Bärteich in Köthen Bärteich in Köthen: Fische werden dank Facebook-Aufruf gerettet

Köthen - „Wir kamen an, wurden von unglaublich vielen Fischaugen begrüßt und mussten uns eingestehen: allein ist das nicht zu schaffen.“ So beschreibt Michael Engelmann, der Chef des Köthener Tierparks, die Situation, als er am Montag am Köthener Bärteich eintrifft.
Es wurde mit 30 Fischen gerechnet
Vom Bauhof der Stadtverwaltung hat es zuvor die Anfrage gegeben, ob das Tierpark-Team vor der Reinigung des Bärteiches die dort lebenden Fische umsetzen könnte. Mit etwa 30 Fischen sei zu rechnen. Engelmann sagt zu und sieht sich dann mit einer großen Überraschung konfrontiert.
Auch in den vergangenen Jahren wurden beim Abpumpen Fische aus dem Bärteich entnommen, um diese nicht zu gefährden, teilte Stadtsprecherin Caroline Hebestreit mit. Allerdings seien die Mengen deutlich geringer gewesen. Womit dieser rasante Zuwachs des Goldfischbestandes zusammenhängt, lasse sich nicht eindeutig sagen. „Möglich ist, dass mehr Fische im Teich ausgesetzt worden sind, oder die dort herrschenden Bedingungen eine erhöhte Population begünstigt haben“, so Hebestreit.
Denn ein Vielfaches der angekündigten 30 Fische schwamm in dem schon sehr niedrigen Wasser umher, grob geschätzt etwa 1000 Exemplare. Es handelt sich vornehmlich um Goldfische, aber auch Karauschen sind darunter. Es muss schnell gehandelt werden, denn der Wasserstand sinkt weiter. Doch woher die Helfer nehmen? Engelmann wendet sich über das soziale Netzwerk Facebook an die Administratoren der Köthen Runde. Und schon bald kursiert die Nachricht im Netz. „Alle, die Zeit haben, kommen bitte zum Bärteich und helfen dem Tierpark, die Fische vorm Sterben zu retten“, schreibt Tierpark-Mitarbeiter David Schaller. „Hallo liebe Einwohner von Köthen, der Tierpark Köthen bittet um Eure Hilfe im Zusammenhang mit den Fischen in der Bärteichpromenade!“, ist von Camilla Nater zu lesen. Eimer, Kescher, alles, womit man die Goldfische aus ihrer misslichen Lage befreien könne, werde benötigt.
„Die Stimmung war dennoch hervorragend“
Der Aufruf verfehlt seine Wirkung nicht. Rund 20 Männer und Frauen sind bald am Bärteich im Gange und packen fleißig mit an. „Angenehm war das Wühlen in stinkendem Schlamm und mit sich teilweise heftig wehrenden und spritzenden Fischen nicht, die Stimmung war dennoch hervorragend“, beschreibt Steffen Dörre die Rettungsaktion.
In Gummistiefeln waten die Helfer im Bärteich herum, fangen mit Keschern die Tiere ein und stecken sie in Eimer. In Bottichen und Fässern werden die Fische schließlich abtransportiert.
125 Goldfische hat sich eine Frau aus Wörbzig mitgenommen, um sie in ihrem heimischen Teich wieder auszusetzen, informiert Engelmann. Noch eine weitere Familie nimmt sich Goldfische mit nach Hause. Der übergroße Rest befindet sich aber nun im Ententeich im Tierpark.
Auf natürliche Weise reduzieren
Dass dieser Teich übervoll mit Fischen sein könnte, diese Gefahr sieht Michael Engelmann nicht. „Wir haben in der Fasanerie eine Reiherkolonie, die essen auch bei uns im Tierpark. Der Goldfischbestand im Ententeich wird sich also auf natürliche Weise reduzieren“, sagt er.
Dass es in diesem Jahr eine solche Masse an Fischen im Bärteich gibt, sei vorher nicht ersichtlich gewesen, äußerte Michael Engelmann. Er ist ziemlich sicher, dass hier zahlreiche Fische klammheimlich ausgesetzt worden sind. „Meine große Bitte: Die Leute sollten auf das Aussetzen von Fischen verzichten“, appelliert der Tierpark-Chef. Zum einen sei die Wasserqualität des Bärteiches „ohnehin nicht sehr toll“, zum anderen werde das Wasser durch einen Massenbesatz von Fischen nur noch schlechter. (mz)
