Die zweite Kasse blieb unbesetzt
Köthen/MZ. - So hielt Andreas Petri die Sprechzeiten in seiner Paraxis in Gröbzig ab, "Meine Kollegin Cornelia Schulze hat heute aber zu", so Petri.
Der niedergelassene Arzt, der auch Vorsitzender der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung von Sachsen-Anhalt ist, kritisierte "nicht nachvollziehbare" Regelungen für das Gesundheitswesen, die die Bezahlung der Ärzte entsprechend der Wirtschaftskraft der Region vorsehe. Auch die Bürokratie solle noch mehr wuchern, kritisierte der Mediziner. Schon jetzt bezahlen die Krankenkassen die Ärzte bei weitem nicht nach deren Leistungen. Rund 30 Prozent dieser Leistungen blieben unbezahlt.
"Die Frust unter den Kollegen ist groß", sagte Petri weiter. "Manche fragen sich, warum sie arbeiten müssen, wenn die Leistungen sowieso nicht bezahlt werden. Versuchen Sie mal in Köthen, einen Orthopädie-Termin zu bekommen."
Die 18 Apotheken im Kreis Köthen hatten am Montag auf. Allerdings waren nicht alle Leistungen im Angebot. "Wir haben zwei Kassen", erklärte Marina Lange von der Löwen-Apotheke Radegast. "Heute ist aber nur eine besetzt."
Ebenfalls nur an einer von den zwei Kassen konnten die Kunden ihre Medizin in der Stadt-Apotheke in Köthen bezahlen. "Außer Betrieb", verkündete ein auffälliges Schuld. "Wir demonstrieren für eine bessere Gesundheitsreform", hieß es auf Zetteln, die die Kunden über die Aktion informierten.
"Es wäre möglich, den Service bis auf eine Notdienstklappe herunterzuschrauben", so der Inhaber Norbert Hoffmann, zugleich Sprecher aller Köthener Apotheken. "Das wollten wir den Kunden aber nicht zumuten". Auf bestimmte Leistungen mussten die Patienten am Montag aber verzichten, wie zum Beispiel auf eine Beratung oder auf eine Hauslieferung von Medikamenten.
"Wir wollten nur andeuten, welche Folgen die Gesundheitsreform mit ihrem jetzigen Inhalt haben würde", so Hoffmann. "Sparen am Personal und weniger Leistungen: Apotheker wir Kunden wären die Leidtragenden." Der Apotheker befürchtet einen ruinösen Preiskampf, der dem Verbraucher nur Nachteile bringen würde. "Es wird wie bei den Stromanbietern sein: Am Ende überleben nicht alle, und irgendwann diktieren die Verbliebenen die Preise."
Trotz der Protestaktion gab es in den Apotheken keine Schlangen. "Viele haben vorgesorgt und haben das Notwendige bereits am Sonnabend gekauft", so Ulrich Nachtsheim von der Köthener Bach-Apotheke.