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Draußen auf Tour Draußen auf Tour: Akener Kita mit besonderer Vorbereitung auf die Grundschule

Von Sylke Hermann 20.06.2020, 10:00
Sind jetzt echte Waldfüchse, weil sie viel über ihre Heimat wissen: die große Gruppe in der Akener Kita „Lebensfreude“.
Sind jetzt echte Waldfüchse, weil sie viel über ihre Heimat wissen: die große Gruppe in der Akener Kita „Lebensfreude“. Ute Nicklisch

Aken - Leni kommt im Sommer in die Schule. Doch gerade genießt sie die letzten Wochen im Kindergarten. Sie kann ihre Freunde sehen, mit ihnen spielen, erzählen. Und dann ist Lenis Familie gerade in ein neues Zuhause gezogen. Mit großem Garten. Für Stefanie Böttcher, Lenis Mutter, ein ziemlicher Glücksfall. Denn so lässt sich die Ende August bevorstehende Einschulung entspannt mit den Bestimmungen der Corona-Zeit vereinbaren. Genug Platz ist da.

Stefanie Böttcher arbeitet in einer Schule in Köthen als pädagogische Mitarbeiterin und hat hautnah erlebt, wie sich das Virus auf ihre Arbeit auswirkt. Eine zeitlang ist auch sie zum Nichtstun verdammt, weil die Schulen geschlossen sind. Sie informiert sich viel, auch über die Umstände der Einschulungen, „aber es wurde nicht besser, sondern schlimmer“, erinnert sie sich an die unkonkrete Nachrichtenlage.

„Wir werden den Tag für Leni genauso gestalten, als wäre es eine ganz normale Einschulung“

Irgendwann beschließt sie, einfach abzuwarten. Unabhängig davon, was der Gesetzgeber bis Ende August eventuell regelt, hat die 32-Jährige mit ihrem Partner entschieden: „Wir werden den Tag für Leni genauso gestalten, als wäre es eine ganz normale Einschulung. Wir stehen früh auf, ziehen uns was Hübsches an, machen was Schönes zusammen.“ Es wird Erinnerungsfotos mit Zuckertüte geben, Gäste werden da sein, man isst lecker und feiert gemeinsam. Das ist der Plan - trotz Corona.

Die Familie will sich einfach nicht verrückt machen lassen. „Es ist noch so viel Zeit.“ Zeit, die ihre Tochter gerade im Kindergarten „Lebensfreude“ in Aken in vollen Zügen genießt. Stefanie Böttcher weiß, dass der Kindergarten die Großen nicht ohne Fest verabschieden wird. Auch wenn es andere Umstände sind, unter denen die Sechsjährigen den Übergang von der Kindergarten- zur Schulzeit erleben. Auch ihre Tochter nimmt bald Abschied von der „Lebensfreude“. Doch im Moment überwiegt die Begeisterung, ein richtiger „Waldfuchs“ zu sein.

Waldkindergarten lässt Vorschulkinder ihre Umgebung besser kennenlernen

Schon vor einem Jahr, erzählt Beate Endert, Erzieherin der Großen, habe man angefangen, sich als Waldkindergarten zu profilieren. Dazu zählt, dass die Vorschulkinder ihre Umgebung besser kennenlernen und genau unter die Lupe nehmen. Das Virus lässt zwar einige Aktivitäten augenblicklich nicht zu, wie den Besuch des Hofs Heinrich in Diebzig oder im Köthener Naumann-Museum. Deshalb habe man etwas umdisponiert und den Radius kleiner gezogen.

Die Mädchen und Jungen entdecken ihre Heimat Aken. Die Türme, die Straßen, die Elbe, die Fähre. „Wir waren jeden Tag draußen - immer mit einem Auftrag“, berichtet Beate Endert. Und immer mit dem Anspruch, ihnen etwas zu vermitteln. Vor allem über die Natur. Mittlerweile kennen sich die Fast-Schulkinder so gut in ihrer Stadt aus, dass sie nun den offiziellen Waldfuchspass erhalten haben.

Der Saal des Schützenhauses in Aken ist in Corona-Zeiten mehr denn je gefragt - nicht nur für Sitzungen des Stadtrates oder der Ausschüsse. Am Dienstagabend, 16. Juni, nutzte ihn die Grundschule „Werner Nolopp“ für einen Elterninformationsabend.

Im Mittelpunkt standen die künftigen ersten Klassen. Pro Kind durfte jedoch nur ein Elternteil dabei sein, um die maximal mögliche Personenzahl nicht zu überschreiten, wie die Schule auf ihrer Internetseite informierte.

In Sachsen-Anhalt feiern die Mädchen und Jungen am 29. August ihre Einschulung - unter besonderen Umständen.

Ein Zuckertütenfest soll es am Ende auch noch geben

Für die Erzieherin, die gemeinsam mit dem Heilpädagogen Jens Jesiolkowski 14 Kinder in der großen Gruppe betreut, eine wichtige Etappe bis zur Einschulung. Und für die Kinder eine tolle Erinnerung an ihre Zeit in der „Lebensfreude“. Ein Zuckertütenfest soll es am Ende auch noch geben. In welcher Form kann im Augenblick allerdings niemand sagen. „Wir müssen von Woche zu Woche gucken, was möglich ist. Aber wir werden die Kinder nicht sang- und klanglos gehen lassen“, versichert Beate Endert.

Und selbst wenn die Zeit im Kindergarten gerade richtig spannend ist, „sie denken schon an ihre Zuckertüten“, gesteht die Erzieherin, dass das Einschulungsthema durchaus präsent ist. Trotz jeder Menge Ablenkung.

Ablenkung hat auch Lenis Familie nach dem Umzug vor wenigen Tagen. Wie die Einschulungsfeier im Detail ablaufen und wer dabei sein darf, „das werden wir alles rechtzeitig erfahren“, ist Stefanie Böttcher überzeugt. Vielleicht schon am Abend im Schützenhaus, wenn die Schule die Eltern informiert. (mz)