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Historischer Rückblick Derzeit neun Arten zu sehen: Warum die Haltung von Fasanen im Tierpark Köthen Tradition hat

Von Stefanie Greiner Aktualisiert: 05.11.2021, 11:21
Diese Voliere zeigt, wie Fasane heute im Tierpark in Köthen gehalten werden: in gemischten Volieren zusammen mit anderen Tieren.
Diese Voliere zeigt, wie Fasane heute im Tierpark in Köthen gehalten werden: in gemischten Volieren zusammen mit anderen Tieren. (Foto: Stefanie Greiner)

Köthen/MZ - Mit ihnen hat alles begonnen. Damals, zu Fürstenzeiten. Fasane dürfen deshalb auch 300 Jahre später im Tierpark in Köthen nicht fehlen. Neun Arten werden derzeit gezeigt. Dazu gehören neben bekannten wie Königs- und Silberfasan auch weniger bekannte wie Swinhoe- und Elliotfasan. Drei Arten sollen nächstes Jahr dazukommen. Sie leben im Moment hinter den Kulissen.

1711 wurde auf dem Gelände des heutigen Tierparks ein Fasanenhaus gebaut. Dort, wo heute das Nachttierhaus steht. „Die Fasane wurden in Volieren gehalten und gezüchtet“, sagt Tierpark-Chef Michael Engelmann. „Sie wurden für die Jagd rausgelassen.“ Auch ein Fasanenwärterhaus entstand. Für Bürger zu sehen waren die Volieren damals nicht.

1872 kaufte die Stadt Köthen den Fasaneriebusch samt Fasanenwärterhaus und -volieren

1872 kaufte die Stadt den Fasaneriebusch samt Fasanenwärterhaus und -volieren. August Hoof wurde zum Gartenbaudirektor berufen. Er gestaltete die Anlagen. Gold-, Silber- und Jagdfasane lebten dort. 1884 wurden zusätzliche Volieren geschaffen. Die offizielle Geburtsstunde des Tierparks. Ab 1900 kamen weitere Tiere hinzu. Auch Fasane. „Sie waren zur damaligen Zeit unwahrscheinlich teuer“, sagt Michael Engelmann. 32.000 Mark konnte ein Fasan durchaus kosten.

Der Tierpark bekam Diamant- und Königsfasane. „Leider waren die damaligen Haltungsbedingungen nicht gut.“ Die Tiere hätten nie lange gelebt, auch die Zuchterfolge ließen zu wünschen übrig. Ein sehr hoher Zukauf sei nötig gewesen. Viele besorgte Hagenbeck, der deutschlandweit größte Tierhändler seiner Zeit. „Teilweise wurden auch Bruteier geliefert, weil die günstiger waren“, sagt Michael Engelmann.

Die Fasane lebten einst in Volieren am Fasanenhaus.
Die Fasane lebten einst in Volieren am Fasanenhaus.
(Foto: Stadtarchiv)

Dass Fasane in Köthen eine Zeit lang nicht mehr im Tierpark zu sehen waren, bedauerten viele Bürger

1920 erreichte die Fasanenhaltung ihren Tiefpunkt. Der Stadt fehlte das nötige Geld, um Futter zu kaufen. Etliche Tiere verhungerten. Die verbliebenen wurden bei einem Bürger in Pflege gegeben. Dass Fasane in Köthen deshalb eine Zeit lang nicht mehr im Tierpark zu sehen waren, bedauerten viele Bürger. Die Haltung wurde nach kurzer Zeit wieder aufgenommen.

Im hinteren Teil des Tierparks entstanden neue Volieren. Hier wurden neben Fasanen auch weitere Vögel gezeigt. In Voliere neben Voliere. Eine Haltung, die Michael Engelmann, der 2012 die Leitung des Tierparks übernahm, nicht mehr zeitgemäß fand. Für Tiere und Besucher. Vor fünf Jahren wurde der Bereich deshalb umgebaut. Eine begehbare Anlage für Papageien und Krallenaffen entstand.

Michael Engelmann achtet darauf, dass sich die Fasanenarten nicht zu sehr ähneln

An seinen Fasanen hält der Tierpark aber dennoch fest. „Wir sind aus der Fasanerie entstanden und diesen Charakter wollen wir behalten“, macht der Tierpark-Chef deutlich. „Da kann man natürlich nicht auf Fasane verzichten.“

Anders als früher werden die Tiere heute aber nicht mehr nebeneinander gezeigt, sondern in einzelnen Anlagen im gesamten Tierpark verteilt - in gemischten Volieren zusammen mit anderen Tieren. Die Fasane sollen hierbei „besondere Farbtupfer“ sein.

Aus dem Fasanenhaus wurde ein Nachttierhaus.
Aus dem Fasanenhaus wurde ein Nachttierhaus.
(Foto: Stefanie Greiner)

Michael Engelmann achtet darauf, dass sich die Fasanenarten nicht zu sehr ähneln. „Sie sind äußerlich sehr unterschiedlich, damit es interessant bleibt.“ Er nennt den Temmincktragopan, einen in Südostasien verbreiteten Fasan, als besonders exotischen Vertreter sowie den Edwardsfasan, eine stark gefährdete Art aus Vietnam. Mit Letzterem beteiligt sich der Tierpark an einem Arterhaltungsprogramm.

„Die drei Arten, die wir noch hinter den Kulissen haben, möchten wir natürlich auch noch zeigen“

„Die drei Arten, die wir noch hinter den Kulissen haben, möchten wir natürlich auch noch zeigen“, merkt der Tierpark-Chef an. Es sind Ohrfasane, sehr kräftige Fasane, die größtenteils aus China stammen. Blaue waren im Tierpark schon mal zu sehen. Jetzt kommen noch weiße und braune dazu. Damit werden dann drei der vier Arten dieser Gattung gezeigt. Sie sollen in Volieren - zusammen mit Hörnchen und kleinen Rabenvögeln - zu sehen sein. Ein Projekt für 2022. Aus ursprünglich drei Fasanenarten in Köthen werden damit zwölf.