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Abschied vom Akazienteich Abschied vom Akazienteich: Investor macht beliebten Campingplatz in Aken dicht

Von Sylke Hermann 22.05.2019, 06:47
Nach dem Hochwasser 2013 ist am Strand einiges getan worden. Doch der Glanz ist verflogen. Niemand kümmert sich um das Areal.
Nach dem Hochwasser 2013 ist am Strand einiges getan worden. Doch der Glanz ist verflogen. Niemand kümmert sich um das Areal. ute Nicklisch

Aken - Dafür, dass Liane und Detlef Finze gerade ihren geliebten, sommerlichen Rückzugsort für immer aufgeben, wirken sie betont aufgeräumt. „Was sollen wir machen?“ Was bliebe ihnen denn anderes übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen?

Pächter haben nichts Schriftliches in der Hand

Der 56-Jährige fängt an, den Bungalow nach und nach in seine Einzelteile zu zerlegen. Während seine Frau überlegt, was sie vom Campingplatz-Mobiliar zu Hause noch gebrauchen könnte und was auf den Sperrmüll gehört. Hier jedenfalls müssen sie fort. Hier ist Schluss. Der Campingplatz am Akazienteich wird dicht gemacht.

Wann und warum weiß keiner. „Wir haben nichts Schriftliches in der Hand“, berichtet Liane Finze. „Man hat uns nur gesagt, dass wir hier weg müssen.“

Seit Dezember 2016 gehört der Platz der Berliner Immobilienfirma MCG. Im Sommer darauf stellt sich der neue Verwalter vor und hat viel vor, wie er ankündigt. Doch er bleibt nicht lange - und es passiert: gar nichts. Der nächste Verwalter kommt. Der, der zuletzt in Aken vorstellig wird, soll auch schon wieder weg sein. Doch das interessiert Liane und Detlef Finze jetzt nicht mehr. Sie haben andere Sorgen.

Campingplatz-Bewohner haben harte Zeiten bewältigt

Die Campingplatz-Bewohner haben harte Zeiten hinter sich. Vor allem nach dem Hochwasser. Aber sie packen alle mit an, um ihren Platz wieder auf Vordermann zu bringen. „So richtig gekümmert, hat sich um uns ja niemand“, kritisiert Liane Finze. Später sucht sie den Kontakt zum neuen Besitzer. Aber meistens erreicht sie niemanden. Telefonisch nicht. Auch schriftlich nicht.

Im vergangenen Jahr zahlen die Camper keine Pacht. Weil sie hoffen, auf diese Weise als säumige Kunden endlich eine Reaktion aus Berlin zu erhalten. Sie wollen, dass der Eigentümer endlich seinen Pflichten nachkommt. Dass er zum Beispiel die Duschen instand setzt. Es tut sich jedoch nichts. Im März diesen Jahres kommen die Bungalow-Besitzer wieder an den See. Sie wecken den Platz aus dem Winterschlaf.

Und hoffen auf bessere Zeiten. Berlin schickt jemanden nach Aken. Ein Hoffnungsschimmer? Durchaus. Es heißt, man habe viele Pläne, erinnert sich Liane Finze. 14 Tage später folgt die Nachricht, dass alle Pachtverträge gekündigt seien, „weil wir nicht bezahlt haben“. Ihr Mann erklärt: „Das Geld ist da. Von jedem. Und wenn es hier vernünftig weitergeht, dann bezahlen wir auch.“

Pfingsten wollen alle Pächter noch einmal zusammen sein

Eine Frist setzen die Berliner nicht. „Wir sollen abbauen“, mehr wisse man nicht, erklärt die 58-Jährige aus Lebendorf, die mit ihrem Mann seit 16 Jahren auf dem Campingplatz am Akazienteich einen Bungalow hat. Nun müssen sie Abschied nehmen. Pfingsten wollen sich alle noch einmal zusammensetzen. Einige haben schon einen neuen Platz gefunden. Liane und Detlef Finze suchen noch. Sie hoffen, dass man in Kontakt bleibt. Die Campingfreunde aufgeben zu müssen, empfinden sie als das Schlimmste an dieser Situation.

Berliner Eigentümer will Campingplatz für 1,85 Millionen Euro verkaufen

Im Akener Rathaus weiß man nichts von den Umständen. Der Bürgermeister ist überrascht, davon zu hören. Was dort jetzt am Akazienteich passiert, sei nicht mit der Stadt abgestimmt, betont Jan-Hendrik Bahn. MCG meldet sich nicht auf die Fragen der MZ, wie es am Akazienteich weitergehen soll. Ob es weitergeht. Es ist anzunehmen, dass MCG den Campingplatz verkaufen will. Zumindest wird er auf der Internetseite des Unternehmens angepriesen - zum Preis von 1,85 Millionen Euro.

Unterdessen warten die zuletzt 28 Dauercamper am Akazienteich weiter auf Post des Eigentümers. Sie wollen etwas Schriftliches. Sie wollen eine ordentliche Kündigung. Unabhängig davon steht für Detlef Finze fest: „Die bekommen von uns keinen Cent mehr.“ Nicht für 2018 und für 2019 schon gar nicht. (mz)

Liane und Detlef Finze wollten am Akazienteich noch ein paar Jahre verbringen. Nun ist Schluss. Der Platz muss beräumt werden.
Liane und Detlef Finze wollten am Akazienteich noch ein paar Jahre verbringen. Nun ist Schluss. Der Platz muss beräumt werden.
ute Nicklisch
Der Campingplatz am Akazienteich ist fast leer. Viele haben ihre Sachen schon geholt, ihre Bungalows zurückgebaut.
Der Campingplatz am Akazienteich ist fast leer. Viele haben ihre Sachen schon geholt, ihre Bungalows zurückgebaut.
 Nicklisch
Stopp: Gebadet werden darf hier schon lange nicht mehr.
Stopp: Gebadet werden darf hier schon lange nicht mehr.
ute nicklisch