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Bäckerei Bäckerei: Wiedereröffnung nach tragischem Brand

Von luisa peine 02.03.2013, 12:46
So sah die Bäckerei nach dem Feuer aus.
So sah die Bäckerei nach dem Feuer aus. Privat Lizenz

köthen/MZ - Es war jene Nacht zum Rosenmontag letzten Jahres, die das Leben von Jens Winzer schlagartig verändern sollte. „Als Erstes dachte ich, es wäre ein schlechter Scherz, als mein Handy nachts gegen 3 Uhr klingelte und mein damaliger Geselle, Sascha Köhler, dran war. Ich drückte ihn zuerst weg“, schildert der 42-jährige Köthener Jens Winzer, Bäckermeister und seit 2004 selbstständig. Und seine Skepsis war nicht unberechtigt: Schließlich war Rosenmontag gerade angebrochen, eine gute Zeit für Narretei. „Doch als das Telefon erneut klingelte und ich ranging, traute ich meinen Ohren nicht.“

Sascha Köhler, zugleich Kamerad bei der Freiwilligen Feuerwehr Gröbzig, war derjenige, der ihm die schlimmste Nachricht überbrachte, die es für einen Selbstständigen überhaupt gibt: Seine Hauptfiliale in der Edderitzer Angerstraße stand lichterloh in Flammen (die MZ berichtete).

Über ein Jahr ist seit diesem Tage nun bereits vergangen. Ein Jahr voller Höhen und Tiefen. Beruflich erst der verheerende Brand und der damit einhergehende Verlust aller Geräte, im Sommer der zweite Tiefschlag, als die geplante Neueröffnung der Hauptfiliale in einem Köthener Objekt nicht stattfinden konnte. Privat hat er sein Glück mit seiner frisch gebackenen Ehefrau Daniela festgehalten und lose Bekanntschaften wurden durch die Katastrophe zu engen Freundschaften und Vertrauten.

Ohne den Rückhalt seiner Frau, seiner Schwiegereltern und von guten Freunden hätte der Köthener diesen Schicksalsschlag nie verkraftet, ist er sich sicher. Da in Edderitz alle Backwaren für seine drei Filialen, eine in Gröbzig und zwei in Köthen (die auch weiterhin geöffnet bleiben), gefertigt wurden und Winzer dadurch nicht mehr selbst liefern konnte, war er auf Hilfe angewiesen, in Form von Belieferungen auf Rechnung. Insgesamt ein Minusgeschäft, doch die Kundenpräsenz war ihm zu wichtig. Seine Filialen für diesen Zeitraum schließen? Das kam für ihn nie in Frage. „Ich weiß es sehr zu schätzen, was die Bäckerei Rödel mit Frank Schwenke durch die Lieferungen für mich getan hat“, zeigt er sich dankbar. Die Zusammenarbeit war nicht nur geschäftlicher Natur. Aus den beiden Männern sind Freunde geworden. Nach vielen Strapazen ist es aber nun endlich soweit: Ein Termin für die Neueröffnung der Hauptfiliale in der Anhaltischen Straße 7 in Köthen steht fest. Am 4. März wird der erste Verkaufstag sein. „Matthias Scholle, mein 28-jähriger Geselle, engagiert sich trotz Krankheit sehr, damit der Neueröffnung nichts mehr im Weg steht“, ist Jens Winzer optimistisch, denn noch eine Verschiebung sei finanziell nicht mehr tragbar gewesen.

Seine neue Filiale mit Backstube umfasst insgesamt 160 Quadratmeter. Der Laden und das dazugehörigen Café ist auf 60 Quadratmetern verteilt. Sobald die warmen Monate beginnen, wird noch dazu die große Außenfläche des Geländes als Eiscafé genutzt, wodurch sich das Platzangebot noch weiter vergrößern wird.

„Neben dem bekannten Angebot aus der abgebrannten Edderitzer Bäckerei haben wir zwei Neuerungen für unsere Kunden. Das Jahr durchgängig wird es Eis geben und für die Schülerinnen und Schüler werden wir einen Snackbereich einrichten, mit verschiedenen belegten Brötchen und Bockwurst“, stellt der 42-Jährige sein erweitertes Sortiment vor. Um dieses Angebot auch unter den Menschen zu verbreiten, werden demnächst Handzettel als Werbung folgen. Vor allem an Schulen soll damit auf die neue Bäckerei in der Umgebung aufmerksam gemacht werden.

Noch ein Pluspunkt für den Standort in der Anhaltischen Straße ist die vorhandene Barrierefreiheit. „Durch die Rampe am Eingang ist es auch Rollstuhlfahrern jederzeit möglich, uns besuchen zu kommen“, freut sich der Köthener auf sein neues Kundenklientel.