Denkmal eingeweiht Denkmal eingeweiht: Ein zufälliger Kohlefund machte Osternienburg zum Industriestandort
Osternienburg - Die Schächte sind längst dicht. Dennoch erinnert in Osternienburg so einiges an die Zeit des Bergbaus. Die Siedlung der Arbeiter zum Beispiel. Das Wappen mit Schlegel und Eisen. Und nicht zuletzt die Familiennamen der Menschen, die heute da leben, wo einst Braunkohle abgebaut wurde.
Inzwischen sind 140 Jahre vergangen, seitdem der Schacht 1 - die Grube Wilhelm - in Osternienburg geteuft wurde. Gerd-Peter Bartosch wollte dieses Jubiläum nicht ungeachtet vergehen lassen. Dem Ortsbürgermeister schwebte schon länger eine Erinnerungstafel vor. Keine gewöhnliche aber. Ein Hunt sollte es sein, ein offener Förderwagen der Bergbauleute. Doch woher sollte er den bekommen? Der geschichtsinteressierte Ortsbürgermeister suchte und suchte - und wurde schließlich im Erzgebirge fündig. Durch Zufall.
Beim Brunnenbohren zufällig auf Kohle gestoßen
Ein Zufall war es auch, der am Beginn der Bergbau-Ära in Osternienburg stand. „Beim Brunnenbohren“, erzählt Gerd-Peter Bartosch aus der Geschichte, „fand man zufällig Kohle.“ 1875 bekam der Justizrat Behr aus Köthen daraufhin die Schürfrechte. Wenig später wurden die ersten beiden Schächte geteuft. Sechs Schächte waren es insgesamt. Gefördert wurden 28 Millionen Tonnen Braunkohle. Aus einem Bauerndorf wurde ein Industriestandort.
Am Samstag wurde die „Erinnerungstafel“ in Osternienburg eingeweiht. Der Förderwagen steht an der Karl-Liebknecht-Straße und damit unweit der damaligen Bergarbeiter-Kolonie. Zahlreiche Osternienburger - unter ihnen einstige Bergbauleute oder deren Angehörige - waren dabei.
Geschichte des Bergbaus ist für Gerd-Peter Bartosch auch Familiengeschichte
Die Geschichte des Bergbaus ist für Gerd-Peter Bartosch nicht nur die Geschichte seines Heimatortes. Die Geschichte des Bergbaus ist für ihn auch die Geschichte seiner Familie. Sein Vater war Steiger in Schacht 2 - Gottes Segen genannt. Nach Feierabend, erinnert sich der Sohn, habe der Vater oft mit seinen Kollegen im Garten gesessen.
Selbst Bergmann werden? Das wollte Gerd-Peter Bartosch nicht. Was nicht zuletzt mit einem unheimlichen Erlebnis in einem Schacht bei Muldenstein zusammenhing. Er ging in die Landwirtschaft. Die Geschichte des Bergbaus interessiert ihn dennoch.
Aus Posen in Polen kamen Bergmänner nach Osternienburg
„Die Industrialisierung hat Osternienburg zu einem ansehnlichen Ort mit vielen Arbeitsplätzen anwachsen lassen“, macht der Ortsbürgermeister deutlich. „Und die Bevölkerung vervierfacht.“ Aus Posen in Polen kamen Männer mit ihren Familien nach Osternienburg. Sie wollten als Bergmänner arbeiten. Zu den Bahns und Schmidts des Ortes gesellten sich damit Pawlowskis und Zywickis. Namen, die noch heute im Ort zu finden sind. (mz)