Respekt vor Fußstapfen Anhalt-Bitterfelds langjähriger Landrat Uwe Schulze ist offiziell verabschiedet worden
Freunde, Wegbegleiter und Mitarbeiter verabschieden Uwe Schulze kurz vor seinem letzten Arbeitstag in die Pension.
Köthen/MZ - Verraten haben sie es beide nicht. Aber es gilt als ziemlich sicher, dass sich Uwe Schulze (CDU) und Andy Grabner (CDU) um Mitternacht von Sonntag zu Montag irgendwo zwischen Zscherndorf und Sandersdorf-Brehna treffen werden, um ihre ganz persönliche Staffelübergabe als aktueller und neuer Landrat zu bestreiten.
Ob mit einem einfachen Handschlag, einer kurzen Umarmung oder wie auch immer. Irgendwann wird es einer von beiden erzählen. Verdächtig genug haben sie sich gemacht mit ihren Aussagen. „Meine Dienstzeit endet am 11. Juli um 24 Uhr“, erklärte Schulze am Mittwoch bei seinem offiziellen Ausstand, zu dem in den Park der Landkreisverwaltung nicht nur Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) gekommen war, sondern mehr als 500 Freunde, Wegbegleiter, viele Mitarbeiter, die wegen des Hackerangriffs auf die Landkreisverwaltung frei und so Zeit hatten. „Und meine Dienstzeit beginnt am 12. Juli um 0.01 Uhr“, sagte Grabner.
Uwe Schulze ist ab Montag, 0.01 Uhr, offiziell Pensionär
Es war ein Abschied, für den sich nach anfänglichem Zögern sogar die Wolken über der Landkreisverwaltung verzogen haben und dem Anlass gebührend der Sonne den Vortritt ließen. „Ich bin ab Montag, 0.01 Uhr, Pensionär“, sagte Schulze. „Eigentlich wollte ich das letzte halbe Jahr nach meiner Ankündigung, nicht wieder als Landrat zu kandidieren, etwas ruhiger angehen lassen. Aber vor allen Dingen die Corona-Pandemie, in der wir zu jeder Zeit und Stunde entscheiden und handeln mussten, hat das verhindert.“
Auch künftig wird es sicher nicht ganz ruhig werden um Uwe Schulze. Sein nächstes Ehrenamt hat er als Präsident des Kreissportbundes von Anhalt-Bitterfeld bereits übernommen. Und selbst Haseloff ist überzeugt, „dass du nicht in den Ruhestand gehen, sondern sozial engagiert bleiben wirst. Das verrät mir allein schon Uwe Schulzes schalkhafter Blick“, sagte der Ministerpräsident. „Seit ich 2002 als Staatssekretär nach Magdeburg gekommen bin, konnte ich mich auf bestimmte Leute immer verlassen. Das sind unsere Landräte. Ohne sie könnten wir alle einpacken“, so Haseloff.
Sein letzter Satz galt seinem Nachfolger Andy Grabner
„Uwe Schulze ist ein beispielgebender und engagierter Kommunalpolitiker, der dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld vorbildlich gedient hat. Seine zweimalige Wiederwahl sind ein Beweis dafür, dass die Menschen seiner Amtsführung vertraut haben.“
Uwe Schulze ist für seinen saloppen Umgang mit Mitmenschen bekannt und genau so leitete er seine kurze Abschlussrede am Mittwoch auch ein. „Es war eine schöne Zeit, es hat Spaß gemacht, nicht immer, aber immer öfter“, erklärte er mit einem Augenzwinkern. Der Tag des offiziellen Abschieds war von ihm selbst mit Bedacht ausgewählt worden, „denn heute ist auf den Tag genau der 20. Jahrestag meiner Amtseinführung 2001“. Er sei immer ein ganz normaler Mensch gewesen. „Ich bin gelernter Bauer. Ich war für eine bestimmte Zeit mit einer gewissen Macht ausgestattet. Und die habe ich auch eingesetzt, um beispielsweise die Arbeitslosigkeit seit meinem Amtsantritt von 21 auf etwa sechs Prozent zu drücken“, erklärte der scheidende Landrat. „Das hätte ich nie allein geschafft. Deshalb gilt ein Extra-Dank meinen vielen Mitarbeitern.“ Sein letzter Satz galt seinem Nachfolger Andy Grabner. „Mein Nachfolger wird genau so gut sein, vielleicht besser, auf jeden Fall aber anders - und nicht so notorisch unpünktlich wie ich.“
Andy Grabner wird am Donnerstag vom Kreistag auf der Sitzung in seiner Heimatstadt Sandersdorf-Brehna als neuer Landrat vereidigt
Andy Grabner wird am Donnerstag vom Kreistag auf der Sitzung in seiner Heimatstadt Sandersdorf-Brehna vereidigt. Noch einmal werden sich scheidender und neuer Landrat dort in offizieller Funktion begegnen. „Es sind sehr große Fußstapfen, in die ich da treten werde“, sagte Grabner am Mittwoch. „Und ich tue das auch mit einer gewissen Portion Respekt. Aber auch mit Mut und Tatendrang. Und so einige Ideen habe ich auch schon im Hinterkopf.“
Und während er das so sagte, wurde die Reihe der Freunde, Wegbegleiter und Mitarbeiter, die sich von ihrem Chef in der Regel mit kleinen oder auch größeren Präsenten verabschieden wollen, nicht kürzer. Zum Glück war im Park der Landkreisverwaltung Platz genug, um auch endlich mal wieder ohne Mund-Nasen-Schutz, aber mit dem gebührenden Abstand reden und Anekdoten aus vielen Jahren austauschen zu können. Auch für die nötige Stärkung war gesorgt.