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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Ländliche Kindheitsidylle lässt Köthener schwärmen

Von STEFANIE GREINER 25.07.2010, 16:44

LIBEHNA/MZ. - 1985 zog Hansi Strauß von Repau nach Köthen. Seiner Heimat ist er treu geblieben. Ein Mal im Jahr zieht es ihn zurück in die ländliche Gegend - dann nämlich, wenn Mühlenfest in Libehna ist. Am Samstag war es wieder so weit. Der Bürgerverein "Alte Mühle Libehna" hatte zum gemütlichen Beisammensein an das ehrwürdige Denkmal eingeladen.

Als Vereinsmitglied ist es für Hansi Strauß eine Selbstverständlichkeit, bei den Vorbereitungen zu helfen. Er trägt damit zum Gelingen des Mühlenfestes bei. "Es ist Lokalpatriotismus", begründete der 51-Jährige seine Verbundenheit mit Libehna. Eine besondere Beziehung hat er zur hiesigen Bockwindmühle. "Wir haben schon als Kinder auf dem Mühlberg getobt", erzählte Hansi Strauß.

Für ihn und seine Freunde war das Gelände ein fantastischer Abenteuerspielplatz. Vor dem damaligen Pächter der Mühle mussten sich die Lausbuben in Acht nehmen. Immerhin war das Herumtoben auf dem Berg nicht gern gesehen. Nicht immer konnten die Kinder rechtzeitig Reißaus nehmen. Schmunzelnd erinnert sich Hansi Strauß an diese Zeit.

Eine Verbundenheit zur Bockwindmühle spürt auch Reiner Novotny. "Wir haben als Kinder immer Getreide hierher gebracht", erzählte der Mann aus Locherau. Das Ambiente der Mühle sei für ihn etwas Besonderes gewesen. Ungern denkt er an die Zeit zurück, als der hölzerne Bau vor dem Verfall stand. "Es war eine Ruine", erinnerte sich Reiner Novotny am Samstag.

Bis 1962 wurde die Bockwindmühle gewerblich genutzt. Danach ereilte sie das gleiche Schicksal wie viele andere Mühlen auch: Der Zahn der Zeit hinterließ sichtbare Spuren. Vom einstigen Glanz war nichts mehr übrig. Dass die Bockwindmühle mittlerweile wieder voll funktionstüchtig ist, hat die Gemeinde Libehna ihrer einstigen Bürgermeisterin Edith Borchert zu verdanken. Zu DDR-Zeiten wurde der Bau dank ihrer Initiative restauriert.

Nach der Wende hauchte Stefan Lander der Mühle neues Leben ein. Mit viel Liebe zum Detail brachte der junge Mann das hölzerne Denkmal zum Laufen. Damit das auch so bleibt, gibt es den Bürgerverein "Alte Mühle Libehna". Dessen Vorsitzender Reiner Novotny ist stolz, dass das Wahrzeichen der Gemeinde in einstigem Glanz erstrahlt. Eine neue Treppe erleichtert den Aufstieg. Neue Türen wurden eingebaut.

Im Bürgerverein engagieren sich derzeit 22 aktive Mitglieder. Beim traditionellen Mühlenfest wird jede helfende Hand gebraucht. Mit der diesjährigen Besucherzahl ist Reiner Novotny durchaus zufrieden. Viele Gäste tummelten sich auf dem Mühlberg. Das Köthener Stadtblasorchester sorgte für musikalische Unterhaltung. Im Inneren der Bockwindmühle weckten technische Finessen das Interesse der Besucher.

Die Veranstalter stellten ein Programm für Jung und Alt auf die Beine. Bis vor einigen Jahren hatte es ein Seifenkistenrennen gegeben. Hansi Strauß bedauert, dass diese Tradition eingeschlafen ist. Anstelle von Seifenkisten konnten dieses Mal zwei- und vierrädrige Schmuckstücke der Automobilgeschichte bestaunt werden. Quellendorfer und Dessauer Oldtimerbesitzer waren mit ihren Fahrzeugen vor Ort. Porsche Speedster, VW Käfer und Oldsmobile Cutlass zierten den Straßenrand.

Holger Knauer fuhr mit seinem Renault vor. Das Fahrzeug des Baujahrs 1933 war ein Scheunenfund. "Er wollte wieder fahren", machte der Dessauer Oldtimerfreund deutlich. Besonders stolz ist Holger Knauer auf den Originallack seines Renaults. Bei der Oldtimer-Show demonstrierten einige Besitzer, dass ihre historischen Fahrzeuge ungeahnte Pferdestärken unter der Haube haben.