1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Köthen
  6. >
  7. Anhalt-Bitterfeld: Anhalt-Bitterfeld: Frühstück im Amphitheater

Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Frühstück im Amphitheater

Von UTE HARTLING-LIEBLANG 01.12.2010, 17:44

RADEGAST/SCHORTEWITZ/MZ. - Der Wintereinbruch mit reichlich Schnee kam für alle Beteiligten überraschend. Die Kinder der Kita "Fuhnezwerge" hatten ein Programm einstudiert, das noch voll auf den Herbst zugeschnitten war. Ursprünglich wollten es die Knirpse in dem gerade fertig gewordenen Amphitheater aufführen. Das Theater bildet den Mittelpunkt eines strukturierten Lern- und Erlebnispfades, der über insgesamt vier Stationen verfügt: das Großsteingrab, eine Streuobstwiese, die Tonteiche und den Fuhneaue-Erlebnispfad, der in der Nähe des Fuhne-Radweges verläuft.

Auf die Präsentation an Ort und Stelle hatte sich auch Projektleiterin Daniela Krispin gefreut. Es sollte der Höhepunkt der sechsmonatigen Arbeiten an dem Projekt "Lebensraumschule Fuhneaue" werden, das in Trägerschaft der Basis gGmbH durchgeführt wird. Nun musste man also auf den Gemeindesaal in Schortewitz ausweichen und das Projekt auf der Leinwand vorstellen. Dazu eingeladen waren Ortsbürgermeister Jürgen Müller, der Vorsitzende des Schortewitzer Heimatvereins, Reinhard Sziburies, Michael Nelte, Fallmanager im Jobcenter Köthen, und die Vertreterin der Pächtergemeinschaft Schortewitz, Antje Springer-Böhm.

In eindrucksvollen Fotos hat Daniela Krispin die Fortschritte an den vier Abschnitten des Pfades festgehalten. Da wurde Wildwuchs beseitigt, der Hang für das Amphitheater vorbereitet und später gepflastert, da entstand eine Sitzgruppe am Großsteingrab. Zu den Tonteichen führt nun eine Treppe aus Akazienholz hinunter. Es wurden Schautafeln gestaltet, ein Insektenhotel errichtet, ein Klang-Xylophon aufgebaut, Nistkästen angebracht, Fahrradständer aus Naturmaterial aufgestellt und vieles mehr.

In einem weiteren Abschnitt, verweist die Projektleiterin auf das kommende Jahr, sollen ein Lehmbackofen und eine Feuerstelle entstehen und natürlich weitere Rastplätze und Schautafeln. "Die 15 Teilnehmer der Maßnahme haben gute Arbeit geleistet", lobt Basis-Chef Frank Junkert. Ihre unterschiedlichen Qualifikationen und ihre Kreativität hätten wesentlich zum Gelingen des Projektes beigetragen. Maurer, Schlosser, Tischler, Maler, Kraftfahrer, Plast-Facharbeiter oder Industriekauffrau sind die Frauen und Männer in ihrem früheren Berufsleben gewesen, das für die meisten schon einige Jahre zurück liegt, obwohl sie erst zwischen 32 und 58 alt sind.

Die Teilnahme an dem Projekt des zweiten Arbeitsmarktes habe aber noch viel mehr für sie bedeutet als nur eine Beschäftigung auf Zeit, erzählen die Männer und Frauen aus Radegast, Schortewitz, Spören, Zörbig oder Gahrendorf. Sie sind zu einem Team geworden, sind stolz auf das Ergebnis ihrer Arbeit, viele haben ein neues Selbstbewusstsein entwickelt. Das Bedauern darüber, dass die sechs Monate nun vorbei sind, und die Hoffnung, dass sie bei der nächsten Maßnahme wieder mit im Boot sein dürfen, ist allen anzumerken.

Sie haben weder Wind und Wetter noch tägliche Fahrt mit dem Fahrrad zum Arbeitsort gescheut, an dem sie in den letzten sechs Monaten täglich von 7 bis 14 Uhr im Einsatz waren. "Mit der Gruppe gab es keine Probleme", unterstreicht Daniela Krispin. Alle seien bis zum Schluss dabei geblieben und hätten sich gegenseitig motiviert.

Da machen die Worte von Michael Nelte vom Jobcenter Hoffnung: "Ich hätte das in dieser Form nicht erwartet", lobt er das Ergebnis des Schortewitzer Projektes. Und: "Wir haben die Weiterführung in den Plan für 2011 aufgenommen." Allerdings könne man wegen der Umstrukturierung der Arge zum 1. Januar 2011 noch nicht genau sagen, wann mit der Weiterführung zu rechnen sei. "Danke, dass es das Projekt gibt. Es liegt mit sehr am Herzen, denn das hier ist unsere Heimat", lobte Jagdpächterin Antje Springer-Böhm die Arbeit der 15 Frauen und Männer, die dabei vom Projektträger, von der Ortschaft Schortewitz und der Stadt Zörbig tatkräftig unterstützt wurden. Der Pfad sei ein echter Zugewinn für Schortewitz. Aber auch für die Teilnehmer "ist es eine "tolle Sache, wenn sie merken, dass man als Mensch etwas wert ist."

"Ich bin sonst nicht so schnell mit einem Lob bei der Hand", unterstreicht Ortsbürgermeister Müller. "Das hier ist aber wunderbar und eine riesige Bereicherung für Schortewitz. Das muss unbedingt weitergeführt werden." Der Vorsitzende des Heimatvereins freute sich vor allem über die "Nachhaltigkeit" der Maßnahme. Für den Verein sei ein Traum in Erfüllung gegangen, so Reinhard Sziburies. Die Idee mit dem Amphitheater stammt von ihm und es werde dem Heimatverein auch nicht schwer fallen, sich nun vielfältige Nutzungsmöglichkeiten dafür einfallen zu lassen. Die Anregung von Frank Junkert, das 800-jährige Anhalt-Jubiläum zum Anlass zu nehmen, wurde gern aufgegriffen. Und auch die Mitarbeiterinnen der Kita "Fuhnezwerge", Manuela Rausch und Dagmar Schierz, haben schon konkrete Pläne: "Wir könnten uns vorstellen, am Amphitheater das Frühstück mit den Kindern einzunehmen." Dann, wenn es wieder wärmer geworden ist.