Die Wiederauferstehung Die Wiederauferstehung: Baustoffwerk Köthen nimmt offiziell seinen Betrieb auf

Köthen - Die Maschinen rattern wieder: An diesem Freitag hat das Baustoffwerk Köthen mit einem Tag der offenen Tür seine Auferstehung gefeiert. Offiziell startet der Betrieb erst Anfang Mai. „Wir wollten aber unseren Kunden das Signal senden: Ab 1. Mai geht es wieder richtig los“, sagt Rudolf Schäfer, der Geschäftsführer der Firma.
Ende des vergangenen Jahres hatte vieles darauf hingedeutet, als würde der Betrieb der damaligen „Beton- und Recycling Bad Düben“ dichtmachen - der Stadtrat hatte im November eine Duldung für den Betrieb auf dem ehemaligen Militärflugplatz am Stadtrand nicht mehr verlängert.
Die Mehrheit des Rates war Oberbürgermeister Bernd Hauschild gefolgt, der in der Firma ein Hemmnis für die Entwicklung des Flugplatzgeländes um das Werk sieht. Es hat jedoch niemand dem Stadtrat eine mehrheitsfähige Alternative für die Entwicklung des Militärflugplatzes vorgelegt, weshalb der Stadtverwaltung die Argumente ausgingen. Drei Monate später, Ende Februar, stimmte der Stadtrat einstimmig für einen Bebauungsplan.
Die Wiederauferstehung sollte nicht lange auf sich warten lassen
„Nun haben wir Rechtssicherheit“, sagt Schäfer an diesem Freitag unter der Aprilsonne - auch, weil ein entsprechender Vertrag mit der Stadt und der neuen Firma geschlossen wurde. Die Erleichterung ist ihm immer noch anzumerken.
Die Wiederauferstehung sollte also nicht lange auf sich warten lassen - und wurde an diesem Freitag mit Würstchen, Getränken und Führungen begangen. Auf einem der Biertische präsentierte Geschäftsführer Schäfer stolz eine mit einer Schleife verzierte Immissionsgenehmigung nach Bundesgesetz - damit der Lärm, der bei der Produktion von Bauschutt entsteht, auch entstehen darf.
Gewerkelt wurde auch in den letzten Wochen, allerdings vornehmlich für neue Anlagen auf dem Werksgelände. Zum Beispiel mit selbst hergestellten Betonbausteinen, die aussehen wie riesige, graue Legosteine. Damit haben die Betonhersteller neue Lagereinrichtugen erbaut. „Wir wollen mehr Ordnung in den Wareneingang bringen“, sagt Betriebsleiter Marko Schmieder. Das Ziel ist: Effizienter die Gesteinsmaterialien aus abgerissenen Häusern oder abgetragenen Straßen nutzen.
Nun kommt ein neuer Zweig dazu. Dde Firma stellt sogenannten „R-Beton“ her
Bislang hat sich die Firma unter anderem auf die Herstellung von Baustoffen konzentriert wie zum Beispiel auf das Material für Frostschutzschichten für den Straßenbau - für die etwa 40 Zentimeter dicke Schotterschicht unter dem Straßenbelag, die das Wasser ableiten soll, um Frostschäden zu verhindern.
Nun kommt ein neuer Zweig dazu. Die Firma stellt sogenannten „R-Beton“ her - „ressourcenschonenden Beton“. Dabei werden die im Beton enthaltenen Natursteine oder Kies teilweise durch wiederaufbereitetes Steinmaterial ersetzt - etwa aus Häuserabbrüchen.
Dieser Beton erlebt derzeit eine gute Konjunktur. Und das nicht nur, weil gegenwärtig, in Zeiten der Niedrigzinspolitik und der Wohnungsnot, viel gebaut wird. Ein weiterer Grund ist: „Die Ressourcen werden knapper“, erklärt Geschäftsführer Schäfer. Auch seien immer weniger Kiesgruben erschließbar, aus denen Bestandteile für die Betonproduktion dem Boden entzogen werden können, ergänzt Betriebsleiter Schmieder.
„R-Beton ist nicht schlechter als anderer Beton“
Unter anderem wird in Kommunen, in denen es um eine solche Erschließung geht, der Naturschutz angeführt. Kurzum: Das Baustoffwerk Köthen setzt darauf, dass der sogenannte „R-Beton“ weiterhin Konjunktur haben wird. „R-Beton ist nicht schlechter als anderer Beton“, sagt Betriebsleiter Schmieder. Und für den Kunden nicht teurer, wie er bestätigt.
Auch aus dieser neuen Tätigkeit leitet sich der Name der neu firmierten Firma her: „Baustoffwerk“. „Hier wird etwas hergestellt“, betont Schäfer dazu.
Das Baustoffwerk führt jetzt auch Gewerbesteuer in Köthen ab
Am alten Standort ist jetzt keine Zweigstelle der „Beton- und Recycling GmbH Bad Düben“ mehr, sondern eine vollwertige Schwester. Das heißt letztlich auch: Das Baustoffwerk führt jetzt auch Gewerbesteuer in Köthen ab.
Das war ein entscheidendes Argument, das den Stadtrat seine Meinung ändern ließ - und nicht zuletzt auch der Gedanke, dass ein Ratsbeschluss ansonsten knapp zehn Arbeitsplätze in der Stadt vernichtet hätte.
Immer wieder war die Duldung verlängert worden, die Firma selbst hatte es über Jahre versäumt, mit einem Antrag für einen Bebauungsplan Klarheit herbeizuführen. So war sie überhaupt angreifbar geworden. Solange der Bebauungsplan erstellt wird - auf Kosten des Baustoffwerks Köthen - läuft die Duldung, und zwar auf weitere zwei Jahre. (mz)