Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Ein Wochenende der Kultmopeds
DROSA/WULFEN/MZ. - Drosa erlebte am Wochenende die Renaissance des Kultmopeds aus den fünfziger Jahren. Weit über hundert Fahrzeuge der Baureihe SR 1 und SR 2 konnten die Besucher im NEZ anschauen und bestaunen. Da war so manches Liebhaberstück zu sehen, in welches die Besitzer unzählige Stunden ihrer Freizeit gesteckt haben. So gab es an den beiden Tagen des Wochenendes neben dem Austausch von Ersatzteilen auch viel Fachsimpelei unter Besuchern und Fahrzeugbesitzern.
Zum Höhepunkt des 2. Treffens avancierte aber die Ausfahrt am Nachmittag des 8. Mai. Insgesamt 72 Teilnehmer wagten sich unter Führung der Polizei auf die knapp 40 Kilometer lange und von den Simson-Freunden Kleinpaschleben abgesicherte Strecke über Kleinpaschleben, Zabitz, Köthen, Pißdorf, Osternienburg, Elsnigk, Reppichau, Susigke, Aken, Trebbichau und Wulfen zurück nach Drosa. Nach knapp einer Stunde kam, noch vor der Polizei der mit 77 Jahren älteste Teilnehmer, Egon Seifert aus Kürbitz (Vogtland), als erster auf dem Drosaer Festplatz wieder an.
"Abgekürzt habe ich nicht", wunderte er sich über sein schnelles Erscheinen. Seine zwei Jahre jüngere Frau Brigitte kennt den wahrscheinlichen Grund: "An seinem Moped hat er die letzten Tage nur rumgeschraubt und an meinem nicht." Ihr SR 2 ist unterwegs mehrmals ausgegangen, doch die Mitfahrer haben ihr immer schnell helfen können.
Das Ehepaar gibt sich seit zwölf Jahren diesem Hobby hin. Bei den Treffen ihres Clubs im Vogtland bekommen die rüstigen Rentner zu den Ausfahrten immer die ersten beiden Startnummern. In Kürbitz haben bei der 15. Auflage eines SR-2-Treffens im vergangenen Jahr 631 Fahrzeuge die Ausfahrt bestritten.
Ein weiteres Ehepaar war in Drosa am Sonntag erstmals am Start: Kornelia und Reiner Klemt aus Albrechts bei Suhl. Sie fanden anerkennende Worte über die Strecke und freuten sich auch über die erhaltenen Auszeichnungen. Reiner Klemt erhielt für das am besten restaurierte SR 2 einen Pokal. Er hatte seine Zweitaktmaschine in mühevoller Kleinarbeit in einen Dreitakter umgebaut.
Das originalste SR 2 brachte Mike Matschi aus Werdau an den Start. Des weiteren kamen die Teilnehmer aus Rätzlingen in der Lüneburger Heide, Dippmansdorf bei Berlin, Oebisfelde, Halle, Dessau, vom Muldestausee, aus Bernburg und aus vielen Orten des ehemaligen Landkreises Köthen.
Aber auch immer mehr Drosaer hat das Hobby SR 2 infiziert. Seit dem vergangenen Jahr haben sich viele Einwohner des kleinen Ortes in der Gemeinde Osternienburger Land ein Fahrzeug dieser Baureihe zugelegt. "Das ist wie eine ansteckende Krankheit", weiß Reiner Graf zu berichten. Ihn hat sie ebenso befallen. Seit letztem Jahr ist er sogar Mitglied im Wulfener SR-2-Club.
Die Veranstaltung am Wochenende fand bei allen Besuchern, Teilnehmern und Einwohnern Drosas regen Zuspruch und viele anerkennende Worte. "Im nächsten Jahr bringen wir unsere Fahrzeuge mit", so Fred Vogel, Chef des SR-2-Club Streumen aus Sachsen. Dreißig Mitglieder und deren Angehörige kamen extra mit dem Reisebus nach Drosa, um sich ein Bild von der Veranstaltung zu machen. Es muss ihnen gefallen haben, glaubt man deren Aussagen. Bernd Wagner aus Dornbock fügt hinzu: "Das Fest, so kann man es mittlerweise nennen, besitzt jetzt schon Kultstatus und wird sich in den kommenden Jahren weiter etablieren."
Auch aus Sicht des Veranstalters hatte man nichts zu beanstanden. "Es hat alles gepasst - das Wetter haben wir extra so bestellt", zieht ein freudestrahlender, aber auch sichtlich geschaffter Initiator Georg Schaub ein mehr als positives Fazit der inzwischen zweiten Auflage des Treffens der SR-2-Freunde in Drosa.
Wenn er sich in diesen Tagen mit der Abrechnung der Veranstaltung vom Wochenende befasst, dann beginnt auch schon seine Planung der dritten Auflage im kommenden Jahr. "Einige neue Ideen habe ich schon", so Schaub im Gespräch mit der Mitteldeutschen Zeitung. Aber welche, das bleibt sein Geheimnis. Allerdings nur bis zum Treffen am 5. und 6. Mai 2012.