"Wie eine Droge" "Wie eine Droge": Elsteranerin Annette Lauterbach strickt für den guten Zweck

Elster - Wolle und Nadeln sind aus dem Leben der Elsteranerin Annette Lauterbach nicht wegzudenken. Wann immer sie Zeit hat, greift sie dazu und strickt. Sogar beim Kochen des Mittagessens liegt das Strickzeug bereit und wenn die Kartoffeln auf dem Herd stehen, gibt es kein Halten mehr.
„Es ist für mich wie eine Droge“, bekennt die Elsteranerin. Für diese habe sie bislang auch immer auf ein Mittagsschläfchen verzichtet. Selbst die Wartezeit beim Arzt oder längere Zugfahrten nutzt sie, um an dem aktuellen Stück weiter zu arbeiten. Auch zu Geburtstagen oder Familienfeiern - das Strickzeug muss immer mit. „Beim Stricken kann ich gut zuhören“, heißt es etwas entschuldigend.
Wann sie damit begonnen hat? Die Antwort auf diese Frage kommt prompt, wenn auch erst einmal scherzhaft: „Es wurde mir in die Wiege gelegt.“ Das ist natürlich etwas übertrieben, aber mit acht Jahren hat sie begonnen, ihre Puppen zu bestricken. Beigebracht hat sie es sich selbst. Bis heute holt sie sich auch viel Wissen aus Handarbeitsbüchern. „Ich habe ganze Schränke voll davon.“
Einige Jahre nach den Puppen waren die Kinder an der Reihe und auch ihr Mann wurde bestrickt. Seit über 50 Jahren sind beide verheiratet. Aber heute, so bedauert Annette Lauterbach, will keiner mehr Gestricktes. Trotzdem kann und will sie es nicht lassen. Beim Fernsehen klappern die Nadeln. Nur ab und an sieht sie auf das Gestrickte, bei Strümpfen gar nicht mehr. „Die kann ich schon im Schlaf.“ Die Intensität der Beschäftigung mit Wolle und Nadeln richtet sich nach der Jahreszeit. Im Winter ist sie höher als im Sommer. Neben dem Stricken kümmert sie sich gerne um ihren Garten, insbesondere die Blumen. Wenn sie einmal den Kopf wieder frei haben will, steigt sie auf ihr Rad. Da ist schon eine Tour bis Jessen und zurück denkbar. Mindestens drei Stunden am Tag bleiben dennoch fürs Stricken, auch bis weit in die Nacht. „Weil ich die Zeit dabei vergesse.“
Jüngste Werke sind Tiere. Alles Prototypen, bislang jedenfalls. Nur das Zebra möchte sie nicht noch einmal stricken, weil es ihr zu kompliziert ist. Drei Monate hat sie für ihre Sammlung, die auf dem Sofa in der Stube aufgebaut ist, gebraucht. Auch Puppen werden gestrickt. Für eine solche benötigt die Elsteranerin sechs bis sieben Stunden und etwa 50 Gramm Wolle. Wie viel sie bislang verstrickt hat? Diese Frage lässt Annette Lauterbach etwas zögern. Dann überzeugt: „Zentnerweise“.
Ihr Mann toleriert das Hobby seiner Frau. Für ihn sei es nichts, er könne nicht stillsitzen, weiß Annette Lauterbach. Für die gelernte Buchhalterin steht fest: Sie wird so lange weiter stricken, wie Augen und Hände es ihr erlauben. Bedenken, sich von ihren Arbeiten zu trennen, hat sie nicht. Sie belieferte das Wittenberger Paul-Gerhardt-Stift mit Mützchen und Strümpfchen für die Neugeborenen. Nun unterstützt sie die Sumy-Hilfe.