OB Rainer Elze sieht Bedrohung für Innenstadt

Köthen - Rainer Elze hat keinen Zweifel: „Für die Innenstadt wäre es definitiv schädlich, wenn sich in der Halleschen Straße ein Edeka-Vollsortimer ansiedeln würde.“ Edeka bringe keine zusätzliche Kaufkraft in die Innenstadt und nutze nur dem Investor, ist sich der Ortsvereinsvorsitzende der SPD sicher.
Für Elze steht noch mehr dahinter: Der einstige Oberbürgermeister der Stadt Köthen sieht auch ein Stück weit sein Lebenswerk gefährdet. Zu dem nicht zuletzt der Umstand zählt, die Innenstadt in einer Weise am Leben gehalten zu haben, wie es nicht überall in vergleichbaren Städten Sachsen-Anhalts gelungen ist.
Die Argumente für seinen Betrachtungsansatz entnimmt Elze den beiden Analysen zur Köthener Innenstadt - die übrigens beide von derselben Firma angefertigt wurden; eine im Jahr 2006 als Einzelhandelskonzept, die andere jetzt im Auftrag des Investors. „Im Jahr 2006 hatte die Analyse beispielsweise ergeben, dass bei der Nahversorgung mit Lebensmitteln keine Erweiterung der Verkaufsfläche erforderlich sei“, so Elze.
Einzelhandelskonzept spricht von Rückgang der Bevölkerung und Reduktion des Kaufkraftvolumens
Was mit Sicherheit auch daran liegt, dass das Einzelhandelskonzept damals in einem Ausblick bis 2015 sowohl einen Rückgang der Bevölkerung in dem beschriebenen Gebiet prognostiziert als auch eine Reduktion des Kaufkraftvolumens. „Punkt 1: Den Bevölkerungsrückgang hat es nachweislich gegeben. Punkt 2: Die Kaufkraft der Köthener ist seitdem auch deswegen geringer geworden, weil seit dieser Zeit viel mehr Geld in den Onlinehandel fließt. Auch das ist Kaufkraft, die in der Innenstadt fehlt.“
In so einer Situation würde ein Vollsortimenter mit einem geplanten Jahresumsatz von sieben Millionen Euro und mit einem bestimmten Non-Food-Angebot, sei es auch noch so klein, Anbietern in der Innenstadt Umsatz in einem existenzbedrohenden Ausmaß entziehen, befürchtet Elze. „Wenn dann behauptet wird, die Verlagerung von Jahresumsatz in Höhe von bis zu 500.000 Euro von den Läden der Innenstadt zu Edeka bedeute keine Existenzgefährdung für die kleinen Geschäfte, dann ist das einfach falsch.“
Wer das behaupte, habe schlicht keine Ahnung, „wo Existenzgefährdung anfängt“. Angenommen, es gebe 20 Geschäfte in der Innenstadt, die von den Non-Food-Angebot bei Edeka betroffen wäre, „so reden wir von durchschnittlich 25.000 Euro Umsatz pro Geschäft, die dann fehlen würden - da knipsen hier einige schon das Licht aus.“ Und jedes leerstehende Geschäft sei eine Narbe im Gesicht der Innenstadt.
Man geht von einem Laufradius von 750 Metern um den Edeka-Standort aus
Kritisch sieht Elze auch die Bevölkerungszahlen, mit denen in der 2018-er Analyse gearbeitet wird. „Man geht von einem Laufradius von 750 Metern um den Edeka-Standort aus - dort sollen angeblich 8.890 Einwohner leben. Das ist viel zu hoch angesetzt. Anhand der Wahlunterlagen kann man für diesen Bereich von etwa 4.200 Einwohner ausgehen.“
Womit aus Elzes Sicht die Nahversorgerfunktion der Einrichtung in ihrer Bedeutung schlagartig heruntergestuft werde. Dass der Investor selbst nicht an diese Funktion glaube, liest Elze auch an der Zahl der geplanten Parkplätze ab. Die lasse erkennen, dass man nicht auf Laufkunden eines Nahversorgers setze, sondern auf Pkw-Kundschaft.
Elze sieht Edeka auch nicht als „Magnetbetrieb“ , um mehr Leute in die Innenstadt zu locken. Andersherum werde ein Schuh draus - Edeka in der Halleschen Straße bedeute Funktionsverlust für die Kleine Wallstraße. „Das muss mir mal einer erklären, wie das die Attraktivität der Innenstadt steigern soll.“ Es sei unstrittig, dass der städtebauliche Missstand in der Halleschen Straße beseitigt werden müsse, „Auf der Fläche ist für mich vieles Vorstellbar, aber kein Zusatzverkauf, weil Köthen den nicht braucht.“ (mz)