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Aus einem Blumenkasten wurde ein Motor

Von Katharina Schultz 27.08.2007, 17:06

Chörau/MZ. - 1910 in Denz geboren, verschlug es den Gasmotor später nach Bad Düben, wo er in seinen besten Zeiten dazu diente, Holzbearbeitungsmaschinen in einer Tischlerei anzutreiben. Bevor ihn Martin Kunisch vor drei Jahren dann zu sich nach Micheln holte, wurde er die letzten 30 Jahre als Blumenkasten missbraucht.

Durch einen Arbeitskollegen hatte der gelernte Kraftwerkzeugmechaniker und Motorensammler von dem traurigen Schicksal des Motors erfahren. Samt Anhänger machte er sich wenig später auf den Weg nach Bad Düben. "Ich habe ihn aus der Erde ausgraben müssen", erinnert sich der 29-Jährige. Über 500 Arbeitsstunden investierte Kunisch anschließend. Allerhand musste erneuert werden, unter anderem die Kurbelwelle.

"Es hat ein gutes Jahr gedauert, ihn wieder zum Laufen zu bringen", berichtet der Michelner mit Stolz. Wenn der Gasmotor nicht grade auf Ausstellungen oder Festen wie dem in Chörau zu sehen ist und lautstark vorgeführt wird, setzt Kunisch das Standgas des Motors gelegentlich auch zu Hause in Gang, um etwa seine Kettensäge zu betreiben, wie er erzählt.

Nicht weniger vom Zufall durchkreuzt ist die Geschichte des Zweirads von Aribert Zander. Vor ein paar Wochen kam der Weißandt-Gölzauer an einem Schrottcontainer in Lochau vorbei und wurde dabei auf den "kleinen Italiener" - eine Garelli, 60er Baujahr, aufmerksam, die er sich holte. Anschließend ließ er den Motor überholen und das Lager wechseln. "Gespritzt habe ich ihn selber", erzählt der 66-jährige Hobby-Bastler, der viel Zeit in das Aufmöbeln von alten Zweirädern steckt und auch schon Freunden wie dem Lennewitzer Otto Frohberg dabei behilflich war.

In Chörau zeigte sich, dass das mit dem Motorengeschmack so eine Sache ist: "Allgemein gesehen gefällt mir das am besten, was in Mode ist", meinte etwa Dieter Pommernele. "Das ist wie mit der Zeit der Uhr, die hält man nicht fest." Der 70-jährige ist allerdings der Ansicht, dass man in den 50er und 60er Jahren mehr selbst machen konnte. "Heute wird man viel beschissen", schimpft der Chörauer. "Berufsmäßig repariere ich die neue Technik, aber so richtig überzeugt bin ich davon nicht", so das Urteil von Martin Kunisch. "Zu viel Elektrik, zu viel Störquellen", bemängelt der Fachmann.

Es gab allerdings auch Besucher und Aussteller, wie Otto Frohberg und Aribert Zander, deren Herz sowohl für die alte als auch die neue Technik, die auf dem Fest in Form von den allerneusten Honda-Modellen präsentiert wurde, schlug. Bereitgestellt wurde diese neue Technikgeneration von "Honda Warmuth" aus Dessau. Für die alte Technik waren zum größten Teil die Mitglieder des Motorenstammtisches Elsnigk-Trebbichau verantwortlich.

Bis zum Nachmittag kamen an die 30 Oldtimer auf dem Sportplatz der Gemeinde zusammen. Das älteste Modell war im Jahre 1940 entstanden. "Man sieht, dass sie sich viel Mühe gegeben haben", sagte Jan Danneberg, nachdem er - vorbei an Kettensägeschnitzern, Handwerkermarkt und dem Schwein am Spieß - das Festgelände einmal von vorn bis hinten durchquert hatte. Von Mosigkau war er mit der ganzen Familie in die kleine Gemeinde geradelt.

Für die jüngeren Besucher hatten die Organisatoren Edeltraud Pintaske, Frank Zabel und Renate Heenemann unter anderem Tretautos, Skate Bikes, Roller und eine Hüpfburg herrangeholt. "Es ist nicht nur wichtig, etwas für die Kleinen zu haben. Auch die Zehnjährigen müssen beschäftigt werden", sagte Frank Zabel.

Ein richtiges Dorffest bedeutet für Bürgermeisterin Renate Heenemann, dass das gesamte Dorf mit einbezogen ist. Erneut hatten im Vorfeld an die 80 Helfer mit angepackt. Als "Chörauer Fruchtzwerge" wurden auch die jüngsten Einwohner mit ins Programm integriert.

Beim diesjährigen Dorffest erwiesen sich die Chörauer und ihre Gäste wieder als besonders wettkampffreudig. Am Samstag wurde geskatet: Am erfolgreichsten verlief die Partie für Hans-Joachim Schubert aus Reppichau (2 605 Punkte). Zweiter wurde Horst Müller aus Elsnigk (2 460 Punkte). Und Andreas Lingner ebenfalls aus Elsnigk kam auf den dritten Platz (2 262 Punkte). Außerdem wurde Fußball gespielt. Von den drei angetretenen Mannschaften siegte die Sparkasse Dessau vor der Mannschaft der Gastgeber und den Drittplatzierten aus Susigke.

64 Starter fanden sich am frühen Sonntagnachmittag zum Ringreiten ein. In diesem Jahr ging der Sieg an Annika Kersten aus Köthen. Arno Hildebrandt aus Merzien belegte den zweiten Platz vor dem Akener Martin Petschel. Sowohl am Sonnabend als auch am Sonntag wurde zudem Preiskegeln veranstaltet. Die Gewinner vom Samstag: Hans-Jürgen Knopf aus Aken holte sich den ersten Platz und damit den Ziegenhammel. Der Chörauer Tino Tadge landete auf Platz zwei, dahinter Matthias Knöthig ebenfalls aus Chörau.

Beim erneuten Preiskegeln am Sonntagnachmittag ging der Hauptpreis, ein Reh, an Andreas Osterland aus Chörau. Zweiter wurde Rainer Krzywanek. Martin Osterland, ebenfalls aus Chörau, wurde Dritter.