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Brautlied auf der Zuberbier-Orgel

Von Raimund Leonhardt 29.12.2006, 18:30

Köthen/MZ. - Die Ersten, die am 1. September dieses Jahres zwischen Zuberbier-Orgel und barocker Empore das Jawort gaben, waren Ulrich und Tatjana Fanneß aus Köthen.

"Wir wollten im 'Ritter' mittelalterlich zu Abend essen", erzählt der Bräutigam die Vorgeschichte, "Da kam uns die Schlosskapelle sehr gelegen." Die beiden frisch Vermählten schwärmen vom "besonderen Ort" für ihren großen Tag. Nach Rücksprache mit dem Kulturamt des Kreises nahm das Köthener Standesamt die Trauung sogar am Wunschtermin des Brautpaares vor. Ursprünglich sollte die Hochzeits-Premiere in der Schlosskapelle erst am 9. September sein.

"Es ist ein anderes Ambiente", findet wie das Brautpaar auch Elke Bederke. Die Leiterin des Standesamtes hat die erste Ehe in der 1731 so gestalteten Schlosskapelle geschlossen. "Nicht zuletzt wegen der Orgelmusik" auf dem historischen alten Instrument sei sie "etwas Außergewöhnliches".

Ob nun Mendelssohn's Hochzeitsmarsch, Wagners Brautlied des Lohengrin oder der Liebestraum von Liszt: In der Schlosskapelle klingt die Melodie doppelt schön. Im Licht der Kerzen beginnen die Augen feucht zu werden, geht den Liebesleuten die Romantik direkt ins Herz. Die klassische Hochzeitsmusik wird von einem richtigen Organisten gespielt, von denen insgesamt drei zur Auswahl stehen. Während das Standesamt auch in der Schlosskapelle alles organisiert und bereitstellt, inklusive ein Blumenbouquet für das Brautpaar, wählt sich dieses den Orgelspieler selber aus. Natürlich ist die Orgel keine Pflicht. Wer möchte, kann auch auf Musik von der CD zurück greifen. Bislang entschieden sich drei von 152 Paaren in diesem Jahr für die Kapelle als Ort ihrer Ehenschließung. Die letzte Trauung im alten Jahr war erst am Freitag im Rathaus. Elke Bederke rechnet fest damit, dass im Frühjahr und Sommer nächsten Jahres weitere Trauungen im Schloss folgen werden. Sie und ihre beiden Kolleginnen, die Standesbeamtinnen Helga Pierschel und Edda Baethe, würden jedenfalls den "kleinen Mehraufwand" gerne übernehmen.

Das Eheschließen im Trauungszimmer des Rathauses ist übrigens auch ganz kurzfristig, innerhalb einer Stunde möglich, verrät die Leiterin des Standesamtes. Einzige Bedingung: Alle Unterlagen müssen beisammen sein. Erst am Dienstag dieser Woche hatte es wieder ein Pärchen eilig: Am Vormittag meldeten sie sich auf dem Standesamt an, schon abends waren sie dann verheiratet.

Doch nicht nur für die Schlosskapelle, auch für das stilvoll getäfelte Trauzimmer im Rathaus ließen sich die Brautpaare und ihre Gäste einiges einfallen: Eine Hochzeitsgesellschaft erschien komplett in historischen Kostümen des Mittelalters, berichtet Frau Bederke. Einen besonderen Akzent setzten aber Hund und Hündin eines Brautpaares. Der Rüde und seine Gefährtin erschienen, wie Herrchen und Frauchen, in Hochzeitskleidung, sprich weißem Brautkleid und Frack im Köthener Trauungszimmer. Als aber die Zeremonie begann, fingen die beiden Vierbeiner zur Freude der Gesellschaft an, sich die ungewohnten Sachen vom Fell zu streifen. Das Rathaus selbst wird auch weiterhin für zukünftige Eheleute interessant bleiben: Wer mit den Kameraden der Feuerwehr als Hochzeitsgesellschaft anrückt oder wem die Bikerfreunde auf den Maschinen gratulieren, der benötigt schon den Platz vor dem Rathaus als Kulissen. Vor der Schlosskapelle, im Hof des Schlosses geht es abgeschiedener und ruhiger zu.

Außerdem, so Frau Bederke, bietet sich der Park vor allem im Frühling und im Sommer als idealer Hintergrund für Fotoaufnahmen von den Brautleuten an. Davon machen aber auch oft jene Gebrauch, die sich lieber im Standesamt des Rathauses das Jawort geben. Rein finanziell gibt es zwischen Rathaus und Schlosskapelle einen verhältnismäßig kleinen Unterschied: Die Eheschließung im Standesamt ist kostenfrei.

Eine standesamtliche Trauung in der Schlosskapelle kostet mit Musik vom Band 69 Euro, die die Stadt an die Kulturstätten des Landeskreises weitergibt, der der Verwalter der Kapelle ist und über die Schüsselhoheit verfügt.