Aufregung um fliegenden Teufel
Merzien/Zehringen/MZ. - Ich werde es mit in den Urlaub nehmen, um dann in Ruhe darin lesen zu können", sagte Zander nach einem ersten Blättern.
Jahre gedauert
Endlich fertig - das trifft in diesem Falle wohl besonders zu, hat es doch einige Jahre gedauert, bis das Vorhaben verwirklicht werden konnte. Das machte Ortsbürgermeister Adolf Tauer deutlich, denn das Entstehen des Buches ist eine Geschichte für sich. "Begonnen hat es 1992 mit einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Damals wurden die ersten Fakten und Materialien zusammengetragen", berichtete Tauer. Die ABM sei dann ausgelaufen, so dass erstmal eine Pause folgte. Vom Förderverein Zehringen ging dann eine Initiative aus, ebenfalls eine Chronik des Ortes anzufertigen. "Mario Pinkert, dessen Eltern in Zehringen leben, hatte sich dafür bereit erklärt", sagte Tauer. Pinkert habe bereits eine Chronik über die Justizvollzugsanstalt Dessau geschrieben und verfüge über entsprechende Erfahrungen.
Für die angefangene Merziener Chronik konnte schließlich der Köthener Museumsleiter Günther Hoppe für die Mitarbeit gewonnen werden. Hoppe bereitete ein Jahr lang die Merziener Geschichte weiter auf. "Dann ist er aber leider verstorben, und unser Projekt kam ein zweites Mal zum Erliegen", so der Ortsbürgermeister.
Schließlich sei die Idee entstanden, beide Ortsteile in einem Buch gemeinsam unterzubringen. Das ist nun geschafft, nachdem Mario Pinkert noch das aufarbeitete, was Günther Hoppe nicht mehr geschafft hatte. Zudem flossen in das Buch etliche persönliche Erinnerungen von Bewohnern ein. Viele von ihnen stellten auch alte Fotografien aus ihren Familien zur Verfügung. "Es war ein mühsamer Weg, aber wir sind sehr stolz auf unsere Chronik", bemerkte Adolf Tauer.
Das Buch selbst trägt den übergreifenden Titel "Zwei Orte an der Ziethe". Es ist in zwei Kapitel unterteilt. "Das alte Rittergut und Ritterdorf bei Köthen" heißt der Abschnitt, der sich mit Zehringen befasst. Die Merziener Chronik trägt die Überschrift "Ort zwischen Jordansberg und Pfarrbusch". Die von Günther Hoppe verfassten Texte sind unverändert veröffentlicht worden.
Reich illustriert
Die Chronik bietet eine Fülle interessanter geschichtlicher Daten und ist reich illustriert. Beim Lesen werden die Zehringer und Merziener auf viele Angaben stoßen, die Bezüge zu ihren Familien haben. Das Buch enthält viele Episoden. Zum Schmunzeln regt ein Gedicht an, das der Zehringer Kantor Georg Pohle einst verfasst hat. Und überaus amüsant ist auch die "Teufeljagd bei Merzien", die sich im Sommer 1882 zugetragen hat. Ein junger Mann hatte am Himmel einen Teufel auf Merzien zufliegen sehen und daraufhin das Dorf rebellisch gemacht. Zwei Jäger schossen schließlich das Ungetüm ab. Wie sich dann herausstellte, stammte der Teufel von einem Mann, der Luftballone aus Gummistoff in Form von Tieren und Fabelwesen herstellte und diese dann, mit Gas gefüllt, aufsteigen ließ. Der Teufel war von Halle in die Köthener Gegend abgetrieben. Die Auflage der Chronik beträgt laut Adolf Tauer 300 Exemplare. Ein Buch kostet 19 Euro. "Die aufwändige und hochwertige Gestaltung des Buches rechtfertigt diesen Preis", sagte der Ortsbürgermeister. Erstmal verkauft wird die Chronik zum Parkfest am 12. Juli.