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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Große Gratulantenschar bei der ältesten Gröbzigerin

Von CLAUS BLUMSTENGEL 06.02.2011, 17:54

GRÖBZIG/MZ. - Und das Gedicht passte zu ihr Zeile für Zeile.

"Ich gehe noch oft spazieren und lese die Zeitung", berichtete Frau Wolter, die ihren Ehrentag am Sonntag im Kreis von mehr als 30 Mitbewohnern und Gästen beging, darunter Angehörige aus Gröbzig, Bayern und Baden-Württemberg, der Bürgermeister der Stadt Südliches Anhalt, Burkhard Bresch, Dezernent Fred Walkow als Vertreter des Landrates und Ortsbürgermeister Dirk Honsa. Nicht schlecht staunte die Jubilarin auch über die Geburtstags-Urkunde von Ministerpräsident Wolfgang Böhmer. "So viel Aufmerksamkeit", flüsterte sie, als sie in die Runde der Gäste blickte und auf die große Torte mit den drei brennenden Kerzen, die die Zahl 100 bildeten. "Wie ich das geschafft habe, möchte ich auch gern wissen", staunte sie ein wenig selbst über diese Zahl.

Dieser 100. Geburtstag in Gröbzig war gleich mehrfach eine Premiere: "Es ist das erste Mal in meiner Amtszeit als Bürgermeister, dass ich dazu gratulieren kann", stellte Burkhard Bresch fest. Ortsbürgermeister Honsa informierte, dass Else Wolter zurzeit die einzige

Hundertjährige in dem rund 3000 Einwohner zählenden Ort ist. Und die Betreiberin des vor fünf Jahren eröffneten Pflegezentrums Fuhneaue, Annett Rabe-Pätz, freute sich, dass zum ersten Mal eine Bewohnerin 100 wurde "und auch noch bei so guter Gesundheit", fügte sie hinzu.

Else Wolter ist in Löbejün mit sechs Geschwistern aufgewachsen. Als junge Frau zog sie nach Gröbzig, wo sie in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts in der Gaststätte "Weintraube" eine Anstellung fand. Nach der Hochzeit führte sie den Haushalt. Ihr Mann Hubert Wolter, technischer Leiter in der Fabrik Textima, ist früh verstorben.

Als ihr Bruder bei einem Motorradunfall ums Leben kam und eine sechsjährige Tochter hinterließ, überlegte Else Wolter nicht lange. Sie und ihr Mann nahmen ihre Nichte zu sich. Sieben Jahre später ist ihr Mann dann verstorben, und sie zog das Mädchen allein groß. Bei ihrer Nichte und Pflegetochter Dorothea Ackermann und derem Mann Klaus hat die Jubilarin auch gewohnt, bis sie im September 2010 ins Pflegeheim ging. Beide sowie zwei Enkelinnen und zwei Urenkel gehörten am Sonntag zur Gratulantenschar.

"Oma war immer für uns da", berichteten die Enkelinnen Simone Riesch und Silke Friske einhellig. Else Wolter hat den Haushalt geführt "und es war immer alles geputzt, wenn wir von der Arbeit kamen", blickte Simone Riesch zurück. "Wir sind stolz, dass sie die 100 erreicht hat", sagte die Nichte.

Auch Else Wolter ist stolz auf ihre Familie. Ihre Pflegetochter war vor der Rente Telefonistin, Enkelin Simone Riesch ist als Krankenschwester in der Altenpflege beschäftigt und Enkelin Silke Friske ist Fotografin. "Den beiden habe ich es zu verdanken, dass ich hier im Pflegeheim bin - und es war richtig so", stellte die Jubilarin fest. "Ich fühle mich hier wohl, alle sind gut zu mir", berichtete sie.

Das Pflegezentrum Fuhneaue hat für seine Bewohner seit kurzem eine besondere Attraktion: Die Flure sind jetzt in der Faschingszeit nicht nur mit bunten Girlanden geschmückt, es gibt auch eine "Strandpromenade", einen "Marktplatz", wo Fleischer, Bäckersfrau, Töpfer und Gemüsehändlerin freundlich aus ihren Ständen schauen, und sogar eine "Bushaltestelle" mit Sitzbank. Diese farbenfrohen Wandbilder würden die Senioren jeden Tag aufs Neue erfreuen und dienten ihnen zugleich als Orientierung, erläuterte Betreiberin Annette Rabe-Pätz. Demnächst sollen noch ein Wald und Bauern auf einem Feld hinzukommen.

Als der Chor der Gratulanten am Sonntag "Hoch soll sie leben" und "Weil du heut' Geburtstag hast" anstimmte, kullerten Else Wolters Enkelin Silke Friske Tränen der Rührung über die Wangen. Sie ist sicher, dass dies nicht die letzte Feier war. "Oma hat vor vielen Jahren schon gesagt, sie möchte mal 104 werden", sagte die Enkelin.