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Abschied von einer eigenwilligen Persönlichkeit

18.03.2010, 19:22

KÖTHEN/MZ/MB. - In der Schlosskapelle gaben Verwandte, Freunde und Kollegen dem Naturwissenschaftler das letzte Geleit, ehe er am Freitag in seiner Heimatstadt Neubrandenburg beigesetzt wird.

Bodo Elze, Leiter des Kulturamtes der Landkreisverwaltung, sprach von der "Bitterkeit des Verlustes, der viel zu früh kam". Elze kannte Busching seit dem Herbst 1988, als der Mann aus dem Norden nach Köthen kam, um hier am Naumann-Museum zu arbeiten. Er habe Buschings Kaderakte in der Hand gehalten und gewusst, es mit einem Menschen zu tun zu bekommen, der Fachmann war, aber auch seine Meinung auf der Zunge trug. "Er hatte eine nicht leichte Zeit hinter sich gebracht." In Köthen wurde Busching gezwungenermaßen gleich kommissarischer Leiter des Naumann-Museums, verantwortlich für eine einzigartige Einrichtung, "ohne Einarbeitung", aber er habe diese Aufgabe so gemeistert, dass man heute von ihm und dem Museum als einer Einheit sprechen könne. Elze erinnerte an Busching auch als einen sturen Mann, wenn es um die Durchsetzung seiner Ziele ging. An einen Mann unkonventioneller Art des Umgangs mit anderen. Aber auch an einen Mann für den Freundschaften fest und dauerhaft waren.

Und an einen Naturwissenschaftler von hohem Rang. "Die Profession hatte Priorität. Tag und Stunde galten da nichts." Beruf und Berufung waren eins bei Wolf-Dieter Busching. Auf dessen Konto mehr als 250 wissenschaftliche Veröffentlichungen gehen, der die "Blätter aus dem Naumann-Museum" fortgeführt und die "Beiträge zur Gefiederkunde und Morphologie der Vögel" 1993 ins Leben gerufen hat. Ganz zu schweigen von seinem Handbuch der Gefiederkunde, das allerdings - auf zehn Bände angelegt - nach dem ersten Band vom Verlag auf Eis gelegt wurde.

Sowohl Konrad Lindner aus Schkeuditz als auch Dr. Walter Thiede aus Köln würdigten den Toten als einen Mann mit Grundsätzen, auch mit Humor und Witz. Lindner, der die Familie Busching aus Neubrandenburger Jugendtagen kannte, erzählte Geschichten aus Buschings Kindheit, die dessen frühes Interesse an Natur und Wissenschaft, aber auch an Kultur und Geschichte deutlich machten. Der Mann, der die Gefiederkunde als Methode der ornithologischen Feldforschung etabliert hat, begann damit schon vor 40 Jahren, als er von seiner Mutter ermahnt wurde, die verlorenen Federn des Wellensittichs immer ordentlich zu entsorgen. Das tat Busching nicht, sondern sammelte die Federn, um herauszubekommen, ob am Ende des Jahres tatsächlich zwei Flügel und ein Schwanz zusammenkommen würden.

Erwähnung fand ebenso Buschings großes Interesse an ostasiatischer Kultur, besonders an den Trachten der Völker in Japan, China und der Mongolei. Gerade in letzterem Land war er häufig zu Gast, um Feldforschung zu betreiben. Aus seiner Feder stammt eine Bibliografie zur Avifauna der Mongolei, in lateinischer Schrift, und Walter Thiede hofft, dass sich das bislang nicht erschienene Werk in kyrillischer Schrift noch im Nachlass von Wolf-Dieter Busching befinden möge. "Sein Feld war die Welt", sagte Thiede über den Verstorbenen, und er hoffte wie alle anderen Teilnehmer der Trauerfeier, dass es gelinge, Buschings Werk fortzusetzen.