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130 bis knapp 80 Hektar Diskussion über Photovoltaik auf Landwirtschaftsflächen im Südlichen Anhalt wird online geführt

Von Doreen Hoyer 28.11.2021, 11:02
Photovoltaik -Anlagen auf ländlichen Flächen.
Photovoltaik -Anlagen auf ländlichen Flächen. (Foto: imago/Westend61)

Südliches Anhalt/MZ - Solarmodule, wo früher Mais, Raps oder Gerste wuchsen, - so genannte Freiflächenphotovoltaikanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen sind ein heiß diskutiertes Thema. Beobachten konnte man das in diesem Jahr in der Ortschaft Zehbitz, in der ein Investor einen großen Solarpark errichten will. Von 130, später knapp 80 Hektar war die Rede.

Wegen der hohen Corona-Zahlen Debatte eine reine Online-Veranstaltung

Es fanden sich Einwohner, die vor der Verschandelung der Landschaft und sinkender Lebensqualität warnten. Stadträte, die meinten, landwirtschaftliche Fläche müsse genauso genutzt werden: landwirtschaftlich. Und Landwirte, die beklagten, die Böden seien auch durch die Trockenheit in ihrer bisherigen Nutzung längst nicht mehr rentabel.

Diesen Komplex griff am Donnerstag eine Diskussionsrunde auf, die der Bauernverband Sachsen-Anhalt zusammen mit dem Landesverband Erneuerbare Energien veranstaltete. Eigentlich sollte sie im Sport- und Kulturzentrum Weißandt-Gölzau stattfinden, wurde aber wegen der hohen Corona-Zahlen als reine Online-Veranstaltung abgehalten.

Kleiner Teil der Flächen können für Photovoltaik zur Verfügung stehen

Das Grußwort kam von Olaf Feuerborn (CDU), der seit diesem Jahr im Landtag sitzt, bei der Veranstaltung aber in seiner Funktion als Präsident des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt sprach. Nach seiner Erfahrung könne er sagen, dass speziell in der trockenen Köthener Region die Erträge in den vergangenen fünf Jahren teilweise nicht einmal die Pacht ausgeglichen hätten.

Entsprechend habe sich der Bauernverband so positioniert, dass ein kleiner Teil der Flächen für Photovoltaik zur Verfügung stehen könne. „Aber das muss gut ins Landschaftsbild eingepasst werden“ und mit der Bevölkerung abgestimmt werden, so Feuerborn.

Wie können sich Photovoltaik-Anlagen harmonisch in die Landschaft einfügen

Teil der Diskussionsrunde waren auch Berichte verschiedener Bürgermeister. Sie erzählten, wie in ihren Kommunen mit dem Thema umgegangen wird. Andreas Dittmann (SPD) aus Zerbst etwa sprach davon, dass manche Investoren Flächen von 200 Hektar oder mehr im Sinn hätten - wie sollte man solche Dimensionen harmonisch in die Landschaft einfügen?

Er sehe die Gefahr, dass Kapitalgesellschaften „am Ende den lokalen Landwirtschaftsbetrieben den Pachtboden unter den Füßen wegziehen“. Deshalb habe man es sich in Zerbst zur Aufgabe gemacht, eine Flächenplanung zu erarbeiten und so festzuhalten, wo Freiflächenphotovoltaik sinnvoll wäre oder nicht.

Beteiligungen der Kommunen, auch bei der Stromnutzung, seien zum Beispiel wünschenswert

Durch die Veranstaltung führte Thorsten Breitschuh (Freie Wählergemeinschaft Anhalt), Stadtrat im Südlichen Anhalt wie auch Feuerborn es ist. Breitschuh gehört zum Vorstand des Landesverbandes für Erneuerbare Energien und zum Verein Narossa „Nachwachsende Rohstoffe Sachsen-Anhalt“. Er ging auch auf andere Optionen für Solarenergie ein: Dachflächen und Konversionsflächen etwa, bei denen es aber auch Hemmnisse wie mangelnde Statik bzw. Verfügbarkeit gebe.

„Agri-Photovoltaik wird kein Selbstläufer sein“, meinte er. Wichtig sei, Antworten auf Fragen zu finden - etwa die Frage, wie der Energiebedarf in Deutschland angesichts eines schnelleren Kohleausstiegs gedeckt werden kann und wie zwischen Interessen der Anwohner, Landwirte und Investoren Kompromisse gefunden werden können. Beteiligungen der Kommunen, auch bei der Stromnutzung, seien zum Beispiel wünschenswert. Genauso wie eine gleichmäßige regionale Verteilung statt „Hotspots“ mit mehreren hundert Hektar Fläche voller Solarmodule zu schaffen.