Per Hand gezählt 20 Jahre Euro: Wie lief damals der Abschied von der D-Mark bei der Sparkasse Köthen?
Der Wechsel von D-Mark zu Euro fordert vor 20 Jahren auch das Team der Sparkassen-Filiale in der Rüsternbreite in Köthen.

Köthen/MZ - Münze für Münze. Schein für Schein. Alles musste gezählt werden. Per Hand. „Ein enormer Aufwand“, blickt Gundula Jahn zurück. Die gelernte Finanzkauffrau, heute Geschäftsstellenleiterin, war dabei, als Kunden die D-Mark kiloweise in die Filiale der Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld in der Rüsternbreite in Köthen gebracht haben.
20 Jahre ist das nun her. Im Januar 2002 wurde mit dem Euro eine neue Währung in Deutschland eingeführt. „Es war eine aufregende Zeit“, sagt Gundula Jahn. „Sie forderte von uns allen aber auch viel Kraft.“
Die Bürger waren bereits im Jahr vor der Euro-Einführung dazu aufgerufen, ihr gespartes Bargeld vorbeizubringen. „Die Deutschen sind Sparer. Das Geld wurde zu Hause gesammelt.“ Damit das nicht alles auf einmal bei den Banken landet, gezählt und auf Konten und Sparbüchern eingezahlt werden muss, hatte die Deutsche Bundesbank im Mai 2001 die Aktion „Her mit den Schlafmünzen“ gestartet.
„Ab 17. Dezember haben wir die sogenannten Starterkits ausgegeben“
Je näher die Währungsumstellung dann rückte, desto mehr Geld wurde vorbeigebracht. Ab September 2001 ging es richtig los. Die Mitarbeiter der Sparkassenfiliale zählten stundenlang Münzen und Scheine. Tagelang. Wochenlang. „Man konnte es nicht liegen lassen. Es musste verbucht werden.“
Einen Einzahlautomaten hatte nur die Hauptstelle am Marktplatz in Köthen, nicht aber die Geschäftsstelle in der Rüsternbreite. „Gezählt werden musste im Vier-Augen-Prinzip“, sagt Gundula Jahn. Mindestens vier Leute seien damit beschäftigt gewesen, nebenbei sei der normale Betrieb weitergelaufen.
„Ab 17. Dezember haben wir die sogenannten Starterkits ausgegeben.“ Kleine Tüten mit Münzen im Wert von 10,23 Euro, was 20 DM entsprach. Sie sollten den Bürgern dabei helfen, sich schon vor der eigentlichen Einführung mit der neuen Währung vertraut zu machen. „Das kam richtig gut an“, erinnert sich Gundula Jahn. „Die Starterkits, die wir hatten, waren relativ schnell vergriffen, so dass von Kollegen noch mal welche nachgepackt wurden.“ Vielen Kunden hätten die Starterkits die Skepsis vor dem Euro genommen.
Zu Hause schlummern noch ordentliche D-Mark-Beträge
Die letzte Währungsunion lag gerade mal zehn Jahre zurück. Der Wechsel von DDR-Mark zu Deutscher Mark. Im Januar 2002 waren dann auch die Geldautomaten mit Euro bestückt. Eine Zeit lang konnte mit Euro und DM bezahlt werden. „Die DM war aber relativ schnell aus den Geldbörsen verschwunden.“
Zu Hause schlummern hingegen noch ordentliche Beträge – nach Schätzungen der Deutschen Bundesbank noch Scheine im Wert von rund 5,77 Milliarden Mark und Münzen im Wert von etwa 6,61 Milliarden. Das macht insgesamt mehr als zwölf Milliarden DM. Bei der Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld können keine Münzen und Scheine mehr umgetauscht werden. Die nimmt die Deutsche Bundesbank entgegen, die unter anderem Filialen in Magdeburg und Leipzig betreibt. Anders als in anderen europäischen Ländern passiert das unbefristet.