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Wirtschaft  Wirtschaft : Saubere Luft aus Jessen

Von Detlef Mayer 23.04.2013, 18:16
In die Sparte Umwelttechnik gehört dieses Produkt von SMB, es handelt sich um einen Brüdenkondensator zur Abluftbehandlung, der an einen großen Kartoffelverarbeiter in Süddeutschland geliefert wurde.
In die Sparte Umwelttechnik gehört dieses Produkt von SMB, es handelt sich um einen Brüdenkondensator zur Abluftbehandlung, der an einen großen Kartoffelverarbeiter in Süddeutschland geliefert wurde. Thomas Christel Lizenz

Jessen/MZ - Die Schweiß- und Metallbearbeitung (SMB) GmbH verbinden in der Region noch viele mit Edelstahlschornsteinen für kleine und große Heizungsanlagen. Doch die unmittelbare Nachwendezeit ist in dem Unternehmen im Jessener Baderhag seit Jahren Geschichte. Heute verlassen Produkte ganz anderer technischer Ausrichtung die SMB-Werkstätten, in denen inzwischen 37 Mitarbeiter im Zwei-Schicht-System tätig sind.

Als Beispiel für die Umorientierung des Betriebes mag ein kürzlich hergestellter und bereits gelieferter Brüdenkondensator dienen. Er rechnet in die noch junge Sparte Umwelttechnik der SMB GmbH und ging an ein Großunternehmen in Süddeutschland. Gemeinsam mit einem Partner, einem Ingenieurbüro aus Potsdam, realisiert, wird dieses Bauteil bei dem Kartoffelverarbeiter zur Abluftbehandlung an vollautomatischen Dampfschälern eingesetzt. „Die zulässigen Emissionswerte wurden an diesen Anlagen bisher erheblich überschritten, was für unangenehmen ,Duft’ sorgte. Es bestand also Handlungsbedarf“, erklärt Jörg Lieschke (48), Geschäftsführer von SMB.

Nur Edelstahl eingesetzt

Besagter Kondensator, der Partikel aus der Abluft holt, ist Bestandteil eines Komplexes aus mehreren Bauteilen. Zwei davon wurden schon vorab geliefert, weitere sollen folgen. Da in der Lebensmittelindustrie hohe Hygieneanforderungen bestehen, kommt bei der Fertigung dieser Komponenten ausschließlich Edelstahl zum Einsatz. Die dem Abnehmer gebotenen Leistungen bei dem Auftrag reichen übrigens von der Entwicklung bis zur Montage.

Der Weg, den die SMB GmbH zurücklegen musste, bis sie nun derart anspruchsvolle Angebote umsetzen kann, ist beachtlich. Zu den anfangs erwähnten Schornsteinsystemen kam 1993/94 die Lüftungs- und Klimatechnik hinzu, die sich schrittweise zum Hauptgeschäftsfeld entwickelte.

Betriebsstruktur verändert

2007 gab es grundlegende Umstrukturierungen im Betrieb. Die Schornstein-Produktion wurde eingestellt und der Handel mit Kfz-Technik ausgelagert. Er befindet sich inzwischen nicht mehr auf dem SMB-Gelände. Die Luft- und Klima-Sparte ist seither der Schwerpunkt, aber dennoch nicht sorgenfrei, obwohl sich SMB da einen guten Namen gemacht hat, nicht zuletzt mit Referenzobjekten wie dem Auswärtigen Amt und dem Bundesverkehrsministerium in Berlin, dem Flughafen Leipzig-Halle, der Zentralbank in Frankfurt am Main, dem Porsche-Werk in Leipzig. „Dieser Marktbereich ist stark umkämpft“, sagt Jörg Lieschke, „und an die Baubranche gekoppelt, also Schwankungen unterworfen“. Deshalb sah sich SMB nach weiteren Standbeinen um und stieg 2007 in die Forschung und Entwicklung von Wärmetauschern ein. In vier Jahren wurde - unterstützt von Investitionsbank und mit EU-Fördermitteln - eine neue Generation von Edelstahl-Wärmetauschern (innovative Fügetechnologie, reduzierter Materialeinsatz und geringere Kosten) zur Marktreife geführt. Der Startauftrag für diese Sparte ist schon abgearbeitet. Die Anlage tut ihren Dienst in einer norddeutschen Papierfabrik. Groß angelegte Wärmerückgewinnung ist neben der Papierindustrie z.B. in Glaswerken und Mälzereien (Trocknung) ein Thema, um Prozesswärme so lange wie möglich im System zu halten.

Weitere Entwicklungen

Folgerichtig stürzte sich SMB darauf, in zwei nächsten Stufen Selbstreinigungen für Wärmetauscher bei laufendem Betrieb (weniger Stillstandszeiten) sowie möglichst kurze An- und Abströmadapter (Platzgewinn) für die Wärmetauscher zu konstruieren. Als Nebenzweig des Wärmetauscher-Geschäfts ergab sich jenes mit der bereits beschriebenen Umwelttechnik (Abluftreinigung).

Das alles führte dazu, dass SMB sich einen größeren Laser zulegen muss, außerdem wurde das Personal aufgestockt und ein Lehrausbilder geschult. Nun sucht das Unternehmen Auszubildende, erst einen, später einen zweiten - „was in Sachsen-Anhalt leicht dramatisch ist“, so Jörg Lieschke. Eins ihrer künftigen Tätigkeitsfelder könnte die Lohnfertigung von Behältern, Kant- und Laserteilen sein, die SMB nach wie vor ausführt.

"Dieser Marktbereich ist stark umkämpft", erklärt Geschäftsführer Jörg Lieschke.
"Dieser Marktbereich ist stark umkämpft", erklärt Geschäftsführer Jörg Lieschke.
Thomas Christel Lizenz