Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Mit Handfegergeige und Cola-Flöte im Gepäck
EDDERITZ/MZ. - "Mit einer Handfegergeige fing alles an", erzählt Beppo Küster, alias Gert Ulrich seine Geschichte, während er sich im Edderitzer Park auf seine Show vorbereitet. Das gute Stück hat damals gerade mal 2,95 DDR-Mark gekostet und hat schon mindestens 40 Jahre auf dem Buckel. Küster selbst entwickelte diese Handfegergeige aus einfachsten Teilen seines Hausrates. "Damals war ich als Bühnenarbeiter tätig und trug deshalb ständig Handfeger und Schaufel mit mir herum", erinnert sich der inzwischen 61-jährige Witzbold. "Ich dachte damals: Was mache ich - Geige kann ich spielen - doch das ist zu langweilig", so Küster. Da kam ihm die zündende Idee mit der Handfegergeige.
"Das war meine erste Nummer. Ich denke, das wurde bis heute niemals kopiert", erzählt Beppo weiter und berichtet stolz von der Begebenheit, als er einst beim Konzert auf seiner einzigartigen Geige von den Neubrandenburger Philharmonikern begleitet wurde. "Ich war total aufgeregt", erinnert er sich gern daran zurück.
Am Samstagnachmittag in Edderitz jedenfalls spielte er auf seinem Handfeger einen Ausschnitt aus einem Bachkonzert. Eigentlich jedoch studierte Küster damals, um in den Lehrerberuf einzusteigen. Dabei lernte er auch Köthen und natürlich Edderitz kennen. Den Beruf des Lehrers wählte er eher auf Zuraten seiner Eltern. Gert Ulrich jedoch arbeitete lediglich nur wenige Jahre in dieser Branche. Später schließlich verschlug es ihn auf die Bühne. Das Talent eines Comedian lag ihm offensichtlich schon im Blut. Dass jedoch auch eine große Portion Fleiß zum Showgeschäft gehört, ließ Küster nicht unerwähnt. "Das ist nicht nur Talent sondern auch harte Arbeit", erklärt der Entertainer seine Tätigkeit. Seine witzigen Sprüche nämlich sind keinesfalls einstudiert. Schlagfertig haut er spontan einen Bolzen nach dem anderen heraus.
"Ich reagiere auf die Leute. Sie sollen das Gefühl haben: Ich bin für sie da und mache und mache ihnen einen schönen Abend", erklärt Küster seinen Erfolg und womit er die Leute zum Lachen bringt. Seine Taktik ist es, mit den Besuchern gemeinsam und ganz individuell zu arbeiten und sie zum Mitmachen zu animieren.
Wie er sagt, sei dies natürlich vor vielen Leuten einfacher, als vor einem solch kleinen Publikum wie in Edderitz und noch dazu an einem solch fiesen Regentag. Das Publikum jedoch, welches in einem großen Festzelt den Witzen des Komikers lauschte, ließ sich vom Wetter nicht verdrießen. "Die Leute sind trotzdem gut drauf, und es macht Spaß hier", erklärt Küster.
Bei seinem Programm kommen nicht nur solch ulkige Dinge wie die Handfegergeige zum Einsatz, sondern auch eine Panflöte aus der Colaflasche oder ein musizierender Luftballon aus dem Staubsauger. Ebenfalls mit zu Beppos Party-Mix am Samstagnachmittag zählten die Sängerin Daniela Bensch mit Schlagern und Volksmusik sowie René Dymar als Tempojongleur.
Obwohl der Regen keine Pause einlegte, vergnügten sich doch zahlreiche Gäste bei jenem bunten Programm. Unter ihnen war auch Helga Frick aus Großwülknitz. "Wir sind jedes Jahr hier, und das Programm ist immer toll. Das Wetter stört uns wenig, denn wir sitzen im Trockenen und sind auch mit dem Auto hier", erzählt die fröhliche Besucherin und schunkelt begeistert zur Musik. Auch Waltraud Pohler aus Köthen gesellt sich dazu und sagt: "Die Sängerin ist wirklich gut."
Bei der abendlichen Sommernachtsparty mit der Band "Three Voices" ließ sich das Edderitzer Publikum die Laune vom Dauerregen ebenfalls nicht verderben. Bis morgens um halb vier wurde gefeiert. Wie der stellvertretende Vorsitzende des Heimat- und Kulturvereins,k Rainer Simon, erklärt, waren es weniger Leute als in anderen Jahren, die Stimmung jedoch sei ungebrochen. Und auch der sonntägliche Frühschoppen mit den Gröbziger Musikanten fiel nicht ins Wasser. "Obwohl es ununterbrochen regnete, sind wir mit der Besucherzahl noch zufrieden" , so Simon.
Das Edderitzer Parkfest allgemein hat schon seit 46 Jahren seinen festen Termin am 1. Juliwochenende. Was nicht ganz zufällig gewählt wurde, sondern zu diesem Zeitpunkt ist der Tag des Bergmanns. Einst nämlich wurde das Edderitzer Parkfest von den dortigen Tagebaukumpeln ins Leben gerufen.
Anfangs galt dieses sommerliche Fest lediglich den Bergmännern. Später entwickelte sich daraus mehr und mehr ein Dorffest, welches heute vom Edderitzer Heimat- und Kulturverein organisiert wird. Auch die Schausteller fühlen sich seit Jahren mit Edderitz verbunden.