Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Eine Dorfkirche voller Erntegaben
HINSDORF/MZ. - Manchmal reicht der Platz in der Hinsdorfer Kirche kaum aus, um alle Erntegaben angemessen zu präsentieren. Pfarrer Lutz-Michael Sylvester beunruhigt dies keineswegs. Je mehr, desto besser. Immerhin kommen die gespendeten Lebensmittel der Dessauer Tafel zugute. Zucker und Mehl werden dort ebenso dankbar angenommen wie Obst und Gemüse. An der gemeinnützigen Aktion, zu der Lutz-Michael Sylvester jedes Jahr aufruft, beteiligen sich bis zu neun Ortschaften.
In Hinsdorf gibt es einen besonderen Service. Anwohner können Tüten und Kartons mit Lebensmittelspenden vor die Haustür stellen. Einen Tag vor dem Erntedankgottesdienst werden die Gaben abgeholt. Am Samstag war es wieder soweit. Junge und erwachsene Mitglieder der Kirchengemeinde zogen durch Hinsdorf. Traktorfahrer Manfred Heckendorff begleitete die Gruppe mit seinem geschichtsträchtigen Famulus.
Der Anhänger des Oldtimers bot genug Platz für die Gaben. "Wenn es uns gut geht, können wir anderen etwas abgeben", machte Lothar Rapsilber deutlich. Einen Karton mit Plätzchen, Nudeln, Pflaumenmus und Mehl hatte der Hinsdorfer vor seine Haustür gestellt. An der Aktion beteiligt er sich seit Jahren.
"Es werden immer mehr", freut sich Lutz-Michael Sylvester. Der Pfarrer erinnert sich, dass das gemeinnützige Projekt anfangs auf wenig Resonanz stieß. Angesichts schlechter Ausbeuten seien vor allem die Kinder enttäuscht gewesen. Am Samstag hatten die Mädchen und Jungen eine Menge zu tun. Eifrig liefen sie zu den Häusern und sammelten die Gaben ein. "Das macht viel Spaß", freute sich die achtjährige Melissa und flitzte wieder los.
Der Anhänger des Traktors füllte sich zusehends mit Konserven, Getränkepackungen, Obst, Gemüse und Blumen. Gemeindekirchenrätin Christiane Schönfeld begleitete die Gruppe. "Das ist mir ein Bedürfnis", betonte die Hinsdorferin. Von der Sammelaktion ist auch Christine Beckert begeistert. Seit zehn Jahren macht sie sich für diesen guten Zweck stark. In diesem Jahr hat die Hinsdorferin unter anderem Paprika und Zucchini aus eigener Ernte gespendet.
Am Sonntag konnten die gesammelten Gaben in der Kirche bestaunt werden. Mitglieder aus umliegenden Gemeinden fanden sich in dem Gotteshaus ein. "Erntedank muss groß gefeiert werden", ist Lutz-Michael Sylvester überzeugt. Als er das Pfarramt in Quellendorf übernahm, beschränkte sich das Fest auf die einzelnen Ortschaften.
Mit dem Gottesdienst in Hinsdorf schuf der Pfarrer einen Anziehungspunkt für alle Gemeindemitglieder. "Wir feiern mit den Landwirten, also denen, die die Ernte einbringen", erklärt Lutz-Michael Sylvester. Zu den Gästen gehörten Vertreter der APH Hinsdorf und der Quellendorfer Landwirte. Kleinbauern aus der Region waren ebenso willkommen.