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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Sammlerfieber und geschickte Hände

Von HELMUT DAWAL 21.12.2010, 18:22

KÖTHEN/MZ. - Sie ist abgeschlossen, die Gemeinschaftsaktion von Köthen Energie und Mitteldeutscher Zeitung zu den schönsten Weihnachtshäusern. Neun Bewerbungen hatte es von Lesern der Köthener und sechs von Lesern der Bitterfelder Zeitung gegeben. Nun wurden die von einer Jury ausgewählten Preisträger geehrt. Den ersten Platz, dotiert mit 250 Euro, belegten Bärbel und Ulrich Mandel aus Schlaitz. Über 150 Euro und den zweiten Platz konnten sich Erika und Manfred Heinrich aus Fraßdorf freuen. Auf Platz 3 kam Familie Wiegand aus Köthen, die einen Weihnachtszuschuss von 100 Euro erhielt.

"Alle Weihnachtshäuser, die in der Zeitung vorgestellt wurden, hätten es sicher verdient, ausgezeichnet zu werden", meinte Wolfgang Thurau, Geschäftsführer der Köthen Energie GmbH. So sei - wie schon im vergangenen Jahr bei der Erstauflage dieses Wettbewerbes - die Auswahl nicht gerade leicht gefallen. Alle, die nicht zum Zuge kamen, konnte Thurau allerdings trösten. "Wir werden diesen Wettbewerb auch im nächsten Jahr wieder unterstützen", kündigte er an.

Behausung für Räuchermännchen

Bärbel und Ulrich Mandel freuten sich sehr über diese Würdigung. "Man muss vom Weihnachtsgedanken infiziert sein, sonst klappt das nicht", sagte Bärbel Mandel bei dem lockeren Gespräch, das sich nach der Bekanntgabe der Gewinner entspann. Und Mandels sind wahrlich infiziert. Ihr Haus versehen sie jedes Jahr zur Adventszeit mit einem besonderen weihnachtlichen Ambiente. Seit fast 40 Jahren sammeln die beiden pensionierten Lehrer erzgebirgische Schnitzereien. Die sind im ganzen Haus zu finden, aber auch von außen in den Fenstern zu sehen.

Doch nicht nur Gekauftes wird zum Dekorieren verwendet. Ulrich Mandel hat geschickte Hände und vieles selbst angefertigt - Figuren, Schwibbogenunterteile, Schweifsterne und anderes mehr. Jeder Wunsch seiner Frau - er scheint ihm Befehl zu sein. Ganz so drastisch freilich ist es nicht, war Bärbel Mandels Schilderung zu entnehmen. "Doch wenn ich sage, unsere Räuchermännchen könnten eine Behausung gebrauchen oder der Hirsch eine Futterkrippe, dann macht sich mein Mann an die Arbeit", erzählte sie.

Aufbau dauert eine Woche

Bei Mandels, und das ist schon etwas Besonderes, klingeln oft Leute an der Haustür, angelockt von dem, was in den Fenstern zu sehen ist. Und sie werden nicht weggeschickt, können all die weihnachtlichen Schwibbögen, Krippenspiele und Figuren ausgiebig betrachten.

Eigens für die Besucher hat sich das Schlaitzer Ehepaar vor einiger Zeit ein Gästebuch angelegt. Und die Gäste sind erstaunt, was Mandels im Laufe der Jahrzehnte alles zusammen getragen haben. "Wer zu uns kommt, der tut mir eigentlich leid, denn es erschlägt ihn erstmal", schmunzelte Bärbel Mandel. Die Schlaitzer ernten viel Lob für ihr Hobby und stießen damit bislang nur in einem Fall auf Ablehnung. Sie hatten sich bei einem Fernsehsender beworben, der die Sammlung präsentieren wollte, letztlich aber absagte. "Es war ihnen nicht bunt genug", berichtete Ulrich Mandel. Mit buntem Kitsch freilich konnte das Ehepaar nicht dienen, denn den lehnen sie ab.

Bei Erika und Manfred Heinrich ist es seit Jahren gute Tradition, die Freude auf das Weihnachtsfest mit einem geschmückten Haus zum Ausdruck zu bringen. Wobei das Haus nur ein kleiner Teil ist, denn ihr Anwesen misst stattliche 6 200 Quadratmeter. Auf dem stehen zahlreiche Bäume und Koniferen, die sich zum Schmücken geradezu anbieten.

Das ist aber jedes Mal ein Kraftakt. "Zum Aufbauen brauche ich eine Woche", seufzte Manfred Heinrich. Er nimmt aber die Mühen gern auf sich. Und freut sich, wenn die Kinder aus dem Ort am späten Nachmittag mit staunenden Augen die vielen Lichterketten betrachten und dabei ins Träumen geraten. Doch auch Erwachsene stehen oft vor dem reich geschmückten Grundstück und kehren gern bei den Fraßdorfern ein. Heinrichs sind gastfreundliche Menschen. "Da lade ich die Leute schon mal zu Glühwein und heißen Würstchen ein", erzählte Manfred Heinrich. Ob sie schon jemals gezählt haben wie viele elektrische Kerzen in ihrem Garten brennen? "All das zählen, das wollen wir gar nicht", entgegnete Erika Heinrich, wohl wissend, dass sich das Lichtermeer schon auf die Stromrechnung auswirkt. Für sie zählt nur eins: Zur Weihnachtszeit soll es leuchten.

Nachbar verhalf zum Glück

Auch Maik, Sabine und Cindy Wiegand aus der Köthener Leopoldstraße mögen die Weihnachtszeit. "Nicht nur das Haus ist geschmückt, auch drinnen ist alles sehr weihnachtlich", berichtete Maik Wiegand. Einen Tag benötigt er, um sein Haus zu schmücken. Tochter Cindy geht ihm dabei zur Hand. Von sich aus hatten Wiegands eigentlich nicht vor, sich am Wettbewerb zu beteiligen, weil es für sie seit Jahren selbstverständlich ist, ihr Haus weihnachtlich zu illuminieren. Dass sie doch mit von der Partie waren, verdanken sie einem Nachbarn von gegenüber. Günther Placke machte die MZ darauf aufmerksam. "Sie bringen einen bunten Tupfer in unsere Straße. Und die Autofahrer, die auf der Bundesstraße auf der Durchreise sind, können einen kleinen weihnachtlichen Gruß aus Köthen mitnehmen", meinte Günther Placke.

Wenn Weihnachten vorbei ist, geht es bei den Preisträgern ans Einpacken. Bärbel Mandel mag noch gar nicht daran denken, denn das bedeutet wieder viel Arbeit. "Alles wird mit einem Pinsel fein säuberlich abgestaubt und einzeln verpackt", schilderte sie. "Hinterher sieht es im Haus so leer aus, als hätte jemand eingebrochen", schmunzelte sie.

Die Idee für den Wettbewerb um die schönsten Weihnachtshäuser stammt übrigens von Landrat Uwe Schulze. Er kommt wie wohl kaum ein anderer durch viele Orte des Landkreises und hatte festgestellt, dass zur Weihnachtszeit viele Menschen Häuser und Gärten wundervoll weihnachtlich dekorieren. Dieses Mal musste er sich wegen dienstlicher Verpflichtungen bei der Auszeichnungsveranstaltung entschuldigen.

Nächstes Jahr im Dezember, wenn der Wettbewerb seine dritte Auflage erlebt hat, will Uwe Schulze aber wieder mit dabei sein und den Preisträgern dafür danken, dass sie mit ihren Mühen vielen anderen Menschen eine Freude machen.