Bänke aus dem Gelben Sack Bänke aus dem Gelben Sack: Seit 20 Jahren hat Hahn Kunststoffe ein Büro in Köthen

Köthen - Der Rohstoff für ihre Produkte geht Hahn Kunststoffe so schnell wohl nicht aus. Er landet tonnenweise in Gelben Säcken und schwimmt in riesigen Müllteppichen auf den Meeren. Das Unternehmen aus Hahn in Rheinland-Pfalz, das seit 20 Jahren ein Vertriebsbüro mit vier Mitarbeitern in Köthen hat, verarbeitet Müll.
„Vom biologischen Kreislauf können wir nicht mehr leben“, sagt Sven Graser, Vertriebsleiter des Unternehmens in Köthen. So werde beispielsweise viel mehr Holz gebraucht als nachwachsen könne. Er sieht die Zukunft in einem technischen Kreislauf: im Recycling von Müll als nachwachsendem Rohstoff. „Plastikabfälle sind das Material der Zukunft, weil wir damit geschlossene Kreisläufe herstellen können“, macht er deutlich.
Die Kunststoffe werden gereinigt, von Fremdstoffen befreit, zerkleinert, zu Pellets gepresst. Hanit heißt das fertige Material. Mehr als 2.000 Produkte stellt Hahn Kunststoffe inzwischen daraus her. Das Angebot reicht von Tischen und Bänken über Palisaden, Stegbohlen, Blumenkübel, Hochbeete und Zäune für Gestaltungen im privaten und öffentlichen Bereich bis hin zu Lärmschutzwänden, Rinnensystemen, Rasengittersteinen und Spundwänden.
Der Aufwand, die Kunststoffe zu verarbeiten, ist immens
Der Aufwand, die Kunststoffe zu verarbeiten, ist immens, was die Produkte teurer macht als vergleichbare aus Holz. Die Vorteile von Hanit, sagt Mitarbeiterin Martina Knoche, würden aber auf der Hand liegen: Die Produkte seien langlebig, UV- und witterungsbeständig, leicht zu pflegen. Sie würden nicht faulen und könnten wiederverwertet werden. Aus einem Tisch können also wieder Pellets gemacht werden und daraus dann zum Beispiel ein Sandkasten.
„Somit schließt sich der Kreislauf“, sagt Sven Graser. Unendlich, ergänzt er, sei dieser aber noch nicht. Irgendwann sei das Material erschöpft. Die TU Dresden würde gerade daran forschen, diesen Kreislauf unendlich zu machen.
Die Grundlage für Hanit legte Ulrich Kossin. Er erkannte, dass Müll in den Wertstoffkreislauf gehört und gründete 1993 auf dem ehemaligen Militärflughafen Hahn die Hahn Kunststoffe GmbH.
Die Farbe des Materials hängt davon ab, welche Farbe die verwendeten Kunststoffe hatten
Seit einigen Jahren stellt ein Unternehmen auch Spielgeräte aus ihrem Material her. „Da splittert nichts. Da blättert keine Farbe ab“, sagt Martina Knoche. „Es ist damit perfekt geeignet für Spielplätze.“
Apropos Farbe: Die Farbe des Materials hängt davon ab, welche Farbe die verwendeten Kunststoffe hatten. Meist kommt ein Grauton heraus, weil sich viele Farben vermischen und das nun einmal Grau ergibt. Das Material kann aber auch eingefärbt werden. Rot, blau, grün, braun und schwarz sind möglich. Die Farben sehen sehr natürlich aus - beinahe wie Stein oder Holz.
Seine Produkte vertreibt Hahn Kunststoffe weltweit. Das Unternehmen hat Vertriebsstellen in Großbritannien, Frankreich, Kanada und Italien. Eine Schule in Könnern hat ein Klassenzimmer im Grünen mit Bänken aus Hanit. Am Cospudener See bei Leipzig sind Stege zu sehen, um zwei Beispiele aus der Umgebung zu nennen. Was möglich ist, zeigt das Unternehmen auch in seinem Mustergarten am Damaschkeweg in Köthen.
Schwerer Start und einige Vorurteile
In den Anfangsjahren, erzählt Martina Knoche, die seit 21 Jahren bei Hahn Kunststoffe arbeitet, habe es das Unternehmen schwer gehabt. „Plastik wollten die Leute nicht“, sagt sie. Und auch heute noch gebe es Vorurteile. Dass die Produkte nicht hochwertig seien und nach Plastik riechen würden. Wer das Material sehe und eben nicht rieche, ändere schnell seine Meinung. Spätestens der Recyclinggedanke würde viele überzeugen.
„Wir arbeiten mit nachwachsenden Rohstoffen“, stellt Sven Graser den Vorteil ihrer Produkte heraus. Denn Plastikmüll gebe es nun einmal zur Genüge. (mz)