Die Köthener Fasanerie steht jetzt unter Schutz
KÖTHEN/MZ. - Sie wurde ein Opfer der Feiern zum Millenium 1999 zu 2000: Wer auch immer es lustig fand, Knaller in Hohlräume des Baumes zu werfen, er wurde nicht ermittelt. Der Baum jedoch fing Feuer, brannte aus, obschon die Feuerwehr nicht nur einmal zum Löschen ausrückte, und musste am Ende aus Sicherheitsgründen gefällt werden. Eine Entscheidung des Grünflächenamtes der Stadt, die damals längst nicht allgemeinen Beifall fand.
Gut möglich, dass es auch keinen allgemeinen Beifall findet, dass die Fasanerie, in der die alte Ulme einst stand, jetzt unter Schutz gestellt wurde - den Bereich um den Hubertus ausgenommen. Landrat Uwe Schulze hat vor wenigen Tagen die entsprechende Anordnung unterzeichnet. Die Fasanerie ist damit "Geschützter Landschaftsbestandteil". Im Naturschutzgesetz des Landes ist klar definiert, was man darunter zu verstehen hat: Zum Beispiel dienen sie zur Belebung, Gliederung oder Pflege des Orts- oder Landschaftsbildes oder haben Bedeutung als Lebensstätten bestimmter wild lebender Tier- und Pflanzenarten. Vor allem letzteres dürfte Andreas Rößler, Leiter des landkreislichen Naturschutzamtes, vor gut anderthalb Jahren bewogen haben, sich auf das Wagnis einer Unter-Schutz-Stellung einzulassen. Ein Wagnis deshalb, weil die Chancen dafür zwar gefühlt gut waren, aber die Details eines solchen Prozesses oft genug zu Stolpersteinen werden können, die das ganze Vorhaben erledigen können. So musste hinsichtlich der Fasanerie - die man getrost als Köthener Stadtwald bezeichnen kann - auch die Sorge ausgeräumt werden, durch den Schutzstatus könnte sich die Nutzungsmöglichkeiten für die Bevölkerung verringern.
Rößler schüttelt den Kopf. Man könne weiter in der Fasanerie spazieren gehen oder joggen, auch spricht nichts gegen das Entenfüttern auf dem Buschteich. Um was es den Naturschützern geht, ist nicht die Verbannung des Menschen aus der Fasanerie, sondern um den Erhalt des äußerst wertvollen Altholzbestandes. "Vor allem Ulme und Stieleiche sind hier zu nennen", sagt Rößler. Das Ulmensterben, hervorgerufen durch die Graphiose, das anderswo ganzen Beständen den Garaus gemacht hat, wütete in der Fasanerie nicht so heftig. "Der Bestand ist noch gut erhalten, allerdings fehlen auch hier einige Altersklassen."
Im engen Zusammenhang mit dem Altholzbestand stehen die Vorkommen von seltenen Käfern, von seltenen Vögeln und seltenen Fledermausarten. Es sei verblüffend, welche Vielfalt man auf der gerade einmal 35 Hektar großen Fläche finde, unterstreicht Rößler. "Wir haben hier fast alle Spechtarten und generell eine reichhaltige Vogelwelt. Außerdem gibt es in der Fasanerie sehr viele Fledermausarten, wie den Großen Abendsegler, die Wasserfledermaus, die Große Bartfledermaus und andere, die teilweise sogar auf der Roten Liste Deutschlands stehen, also einen besonderen Schutz erwarten dürfen." Zoologisch ganz bedeutsam ist auch der Umstand, dass bei einer Untersuchung Heldbock, Hirschkäfer und Eremit gefunden wurden, also bei den holzbewohnenden Käfern gleich alle drei Arten, die auf der Fauna-Flora-Habitat-Liste stehen. So etwas findet man so schnell nicht wieder und es zeigt an, wie wichtig der Erhalt von Totholz in der Fasanerie ist.
Die Unter-Schutz-Stellung soll helfen, dieses Juwel zu erhalten und gibt den Naturschützern Handhabe, genauer hinzusehen, was im Park passiert, was vorhanden ist, was verschwindet. Rößler hofft auch darauf, dass es mit dem neuen Status gelingen werde, Geld für Pflege und Entwicklung der Fasanerie lockerzumachen. Ein Pflege- und Entwicklungsplan müsste aufgestellt werden, menschliches Eingreifen ist notwendig, "sonst ist am Ende nur noch Ahorn dort zu finden".