Das geplatzte Jubiläum Das wegen des Corona-Virus' geplatzte Jubiläum: Katrin Veldes Boutique in Köthen gibt es seit 25 Jahren

köthen - Sie sehen perfekt aus. Sind top angezogen. Von den Schuhen bis zur Brille. Katrin Velde hat alles bis ins Detail geplant. Um dann vor einer Woche die Kartons mit Blusen, Kleidern, Hosen wieder auszupacken und die Modenschau abzublasen. Schweren Herzens. „Aber es nützt ja nichts“, weiß sie.
Corona gibt in diesen Wochen den Takt vor. Als die Geschäftsfrau mit einer Boutique am Köthener Markt damit anfängt, ihr 25. Firmenjubiläum vorzubereiten, spielt das Virus noch keine Rolle. Sie reserviert das Foyer des Veranstaltungszentrums Schloss Köthen, kümmert sich um Häppchen und Getränke.
Lädt ihre Stammkunden ein. Katrin Velde freut sich auf die Feier. Es soll ein fröhliches Fest werden. Mit Frühlings- und Sommermode. „Das wäre heute Abend gewesen“, erzählt sie am Freitagvormittag in ihrem Laden, den sie seit Mitte der Woche geschlossen hat.
Am 18. Februar 1995 eröffnet Katrin Velde ihren eigenen Laden in Köthen
Katrin Velde stammt aus Köthen. Mit Anfang 20 geht sie nach Tübingen. Mit dem Abitur in der Tasche und einer Ausbildung zur Dekorateurin. Ursprünglich will sie Verfahrenstechnik studieren, gibt den Platz aber zurück. Sie hat andere Pläne. In der baden-württembergischen Universitätsstadt bekommt sie in einer schicken Boutique „die Chance ihres Lebens“, sagt sie. Erika Frommlet ist dort ihre Chefin.
Von ihr lernt sie alles über Mode. „Ich habe jedes Wort von ihr wie ein Schwamm aufgesaugt.“ Katrin Velde verkauft hochwertige Bekleidung an betuchte Damen - und dekoriert das über 20 Meter lange Schaufenster ihrer Chefin. Allein damit hätte sie genug zu tun gehabt. Sie arbeitet viel und mit Begeisterung für Mode.
Nach drei Jahren kommt sie zurück nach Köthen und eröffnet am 18. Februar 1995 gemeinsam mit ihrer Schwester ihren eigenen Laden. In der Dr.-Krause-Straße. 1999 zieht sie um. An den Marktplatz. Und jetzt hätte sie gern mit all denen gefeiert, die ihr die Treue halten. 90 Prozent, sagt sie, seien Stammkunden.
In der kommenden Woche will der Landkreis in Abstimmung mit den Kommunen die Kontrollen verstärken, um sicherstellen zu können, dass nur die Geschäfte geöffnet haben, die die Erlaubnis haben.
Man werde das „freundlich, aber bestimmt“ ansprechen und dann im Nachgang auch überprüfen, sagt Udo Pawelczyk, Pressesprecher beim Landkreis. Es werden für diese Kontrollgänge Mitarbeiter der Landkreisverwaltung eingesetzt.
„Ich kann es mir nicht leisten, dass eine Saison einfach ausfällt“
Deren aufmunternde Worte und Nachrichten geben der Geschäftsfrau die Kraft, diese Krise zu überstehen. Sie hofft, dass sie Corona Paroli bieten kann. Die Lieferanten gewähren ihr Aufschub mit den Rechnungen, „weil wir nur Ausgaben und keine Einnahmen haben“. Das helfe ihr enorm. Denn der Laden sei voll, die neue Kollektion komplett da. Aber niemand, der sie kauft. Und für die große Modenschau habe sie sogar extra viel geordert.
„Ich kann es mir nicht leisten, dass eine Saison einfach ausfällt.“ Sich hinsetzen, abwarten, den Kopf in den Sand stecken - „das bin ich nicht“. Also geht sie jeden Morgen in ihren Laden, dekoriert die Schaufensterpuppen in den Farben der Saison und dreht einen kleinen Film, um die neuen Modelle vorstellen. Den stellt sie dann bei WhatsApp in den Status. Wem etwas gefällt, der kann sich bei ihr melden - und die Sachen zu Hause in Ruhe anprobieren.
In den nächsten Tagen will die 51-Jährige ihren kleinen „Online-Shop“ zum Laufen bringen und hofft dann, auch staatliche Hilfen zu bekommen. Nur so könne sie die Krise überstehen, um dann in absehbarer Zeit auch ihr Jubiläum nachfeiern zu können. (mz)