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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Strand unter in Edderitz

Von WLADIMIR KLESCHTSCHOW 11.04.2011, 16:29

EDDERITZ/MZ. - Als erste haben die Mitglieder des örtlichen Tauchclubs "Hurrican" Alarm geschlagen, deren Vereinsgewässer der Edderitzer See ist. Der Steg, der ihnen für den Einstieg ins Wasser dient, versank immer mehr unter der Oberfläche. "Der Pegel des Sees steigt an", machten sie die Ortsbürgermeisterin Annelie Fiiedler auf das Problem aufmerksam. Aber auch den Anglern, die vor allem an der Südseite des Gewässers ihrem Hobby nachgehen, blieb das Malheur nicht verborgen: Bäume, noch im vergangenen Herbst im Trockenen, stehen plötzlich im Wasser, zum Teil mehrere Meter vom neuen Ufer entfernt.

Inzwischen sieht es jeder, der am Edderitzer See spazieren geht oder radelt: Das Wasser hat sich vor allem an niedriger gelegenen Uferpartien stark ausgebreitet. Das Pumphäuschen an der Straße nach Piethen wird bereits von Wellen umspült, die bis zur Böschung reichen. Eine Pegellatte, die eigentlich den Wasserstand anzeigen sollte, ist komplett in den Fluten verschwunden.

Vom Strand auf der anderen Seite ist nur noch die Hälfte übrig: Ein Großteil des Sandes, der seinerzeit - finanziert mit Fördermitteln - hierher von außerhalb gebracht worden war, ist überschwemmt. Dort, wo sich noch im vergangenen Sommer Badegäste in der Sonne aalten, schwimmen heute Schwäne und Enten.

Der allgemein steigende Grundwasserpegel ist offenbar auch für das "Ausufern" des Edderitzer Sees, eines ehemaligen Tagebaus, verantwortlich - zumal die Wasserentnahme hier stark zurückgegangen ist. Die Landwirtschaft hatte nach starken Regen und der Schneeschmelze der vergangenen Monate vorerst noch keinen Bewässerungsbedarf.

Annelie Fiedler verfolgt die Entwicklung mit Sorge. Diese wird auch in der Verwaltung der Stadt Südliches Anhalt geteilt. Der Grund dafür ist nicht zuletzt der bald beginnende Badebetrieb. Die ersten Mutigen in Badesachen wurden am Strand bereits gesichtet. "Am 1. Mai wollen wir die Badesaison offiziell eröffnen", sagt die Ortsbürgermeisterin. Vor Jahren gab es ein Gutachten, wonach der Badebetrieb an dem ehemaligen Tagebau sicher sei. Doch gilt das auch unter den heutigen Bedingungen?

Eine Antwort auf diese Frage sollte eine Begehung geben, die vor einigen Tagen auf Initiative der Stadt Südliches Anhalt angesetzt wurde. Allerdings fehlte damals ein Vertreter des Landesamtes für Geologie und Bergwesen, so dass die Versammelten danach genauso wenig schlau blieben wie vorher. "Was ist, wenn zum Beispiel da drüben ein Teil der Böschung abbricht?", fragte damals Amtsleiter Bernd Hauschild, beim Südlichen Anhalt zuständig für Ordnung und Sicherheit. "Kommt dann nicht eine Welle hierüber?" Hauschilds Frage blieb im Raum stehen.

Inzwischen schauten sich auch Vertreter des Landesamtes vor Ort in Edderitz um. Gegenwärtig gebe es keine Gefahr, stellten sie nach Auskunft der Verwaltung des Südlichen Anhalt fest. Für den Fall, dass der Wasserstand weiter steige, schlossen die Experten angeblich nicht aus, dass der See dann gesperrt werden müsse. Die MZ fragte gestern beim Landesamt für Geologie und Bergwesen nach, ob dieses Szenario wahrscheinlich sei. Die Antwort war ausweichend. Pressesprecher Bodo-Carlo Ehling verwies auf noch laufende Unterlagen-Recherchen. Erst nach deren Auswertung könne das Landesamt eine Beurteilung vornehmen und eventuell weitere Maßnahmen und Untersuchungen veranlassen.

Annelie Fiedler will jedenfalls an die örtlichen Landwirte appellieren, Wasser aus dem See für die Beregnung zu nehmen. "Inzwischen brauchen sie das, die Äcker sind wieder trocken", sagt sie.