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Bilanz einer Pandemie Bitterfeld-Wolfen am stärksten von Corona betroffen - Corona-Dunkelziffer unklar

Leiterin des Gesundheitsamts informiert Kreistagsausschuss in Anhalt-Bitterfeld über die Pandemielage und zieht Bilanz nach über einem Jahr im Kampf mit dem Virus.

Von Robert Martin Aktualisiert: 30.06.2021, 16:32
Claudia Ludwig Gesundheitsamt
Claudia Ludwig Gesundheitsamt (Foto: Martin)

Köthen/MZ - Die Inzidenz steht bei Null, die Corona-Pandemie scheint eine Sommerpause einzulegen - ein guter Zeitpunkt für ein Fazit. Das zog Claudia Ludwig, die Leiterin des Gesundheitsamts des Landkreises Anhalt-Bitterfeld, am Donnerstag in der Sitzung des Sozial- und Gesundheitsausschusses des Kreistags. Dabei stellte sie Zahlen vor und beantwortete Fragen der Ausschussmitglieder.

Die aktuelle Lage beschrieb sie als eine „ganz ruhige Situation“. Zur Erinnerung: Noch im April hat das ganz anders ausgesehen. Auf dem Höhepunkt der Winter-Welle im Januar habe man mit „wahnsinnig hohen Fallzahlen“ zu kämpfen gehabt, erklärte Ludwig.

Im laufenden Jahr wurden im Kreis 4.974 Corona-Fälle bestätigt, seit Beginn der Pandemie 2020 waren es insgesamt 6.757. Das entspricht rund vier Prozent der Einwohner des Landkreises.

Die verschiedenen Kommunen des Landkreises waren in unterschiedlichem Maße von der Pandemie betroffen, wie Ludwig erklärte. „Der Großteil der Fälle (1.520 nachgewiesene Infektionen, das sind 26 Prozent aller Fälle, Anm. d. Red.) haben sich im Bereich der Stadt Bitterfeld-Wolfen abgezeichnet.“ Das hänge vor allem mit der großen Einwohnerzahl der Stadt an der Goitzsche zusammen. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl liegen jedoch andere Kommunen vorn: Im Osternienburger Land haben sich nachgewiesenermaßen 4,4 Prozent der Bevölkerung infiziert, es folgen Köthen und Raguhn-Jeßnitz mit jeweils 4,2 Prozent. Der geringste Anteil wurde aus Zerbst gemeldet (2,4 Prozent). Ludwig wies darauf hin, dass die Unterschiede nicht groß seien.

Nennenswerte Unterschiede gibt es hingegen zwischen den Altersgruppen. Ohne Beispiele zu nennen, wies Ludwig Medienberichte zurück, nach denen die über 80-Jährigen am stärksten betroffen gewesen seien. „Das ist nicht der Fall“, sagte sie, nur zwölf Prozent der Ältesten hätten sich infiziert. Der Schwerpunkt liege klar im Bereich der 30- bis 70-Jährigen, auf den 62 Prozent der bestätigten Fälle entfallen.

Ludwig machte auch Angaben zur medizinischen Versorgung und zur Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus. Von den 35 Intensivbetten in den drei Krankenhäusern im Landkreis seien zum Höhepunkt der Pandemie maximal 24 belegt gewesen. Die Delta-Variante sei bisher noch nicht im Kreis nachgewiesen worden.

Trotzdem rief Ludwig zur Wachsamkeit auf und verwies auf die Haltung des Robert-Koch-Instituts, das die Gefährdungslage wegen der Mutation trotz deutschlandweit niedriger Inzidenzen weiterhin als hoch einstufe. Ihr sei bekannt, dass sich das Bildungs- und das Sozialministerium auf eine „großflächige angelegte Testaktion“ nach den Sommerferien vorbereite. Die Testzentren sollen vorerst bestehen bleiben, versicherte Ludwig.

Die Leiterin des Gesundheitsamts beantwortete auch Nachfragen der Ausschussmitglieder. Die Vorsitzende Dagmar Zoschke (Linke) wollte wissen, wie das Gesundheitsamt mit der Dunkelziffer umgehe. „Es gibt ja eine ganze Menge Menschen, die sich infiziert haben und das gar nicht gemerkt haben“, fügte Zoschke an. Ludwig gab zu, dass diese Zahl schwierig zu bestimmen sei. „Viele Bürger haben einen Antikörpernachweis über eine durchgemachte Infektion, aber die haben nie einen PCR-Abstrich veranlasst.“ Die könne ihr Amt nicht mitzählen, sondern ausschließlich die vom Labor bestätigten Fälle.

Hannes Loth (AfD) fragte, ob es dazu Zahlen gäbe. Ausschließlich für diejenigen Genesenen, die für eine Genesenen-Bescheinigung einen Antikörpernachweis vorlegten, antwortete Ludwig. „Aber das ist verschwindend gering.“ Die Testkapazitäten hätten „wahrscheinlich nicht zu dem Bedarf“ gepasst, gab Ludwig zu und fügte an: „Wir waren alle in einer Wahnsinnssituation und nicht jeder hat sich gemeldet.“