Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Geheimtipp Edderitz
edderitz/MZ. - Entdeckt und vor allem schon getestet wurde der Zeltplatz allerdings schon von manchen Einheimischen.
Petra und Arnd-Uwe Dornack aus Köthen sind die ersten, die hier ihr zeitweiliges Domizil einrichteten. Sie arbeitet im Pilkington-Werk Aken, er bei der Post. Die beiden sind leidenschaftliche Camper. Seit 1996 ziehen sie mit einem Wohnwagen regelmäßig durch Deutschland und andere Länder. Ursprünglich war es ein Queck junior, ein kleiner Wohnwagen aus der DDR-Konsumgüterproduktion. "Ein schönes Erlebnis gab es für uns kurz nach der Wende in Bayern, als viele Menschen unseren Quecki sehen wollten", erinnert sich Petra Dornack. "Sie wollten nicht glauben, dass eine dreiköpfige Familie und ein Schäferhund in so einem kleinen Wagen genügend Platz haben kann."
Neuerdings ist es ein komfortabler Fendt mit allem Drum und Dran, mit dem die Dornacks durch die Welt ziehen. "Natürlich machen wir auch Urlaub in Hotels mit Flug und allem, was dazu gehört", räumen die beiden ein. Auch eine Karibik-Reise mit dem Kreuzfahrtschiff Aida machten sie schon mit. Doch Camping bleibt für sie etwas Besonderes, etwas, was dem Leib und der Seele gut tut. Mit ihren Wohnwagen waren sie zum Beispiel in Norwegen, Frankreich und Österreich, aber auch am Akazienteich in Aken. Für einige Tage stellten sie ihn auch auf dem Campingplatz am Edderitzer See ab - nur einige Kilometern von ihrem Wohnsitz in Köthen entfernt. Warum eigentlich? Gefällt es ihnen zu Hause nicht?
"Hier, am See, haben wir Ruhe und Entspannung", erklärt Arnd-Uwe Dornack den Unterschied. "Zu Hause findet sich immer irgendwelche Arbeit. Beim Campen kann man richtig abschalten. Schauen Sie, wie schön die Umgebung ist, wie ruhig." Er macht mit der Hand eine Bewegung, die nicht nur den See, den Strand und das saftige Gras am Ufer, sondern auch das Vögelgezwitscher im nahen Gebüsch zu umfassen scheint. Es ist früher Abend, das Geräusch eines fernen Autos und weit entfernte, kaum hörbare Menschenstimmen stören nicht die Stille, sondern heben diese nur hervor.
Die Dornacks brauchen keine Urlaubstage für ihren Edderitz-Aufenthalt. Früh fahren sie jeden Tag zur Arbeit, nach dem Feierabend kommen sie auf den Campingplatz zurück, um hier die Ruhe und Naturnähe zu genießen. Mit haben sie ihre Fahrräder für kleine Ausflüge in die Umgebung, ein Fernseher mit einer "Schüssel" ist da, ein Kühlschrank. Auch ein Grill fehlt nicht, nur die Kohle mitzunehmen haben sie vergessen. Da halfen aber Kerstin und Jens-Uwe Börner aus, eine befreundete Familie aus Edderitz, die auch den Tipp mit dem frisch eröffneten Campingplatz gab. Früh ein Sprung in den See, abends entspannt am Campingtisch mit Freunden sitzen - Herz, was willst du mehr?
Die sechsjährige Enkelin Emely teilte zumindest an Wochenendtagen die Campingfreuden der Großeltern. "Als sie am Montag wider in den Kindergarten musste, wollte sie gar nicht weg", so Opa Arnd-Uwe. Sowohl er als auch seine Frau loben den neuen Campingplatz wegen dessen Sauberkeit und Ruhe.
Für Rainer Simon und Christian Madl vom Edderitzer Verein "Kulturhaus" ist ein solches Lob wichtig. Der Verein übernahm zum 1. Mai als Pächter das Seebad Edderitz und hat nun auch in die Errichtung des Campingplatzes investiert. Toiletten, Duschräume, eine Küche gehören dazu. Zum Ausklang des Schuljahres waren auf dem Platz schon einige Schulklassen mit ihren Zelten. Simon und Madl wissen, dass eine positive Mund-Propaganda unter den Campingfreunden besser ist als manche ausgeklügelte Werbeaktion.
Die Dornacks, die nach dem mehrtägigen Test ihren Aufenthalt in Edderitz inzwischen beendet haben, können solche Propagandisten sein. "Als Camper lernt man so viele Leute kennen", sagt Arnd-Uwe Dornack.