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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Die Bowlingbahn ist das Geheimnis des Erfolgs

Von Katrin Noack 18.04.2012, 18:39

Baasdof/MZ. - Die Zahl der Gaststätten in Sachsen-Anhalt ist laut Studien der Industrie- und Handelskammer seit 2008 um 800 zurückgegangen - und das vorwiegend im ländlichen Raum. Auch im Altkreis Köthen werden seit Jahren vor allem auf den Dörfern mehr Gaststätten geschlossen als neue aufgemacht. Gastwirte beklagen schon seit Jahren ihre schlechte wirtschaftliche Lage. Als einen der Gründe nennen die Wirte die Konkurrenz von Organisatoren von Festen vor Ort, wie beispielsweise die Freiwillige Feuerwehr oder Sportvereine.

Die Landesregierung plant deshalb eine Änderung des Gaststättengesetzes. Wie aber sieht die Situation für Wirte im Altkreis Köthen aus? Mit welchen Schwierigkeiten müssen Wirte hierzulande kämpfen und wie beurteilen sie die Konkurrenz etwa durch die Vereine im Ort? In einer Serie stellt die MZ drei Wirte aus dem Altkreis einmal näher vor. "Die Bowlingbahn hat uns hochgebracht", erklärt Kornelia Woit das Geheimnis ihres Erfolges. Seit dreizehn Jahren führt sie das Gasthaus "Zur Quelle" in Baasdorf, das zuvor schon die Eltern und die Großeltern bewirtschafteten. "Seit 1910 ist die Gaststätte in Familienbesitz", sagt die Wirtin nicht ohne Stolz.

Das große Gasthaus mit der braunen und weißen Fassade liegt verkehrsgünstig an der Kreuzung Köthener Straße und Karl-Marx-Straße. Es ist Anlaufpunkt für Gäste vor allem von außerhalb. Aus Halle oder sogar aus dem Westen kämen die Gäste, um gut bürgerliche Küche zu speisen, große Familienfeste zu feiern oder aber für eine Partie Bowling. "Wir haben jeden Abend Leute auf der Bahn", berichtet Konelia Woit. Das Geschäft laufe gut, vor allem vor Weihnachten sei die Nachfrage so groß, dass sie manchen Gästen schon habe absagen müssen.

So gut lief es allerdings nicht immer. "Ich musste mir die Gäste erst ranziehen", erklärt die Wirtin. Als sie 1999 den Betrieb von den Eltern übernahm, stand er finanziell schlecht da. Die Lkw-Fahrer, die Anfang der 90er Jahre noch regelmäßig zum Mittagstisch eingekehrt waren, blieben aus. "Ich musste mir alles von Anfang an neu aufbauen", erinnert sich Kornelia Woit.

Stück für Stück baute sie das Lokal zu einer Speisegaststätte mit guter Hausmannskost auf und probierte dabei viel aus. "Anfangs betrieben wir parallel noch einen Laden", beschreibt sie.

Dann hatte sie 2002 die Idee für die Bowlingbahn. Ihr Mann, der in Görzig eine Dachdeckerfirma betreibt, unterstützte sie finanziell. Er baute auch die ehemalige Kegelbahn in einem Flachbau hinter dem Haus zur Bowlinganlage mit zwei Bahnen, eigenem Ausschank und mehreren Sitzecken aus.

Neben der Bowlingbahn bietet das Gasthaus außer montags einen Mittagstisch an und ist am Abend geöffnet. Dann steht Kornelia Woit mit einer weiteren Köchin in der Küche und bereitet Schnitzel, Bratkartoffeln und Rouladen selbst zu. "Ich fahre zweimal am Tag von Görzig her. Manchmal arbeite ich 16 Stunden", schildert die Wirtin ihren Arbeitstag.

Den bewältigt sie mithilfe ihres Teams, zu dem neben der Küchenhilfe auch drei Kellner gehören. Anders als die Chefin wohnen sie in Baasdorf und können bei Bedarf schnell vor Ort sein. "Ich habe Glück mit meinen Leuten", ist die Wirtin überzeugt.

Die Chefin im Gasthaus "Zur Quelle" hat ihr Geschäft gut im Blick und auch ihre Kunden. So plant sie demnächst auch ihre Speisekarte auf Englisch zu drucken. "Für die Wimex-Leute, die kommen aus Holland, England und Frankreich", erklärt Kornelia Woit. Die Mitarbeiter des in Baasdorf ansässigen Agrarunternehmens gehören zu den regelmäßigen Gästen des Hauses. Von der Einführung eines neuen Gaststättengesetzes, das auch für Vereine gelten soll, ist sie wenig überzeugt. "Für mich würde sich nicht viel ändern", ist sie sicher. Sie stehe nicht mit den Vereinen im Ort in Konkurrenz, vielmehr "arbeiten wir Hand in Hand". Kornelia Woit unterstützt die Feuerwehr bei Veranstaltungen und liefert dem Sportverein gegenüber bei Veranstaltungen das Essen. "Wir sind uns einig", sagt sie.