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Blühende Liebesbeweise trotz Lockdown Blühende Liebesbeweise trotz Lockdown: Blumenläden im Altkreis Köthen bereiten sich auf Valentinstag vor

Von Sylke Hermann 12.02.2021, 10:27
Gudrun Hartge hält zum Valentinstag in ihrem Geschäft „City Floristik“ in Köthen viele bunte Blumensträuße bereit.
Gudrun Hartge hält zum Valentinstag in ihrem Geschäft „City Floristik“ in Köthen viele bunte Blumensträuße bereit. Ute Nicklisch

Köthen - Enttäuscht von den abendlichen Nachrichten aus Berlin steht Gudrun Hartge am Donnerstagvormittag in ihrem Blumengeschäft in der Köthener Fußgängerzone. Die Aussichten sind düster. Die Läden bleiben zu. Sie versteht die Entscheidung der Politik nicht und hadert mit den Auswirkungen. „Ich kaufe Blumen ein, werfe sie weg - es macht einfach keinen Spaß mehr.“

Seit 31 Jahren ist sie selbstständig. Und hat am Valentinstag schon viele Liebende mit einem Strauß Blumen glücklich gemacht. Für dieses Jahr sieht sie allerdings schwarz und fürchtet, dass der Tag ins Wasser fällt. Nicht nur wegen der Corona-Pandemie. Auch die Schneemassen könnten einige spontan entschlossene Blumenkäufer davon abhalten, vor die Tür zu gehen. „Aber vielleicht kommt’s doch ganz anders“, hört sich Gudrun Hartge schon wieder zuversichtlicher an.

Einige Bestellungen für Sonntag stehen bereits im Buch

In jedem Fall wird sie vorbereitet sein. Einige Bestellungen für Sonntag stehen bereits im Buch. Die Geschmäcker seien doch sehr verschieden. Längst nicht alle Kunden würden rote Rosen schenken. Gefragt seien auch zarte Pastelltöne, die den Frühling nach Hause bringen. Elegante Sträuße in grün-weiß, auch blau mag die Blumenfachhändlerin selbst sehr gern.

Doreen Range, die in Osternienburg in der Ernst-Thälmann-Straße den Blumenladen betreibt, ist auch ein wenig skeptisch, was den Valentinstag angeht. Wer bei ihr einen Strauß kaufen will, klopft für gewöhnlich an die Tür oder klingelt. Ihre Sorge ist, dass den Kunden zu spät einfällt, dass sie am Sonntag Blumen schenken möchten. Doch das könnte schwierig werden. Denn sie muss die Ware rechtzeitig bestellen. Das funktioniere zwar auch kurzfristig noch, dennoch: Die Planung sei schwieriger als sonst. „Man muss noch mehr vorausdenken und -planen“, sagt die 51-Jährige.

Doch es bleibt gerade in diesen Zeiten, die den Handel ohnehin vor riesige Herausforderungen stellen, ein Risiko. Die bei Liebenden begehrten roten Rosen hätten gerade jetzt auch ihren Preis. Auch deshalb wäre ihr lieber, ihre Kunden würden sich vorher entschließen und nicht davon ausgehen, am Sonntag ohne Bestellung aus dem Vollen schöpfen zu können.

„Oftmals wissen die Leute gar nicht, dass wir da sind“

Als schwierig empfindet auch Annett Müller, die ihren Laden in der Halleschen Straße in Köthen hat, die aktuellen Umstände. „Aber wir haben das Glück, dass wir arbeiten dürfen - im Gegensatz zu vielen anderen Branchen, die seit Monaten gar nichts tun können, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.“ Sie ist deshalb für den Valentinstag zuversichtlich: „Es gibt doch so viele Liebende.“

Dank einer Rufumleitung erreichen die Anrufer Annett Müller auch dann, wenn sie nicht im Laden steht. Das, sagt sie, habe sich schon bezahlt gemacht. „Oftmals wissen die Leute gar nicht, dass wir da sind.“ Überwältigend findet sie die Resonanz ihrer Stammkunden, die dem kleinen Laden, den es seit 1992 gibt, die Treue halten. Und das hilft ihr auch, nicht den Mut zu verlieren. „Es gibt keine andere Option als durchzuhalten“, sagt die Inhaberin von „Floristik Kreativ“. Da sie am Sonntag nicht im Geschäft stehen wird, muss sie am Samstag die Valentinssträuße vorbereiten - und wird wohl um vier aufstehen, um alles zu schaffen. Das sei zwar stressig, aber positiver Stress.

Gudrun Hartge jedenfalls ist gespannt, wie der Valentinstag 2021 für ihr „City Floristik“ in der Fußgängerzone verläuft

Auch für Axel Weber im Blumenhaus Beinhauer in Weißandt-Gölzau. „Ich denke, dass am Sonntag einige Kunden spontan vorbei kommen werden.“ Sofern das Wetter nicht wieder verrücktspiele; das könnte einige abschrecken. Doch der 60-jährige Inhaber ist optimistisch - ohne den Umsatz von 2021 mit früheren Jahren zu vergleichen. Das Risiko, das keiner vorbei kommt, sei ungleich größer. Und: „Alles, was rot ist, ist im Moment extrem teuer. Das sagen wir den Kunden vorher, damit sie am Ende nicht überrascht sind“, so Weber.

Gudrun Hartge jedenfalls ist gespannt, wie der Valentinstag 2021 für ihr „City Floristik“ in der Fußgängerzone verläuft. Oder ob die Supermärkte, in denen vermehrt Blumen angeboten würden, ihren Corona-Vorteil ausnutzen. „Wir kleinen Fachhändler müssen zumachen; das versteht niemand“, ärgert sie sich. (mz)

Auch Orchideen können verzaubern.
Auch Orchideen können verzaubern.
Ute Nicklisch