Ärger in der Geuzer Straße Ärger in der Geuzer Straße: Nachbarn der Kläranlage klagen über Gestank

Köthen - „Das ist ein bestialischer Gestank“, ärgert sich Matthias Knof. Er wohnt in der Geuzer Straße in Köthen und damit nur ein paar Hundert Meter vom nahe gelegenen Klärwerk des Abwasserverbands entfernt. Dort allerdings ist man sich keiner Schuld bewusst: „Wenn der Klärschlamm hier nur lagert, werden keinerlei Geruchsstoffe freigesetzt“, erklärt Thomas Winkler, Geschäftsführer des Abwasserverbands. Der Geruch müsse aus einer anderen Quelle stammen.
Anwohner klagen zwei- bis dreimal pro Woche über Gestank
Früher habe der Wind „vielleicht ein- bis dreimal im Jahr“ so ungünstig gestanden, dass er von der Anlage etwas gerochen habe, beklagt Knof. Mittlerweile stinke es zwei- bis dreimal wöchentlich so sehr, dass man im Haus bleiben müsse.
Das bestätigt auch seine Nachbarin Kerstin Hobusch, die allerdings noch weiter geht: „Die Anlage ist 1987 in Betrieb gegangen - seitdem stinkt es“, betont sie. Der vorherige Inhaber der Anlage habe allerdings von einem Pulver erzählt, das dafür sorge, dass die Geruchsbelästigung zurückgehe. „Das hat auch funktioniert“, erinnert sich Hobusch. Umso weniger verstehe sie, dass ein solches Pulver nicht konsequent genutzt werden könne.
Dafür hat Thomas Winkler allerdings eine einfache Erklärung: Ein solches Pulver sei in den 80er Jahren in Köthen vielleicht eingesetzt worden - heute sei es nicht mehr üblich.
Im Winter, bei Minusgraden, da sei es in Ordnung, meint Hobusch, doch „sobald das Wetter schöner wird und man abends auch mal draußen sitze möchte, ist das nicht möglich, weil es so sehr stinkt.“ So sei es weder möglich, im Sommer draußen zu grillen oder abends noch das Wetter zu genießen - noch könne sie bei Hitze die Fenster öffnen und die Wohnung lüften. „Der Gestank geht außerdem mit einem Geräusch einher, das klingt, als würde Luft abgelassen werden“, schildert Hobusch.
Anwohner vermuten, dass die Anlage "gelüftet" wird
Auch Knof vermutet, dass die Anlage „gelüftet“ werde, so dass der Gestank sozusagen freigesetzt werde. „Vorher hat es nie so extrem gerochen“, begründet er seinen Verdacht. Zudem sei der Geruch immer an bestimmte Zeiten gebunden - meist beginne es am späten Nachmittag oder frühen Abend. Das jedoch sei vollkommen absurd, betont Winkler. „Die Kläranlage läuft rund um die Uhr - und das auch immer gleich“. Da gebe es keine speziellen Zeiten, in denen etwas abgelassen oder anders gemacht werde. Diese Behauptung gebe es allerdings immer wieder.
Der einzige Grund, den Winkler für den Gestank vermutet: Vor zwei Wochen sei Klärschlamm abgefahren worden. „Das ist allerdings auch tagsüber und nicht abends passiert und nur über einen zeitlich befristeten Zeitraum“, betont der Geschäftsführer. Während dieser Abtragung allerdings sei es sicherlich zu Geruchsbelästigung gekommen. „Das ist aber jedes Jahr dasselbe und ansonsten läuft unsere Anlage einwandfrei“, erklärt Winkler. Mit dem regulären Betrieb hätte das nichts zu tun - werde der Klärschlamm nicht bewegt, komme es auch nicht zu Geruchsbelästigung. Stattdessen sollten die Anwohner schauen, welche Geruchsquellen - beispielsweise aus dem landwirtschaftlichen Bereich - es in der Umgebung vielleicht noch geben könne.
Klärwerk sieht sich nicht verantwortlich
„Es ist mal mehr, mal weniger - aber, wenn es stinkt, ist es nicht auszuhalten“, betont hingegen Hobusch. Sie erinnert sich daran, dass sie einmal einen Abwasserzuschlag hat zahlen müssen. „Ich frage mich, was mit diesem Geld passiert ist - warum man es nicht investiert hat, damit es weniger stinkt.“
Mittlerweile habe sie schon mit dem Klärwerksmeister gesprochen und eine Telefonnummer des Bereitschaftsdienstes erhalten, den sie künftig bei Geruchsbelästigung anrufen solle, damit geprüft werden könne, woher der Gestank wirklich komme - denn das Klärwerk sieht sich nicht verantwortlich.
(mz)