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Domäne Badetz Domäne Badetz: Ex-Berliner serviert Geflügel und Lamm aus eigenem Tierbestand

Von Susann Salzmann 06.05.2018, 10:00
Volker Bohnhoff preist seine Gerichte auf dem Bett im Hintergrund an.
Volker Bohnhoff preist seine Gerichte auf dem Bett im Hintergrund an. Susann Salzmann

Badetz - Anderer Ort, anderer Beruf, anderer Fokus: Volker Bohnhoff schenkt seit 28 Jahren einem historischen Schätzchen seine Zeit. Der 55-Jährige erzählt mit Pathos. Die „Auserwählte“: Die Domäne Badetz, einst herzogliches Gut und ehemaliger Wirtschaftshof der Schlossanlage „Friederikenberg“. „Ein dürrer Strauch fegte über den Boden, woanders knarrte eine Tür, die nur noch an einem Scharnier hing“, denkt der Ur-Berliner an die sich ihm einst bietende „Western-Szenerie“ zurück.

Er stieß auf seinen gegenwärtigen Lebenstraum. Nur im Dornröschenschlaf. Was der Liebe auf den ersten Blick für das Objekt folgt, sind 1990 der Objektkauf und aufwendige, langjährige Sanierungsarbeiten.

Seit fünf Jahren ist die Domäne-Küche Volker Bohnhoffs neues Arbeitsrevier

Mit einer Silvesterparty 1993/94 beginnt schließlich seine neue Herausforderung als Gastronom. Bis 2009 tanzt Bohnhoff im übertragenen Sinn auf zwei Hochzeiten: Einmal ist er im Baugewerbe verhaftet, andererseits treibt er seine Gastronomie mit Pensionsbetrieb voran. „Nun gehe ich nur noch meinem Hobby nach“, bekräftigt der gelernte Kaufmann.

Seit fünf Jahren ist die Domäne-Küche sein neues Arbeitsrevier. Vielleicht, überlegt er, hat er seine Affinität fürs Kreieren der Gerichte von seiner Mutter vererbt bekommen. Das Kochen mit frischen Produkten hat sie ihn gelehrt. Viele andere Küchenraffinessen habe sich Bohnhoff angelesen oder von einem ehemaligen Koch abgeschaut. „Ich koche sogar noch Knochen aus, um Soße zu binden“, erzählt er.

Bohnhoff serviert Fleisch aus eigenem Tierbestand – Wild kommt aus angrenzenden Wäldern

Auf den Tellern landen deutsche Gerichte aus gutbürgerlicher Küche. Vom Putengulasch bis zur Lammbulette: Geflügel, wie Pute und Gans, stamme genau wie die angepriesenen Lammgerichte aus eigenem Tierbestand. Hin und wieder liefern ihm Jäger zu. Sie seien die Quelle für „Rohmaterial“ für Wild-Geschichten aus den angrenzenden Wäldern. Wild direkt aus unmittelbarer Umgebung und frisch zubereitet. Denn die Domäne Badetz liegt am Biosphärenreservat „Mittlere Elbe“. Die Produkte stammten ausschließlich aus der Zerbster Region.

Keine Massenware: Speisekarte ist saisonal und regional ausgerichtet

Keine Massenware; da achte er drauf. Daran orientiert sich seine Speisekarte: Saisonal wie regional. Worauf sich der jeweilige Gast einstellen kann, ist gegenüber des selbstgebauten Tresens zu lesen: Auf dem Rückteil eines antiken Bettes mitsamt einer mittig aufgesetzten Tafel. Irgendwo sei er darauf gestoßen. Harmonisch fügt es sich in den ansonsten von Holz dominierten Landhausstil mit seinem rustikalen Charme ein. Insgesamt rund 40 Gäste finden in den Räumlichkeiten Platz. Macht das Wetter mit, kann alternativ auf den Biergarten ausgewichen werden.

Touristen, die Ruhe und Idylle suchen, finden hier einen Anlaufpunkt. Und die Zahl der Gäste steige. So kämen beispielsweise immer mehr Radtouristen, erzählt Bohnhoff. Dafür bietet er fast einen ganzjährigen Service: Meist sind er und seine Frau an 364 Tagen im Jahr präsent. „Letztes Jahr habe ich nach zehn Jahren das erste Mal wieder Urlaub gemacht“, sagt er.

Im Nebengelass sol ein Saal für noch größere Festlichkeiten entstehen

Grundsätzlich bilde nur der 24. Dezember die Ausnahme von seiner Passion als Gastwirt. An diesem Tag bleibt die Pforte geschlossen. Der sei der Familie vorbehalten. Die vier Kinder helfen stets, wenn Not am Mann herrscht, denn trotz zwei Mitarbeitern sei Gastro-Personal schwierig zu finden. Gerade in dieser Region. Ob seine Kinder die Domäne eines Tages übernehmen? Bohnhoff überlässt ihnen diese Entscheidung.

Wann er selbst beruflich zurücktritt, vermag er nicht zu sagen. Zu groß ist sein Tatendrang, zu gewichtig die bevorstehenden Pläne. So soll im Nebengelass ein Saal für noch größere Festlichkeiten gebaut werden. Und in der zweiten Haushälfte will Bohnhoff rund 120 Betten anbieten. Eines steht allerdings fest: „Wenn es mir in der Küche keinen Spaß mehr macht, höre ich auf." (mz)

Die Domäne Badetz hat täglich von 11 bis 21 Uhr geöffnet.