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Dank Jugendprojekten Dank Jugendprojekten: Kirche in Großpaschleben erhält Geld für Sanierungsarbeiten

Von Henrik Klemm 04.10.2017, 08:34
Landrat Uwe Schulze (2. v. li.) lässt sich von dem Architekten Dr. Friedhelm Ribbert (3. v. li.) die anstehenden Sanierungsarbeiten erläutern.
Landrat Uwe Schulze (2. v. li.) lässt sich von dem Architekten Dr. Friedhelm Ribbert (3. v. li.) die anstehenden Sanierungsarbeiten erläutern. Nicklisch

Großpaschleben - „Es ist die einzige Chance, die Kirche zu retten, wenn sie durch junge Leute belebt wird. Eine bessere Nutzung gibt es nicht“, sagt Lothar Scholz bei einem Vor-Ort-Termin mit Landrat Uwe Schulze Ende vergangener Woche in Großpaschleben.

Dem für die Köthener Agnusgemeinde sowie die Kirchengemeinden Elsdorf und eben Großpaschleben zuständigen Kreisoberpfarrer der Evangelischen Landeskirche Anhalts steht bei diesem Vorhaben seit fast zehn Monaten mit Kreisjugendpfarrer Martin Olejnicki ein engagierter junger Mann als Koordinator zur Seite.

Zum Team gehören noch Jugendreferent Uwe Kretschmann und Landesjugendpfarrer Matthias Kopischke.

Aus der Dorf- wird in Großpaschleben eine Jugendkirche

Im Dezember vergangenen Jahres ging es los, wurde aus der Großpaschlebener Dorfkirche die Jugendkirche „Pluspunkt“, ein Zentrum für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aus ganz Anhalt.

„Unsere erlebnispädagogischen Angebote werden gut angenommen“, findet Olejnicki. Zur Auswahl haben alle Interessierten solche, die sich mit dem Wert des Lebens sowie dem Zusammenspiel von Freiheit und Regeln beschäftigen. Es geht aber ebenso um Tod und Sterben oder um Schein und Sein in Bezug auf die sozialen Netzwerke. Olejnicki blickt also zufrieden zurück.

Es ist wieder Leben in die Kirche eingekehrt. In eine Kirche, die über viele Jahre hinweg ungenutzt dem Verfall preisgegeben war und nach und nach zu verschwinden drohte. Das ist Geschichte, die Gegenwart stimmt optimistisch.

Die Schüler sollen durch Projekte in der Kirche erkennen, was sie gemeinsam erreichen können

Vor einigen Tagen beispielsweise, erzählt der Kreisjugendpfarrer, seien 33 Berufsschüler aus Köthen mit ihren Lehrern hier gewesen und haben sich kurz nach der Bundestagswahl mit Themen wie Menschenwürde und Werten beschäftigt.

„Es ist spannend, mit den jungen Leuten, die einmal Berufe im sozialen Bereich ergreifen möchten, zu diskutieren.“ Ihm, betont Olejnicki, gehe es darum, dass die Schüler erkennen, dass sie nur gemeinsam etwas schaffen, dass es wichtig ist, nach rechts und links zu schauen.

Und auch, dass sie wissend nachfragen könnten, wenn sie mit Parolen unterschiedlichster Art konfrontiert werden. Olejnicki will mit seinem Team anregen, über all das nachzudenken. Und die Kirche in Großpaschleben sei ein guter Ort dafür, sagt er. Ein Ort, der aber unter den Versäumnissen vergangener Jahre wohl noch einige Zeit zu leiden haben wird.

Wichtige Sanierungsarbeiten an der Kirche in Großpaschleben notwendig

Die Kirche, ein im Kern gotischer Saalbau mit einem mächtigen romanischen Turm, muss nämlich dringend saniert und der jetzigen Nutzung angepasst werden. Das würde, so sagt es Kirchenbaurätin Konstanze Förster-Wetzel, über 200.000 Euro kosten.

Geld, das man zwar bei mehreren Fördermittelgebern beantragt, aber nicht in voller Höhe erhalten habe. So stehen für die Instandsetzung der im historischen Ortskern des Dorfes auf einem leichten Hügel ein wenig versteckt liegenden Kirche erst einmal nur etwas über 100.000 Euro zur Verfügung.

Sie kommen von der Evangelischen Landeskirche Anhalts, von Lotto-Toto, der Kirchengemeinde selbst und vom Landkreis Anhalt-Bitterfeld. „Auch mit der Hälfte des Geldes können wir etwas Sinnvolles schaffen“, sagt Lothar Scholz dazu und hofft, dass später die Sanierungsarbeiten fortgesetzt werden können. Vorerst jedoch soll das Nötigste realisiert werden.

Massive Schäden am Kirchturmkopf

Architekt Dr. Friedhelm Ribbert vom Magdeburger Büro Dr. Ribbert - Saalmann - Dehmel - Architekten erläutert, dass mit dem Einrüsten des Turmes bereits in zwei Wochen begonnen wird.

Die Zeit drängt, denn wegen massiver Schäden im Bereich des Kirchturmkopfes und wegen der Absturzgefahr von Mauerteilen musste schon Ende 2015 der westlich des Turms befindliche Weg zum ehemaligen Pfarrhaus mit einem hölzernen Durchfahrtschutz versehen werden.

Im März 2016 erfolgte dann eine Turmnotsicherung mittels Stahlnetzen. Jetzt werde diese Notsicherung entfernt, der Turmkopf saniert, der Glockenstuhl gesichert. Dann könne ungefähr noch ein Drittel des Turms instandgesetzt werden. „Für mehr werden die Mittel nicht reichen“, erklärt der mit der Bauleitung beauftragte Architekt.

Winterpause für die „Jugendkirche“ in Großpaschleben

Wegen dieser Bauarbeiten geht die „Jugendkirche“ in Großpaschleben erst einmal in die Winterpause. Da sie zudem über keinerlei Heizung verfügt, sei dies sowieso geplant gewesen, sagt Olejnicki, der jedoch darauf verweist, dass die Jugendarbeit der Evangelischen Landeskirche Anhalts in den kommenden Monaten in den Schulen, die ihr Interesse bekunden, stattfinde.

Im Mai soll es dann auch in Großpaschleben weitergehen. Und Gottesdienste, das sagt Kreisoberpfarrer Lothar Scholz auf eine Nachfrage von Landrat Schulze, die werde es in der Kirche auch weiterhin geben. „Das Kreuz bleibt.“ (mz)

Weitere Infos zu den Angeboten der Jugendkirche finden sich im Internet unter www.pluspunkt-anhalt.com.