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Zirkusfamilie Hein Zirkusfamilie Hein: Eine Saison voller Abenteuer

Von Gerd Naumann 04.01.2004, 15:21

Seyda/MZ. - "Artistische Spitzenleistungen kommen nicht von allein. Wir arbeiten ständig an der Vervollkommnung unserer Darbietungen. Heute Nacht sind wir erst aus der Landeshauptstadt heimgekehrt. Jetzt muss ich noch den kleinen Esel vom lebenden Krippenspiel zurück nach ,Belantis' bringen und dann noch ein wenig für den Auftritt heute Abend trainieren", umreißt der Chef der Familie, Vernado Hein, den Tagesablauf.

Zwischendurch klingelt immer wieder das Handy. Termine werden vereinbart und nebenbei ein Ersatz für die defekte Beschallungsanlage in der Kirche organisiert. Schließlich ist Vernado Hein auch Vorsitzender des Gemeindekirchenrates. Diese Funktion nimmt er genau so ernst wie seinen Beruf. Wenn er den Kindern als tapsig ungelenker Clown Charly die Lachtränen in die Augen treibt, steckt dahinter wochenlange intensive Probezeit. Jeder Gag ist genau platziert, jede Pointe muss sitzen. Komik ist ein hartes Geschäft, bekennt der Meister. Und die Heins beherrschen ganz offensichtlich ihr Metier, sind nicht nur mit ihren selbstgeschriebenen Märchenspielen gefragt, sondern auch mit ihren Akrobatik- sowie Jonglier-Darbietungen und gefährlich anmutenden mexikanischen Lasso- und Messerwerfer-Nummern. In den orientalischen Tiervorführungen ist hingegen die gut drei Meter lange weiße Albino-Python mit der zitronengelben Körperzeichnung Namens Willi zweifelsohne der umjubelte Star.

"Wir wollen die Zuschauer mit unserem Spiel in die phantastische Welt der Manege entführen, wo Kinderträume wahr werden. Wir waren glücklich, als wir zu Beginn des Jahres einen Vertrag mit dem neu eröffneten Vergnügungspark ,Belantis' bei Leipzig abschließen konnten. Gibt es einen besseren Ort für unsere Show", fragt "Charly". Der Clown aus Leidenschaft liefert gleich die Antwort mit dem Bekenntnis, bislang keinen besseren Arbeitsplatz gefunden zu haben. "Die neue Aufgabe hat uns alle sechs fasziniert. Wir haben uns hineingestürzt wie in ein großes Abenteuer. Alles war Neuland. Bis zu sechs Auftritte am Tag von jeweils über einer halben Stunde hatten wir im Themenpark zu absolvieren. Manchmal zeigten wir unsere Zirkusshow vor mehr als 600 Zuschauern. Ohne die Hilfe unserer Kinder wäre das Pensum allerdings nicht zu bewältigen gewesen", bekennt Ehefrau Margit Hein, die sich in der "Belantis"-Saison ihren Job als Clowndame "Susi" mit ihrer 21-jährigen Tochter Mariana teilt, ebenso wie Sohn Benjamin regelmäßig in die Rolle seines Vaters schlüpfte. In den Ferien verstärkten die beiden Nesthäkchen Jeffrey und Sarah das Team. Dazwischen mussten die zwei 12- und 13-Jährigen allerdings noch daheim bleiben und in Elster die Schulbank drücken. "Gute Noten sind die Grundvoraussetzung für eine solide artistische Ausbildung wie sie auch ihre älteren Geschwister vor wenigen Jahren in Berlin absolvierten", gibt Organisationstalent Vernado auch hier die Richtung vor. Dank seiner durchdachten Planung bewältigte das kleine Seydaer Familienzirkusunternehmen auch die schwierigsten Anforderungen perfekt.

Diese Gabe des Familienoberhauptes schätzte übrigens auch Parkdirektor Nikolaus Job. Neben dem Engagement als Zirkuskünstler halfen die Heins dem Management in der Startphase des Vergnügungsparks, indem sie ohne lange zu überlegen ihre eigenen Requisiten und Kulissen zur Verfügung stellten. So entstand unter Heins Regie binnen weniger Tage ein ganzes Indianerdorf mit 46 Tippis inklusive Marterpfahl, Streichelzoo und Bisongehege. Eine der beliebtesten Attraktionen im 25 Hektar großen Themenpark neben den phantastischen Fahrgeschäften. "Nach Parkschluss waren wir dann noch abends als Kindermitmachzirkus oder Varietéprogramm unterwegs. Als dann der Park am 2. November in die Winterpause ging, haben wir uns erst einmal zur Belohnung eine Woche Gran Canaria gegönnt", so Vernado Hein, der gemeinsam mit der Parkverwaltung sogar solche gefährlichen Situationen meisterte wie den gewaltigen Sturm am 2. Juli, der das gesamte Indianerdorf hinwegfegte. Aber am nächsten Tag ging es weiter als sei nichts gewesen.

Der Vertrag für 2004 ist unterzeichnet. Qualität und Leistung setzt sich halt durch.