DRK-Wohnungen Köthen DRK-Wohnungen Köthen: Kaputter Lift: Bewohnerin im Rollstuhl fühlt sich isoliert

Köthen - „Ich fühle mich wirklich eingesperrt“, betont Ingrid Hubert immer wieder. Sie fährt in ihrem Rollstuhl in ihrer Ein-Zimmer-Wohnung auf und ab, während sie erzählt.
Fahrstuhl in der Wohnanlage ist bereits seit über zwei Wochen kaputt
Bereits seit über zwei Wochen sei der Fahrstuhl in der Wohnanlage des Deutschen Roten Kreuzes in der Bärteichpromenade kaputt, sie sehe keine Möglichkeit, anders von ihrer Wohnung in der ersten Etage aus das Haus zu verlassen.
Verschiedene Alternativen wurden vom DRK angeboten
Dabei habe man der 72-Jährigen verschiedene Alternativen angeboten, betont DRK-Kreisgeschäftsführerin Jeannette Wecke. „Sonst bin ich jeden Tag zur Tagespflege gefahren - das kann ich jetzt nicht mehr machen“, erzählt die Seniorin, sie fühle sich deshalb auch sozial isoliert.
„Wir haben Ingrid Hubert vorgeschlagen, in die Tagespflege in unserem Haus zu wechseln, dann würden wir sie hinuntertragen“, erzählt Wecke, das habe die Seniorin jedoch abgelehnt. „Ich möchte mich nicht immer umgewöhnen“, begründet Ingrid Hubert, in ihrer Tagespflege „An der Rüsternbreite“ gefalle es ihr gut.
Wechsel der Tagespflege würde „Treppensteiger“ ermöglichen
Doch mit dem Wechsel in die DRK-Tagespflege würden auch die Gelder der Pflegekasse umgeleitet: Dann gebe es für das DRK die Möglichkeit, für Ingrid Hubert einen „Treppensteiger“ einzurichten, schildert Wecke.
Ingrid Hubert ist zwar die einzige Bewohnerin, die auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Andere seien dennoch betroffen, erzählt die 72-Jährige, schließlich bräuchten viele einen Rollator oder könnten generell nicht mehr gut Treppen steigen.
Neuer Fahrstuhl wurde bereits im vergangenen Sommer bestellt
„Für mich ist die einzige Möglichkeit, dass der Aufzug repariert wird - und zwar schnell“, betont Hubert. Das jedoch sei für das DRK keine Alternative, erklärt Wecke.
Der Fahrstuhl sei vor zwei Wochen so sehr kaputt gegangen, dass sich eine Reparatur nun nicht mehr lohnen würde. „Wir haben bereits im vergangenen Sommer einen neuen Fahrstuhl bestellt“, erzählt Wecke, doch zaubern könne sie schließlich nicht - erst Ende April solle der alte, defekte Lift aus- und ein neuer Anfang Mai eingebaut werden.
Reparatur des alten Aufzuges würde mit 5000 Euro zu Buche schlagen
„Wir haben der zuständigen Firma die Lage natürlich geschildert und um ein beschleunigtes Arbeiten gebeten, aber auch da gibt es immer Lieferfristen.“
Während der neue Fahrstuhl bereits mit rund 50 000 Euro zu Buche schlage, würde eine Reparatur nochmals rund 5 000 Euro kosten - sehr viel Geld für einen Fahrstuhl, der dann nur noch zwei Monate in Betrieb wäre.
Bewohnerin sieht weitere Probleme in der Betreuung durch die Tagespflege
Doch in ihren Augen gibt es im Fall von Ingrid Hubert noch ein ganz anderes Problem: Eigentlich, so Wecke, sei die Tagespflege der Seniorin in der Pflicht, wenn es um den Transport von der Wohnung zur Tagespflegeeinrichtung gehe.
Doch, so erzählt es Ingrid Hubert, ihre Tagespflege hole sie nur vor dem Haus ab. Man habe ihr allerdings angeboten, diesen „Service“ für 18 Euro pro Transport zu übernehmen. „Das ist überhaupt nicht rechtens“, betont Wecke, es sei rechtlich festgelegt, dass der Transport von der Wohnung gewährleistet sein muss.
DRK kommt den Bewohnern mit Kostenreduzierungen entgegen
Dennoch habe das DRK Ingrid Hubert angeboten, diese Kosten für sie zumindest einmal pro Woche zu übernehmen, damit sie zu ihrer Tagespflege fahren könne. „Zusätzlich haben wir für alle Mieter eine Mietreduzierung von 15 Prozent eingeführt“, betont Wecke.
Fahrstuhl stellt im Mietvertrag keine Vorschrift dar
Da im Mietvertrag der Lift nicht Voraussetzung sei, komme das DRK den Mietern somit schon sehr entgegen. „Man sollte auch bedenken, dass wir altersgerechtes Wohnen anbieten - nicht behindertengerechtes Wohnen“, sagt die DRK-Geschäftsführerin.
Dennoch könne sie die Lage der Bewohner, insbesondere die von Ingrid Hubert, natürlich verstehen. „Ich würde das doch auch nicht wollen, dass ich in der Wohnung bleiben müsste.“
Schließlich könne sie aber keinen neuen Fahrstuhl herbeizaubern. Aber beispielsweise könnten die Bewohner einen Transport aus den Wohnungen ins Erdgeschoss auch über die Mietminderung „refinanzieren“ - das Problem liege aber eindeutig bei der Tagespflege „An der Rüsternbreite“, die den Zusatzbetrag überhaupt erst verlange.
Pflegekasse bewilligt zusätzliche Kosten von 17 Euro pro Transport
Dort stellt sich die Situation allerdings anders dar: Von der Tagespflege sei der „wirtschaftliche Mehraufwand“ nicht zu leisten. Deshalb hat sich die Leiterin der Tagespflege und Seniorenbetreuung „An der Rüsternbreite“ an die Pflegekasse gewandt.
„Die hat eingewilligt, dass die zusätzlichen Kosten von 17 Euro pro Transport übernommen werden“, verkündet Jessica Hermann. Das ermögliche es der Tagespflege, Ingrid Hubert ab kommender Woche zumindest dreimal wöchentlich zur Tagespflege abzuholen (mz)