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Werkstatt für Behinderte Werkstatt für Behinderte: Außengruppe in Seyda?

Von Detlef Mayer 28.04.2014, 20:02
Eine Variante, eine Werkstatt-Außengruppe des Augustinuswerks unterzubringen, sieht Diest-Hof-Leiter Andreas Gebhardt im Grünen Haus.
Eine Variante, eine Werkstatt-Außengruppe des Augustinuswerks unterzubringen, sieht Diest-Hof-Leiter Andreas Gebhardt im Grünen Haus. Th. Christel Lizenz

Seyda/Jessen/MZ - Es erweckte anfangs nicht den Eindruck. Aber die zweite Gesprächsrunde zwischen Augustinuswerk Wittenberg und Angehörigen bzw. Betreuern von Behinderten, die in der Jessener Zweigwerkstatt dieses Trägers tätig sind, hat eine neue denkbare Perspektive erschlossen: Matthias Monecke, Vorstand des Augustinuswerk e.V., und Andreas Geb- hardt, Leiter des Seydaer Diest-Hofes, einer Einrichtung zur Lebensbegleitung von Menschen mit geistigen Beinderungen, wollen miteinander prüfen, ob es möglich sei, auf dem Diest-Hof, wo die neuerliche Begegnung der beiden Seiten stattfand, eine Außengruppe der Jessener Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) einzurichten und zu betreiben.

Ausgangspunkt der Auseinandersetzung zwischen einem Großteil der Eltern bzw. Betreuer von behinderten Beschäftigten vor allem in der Jessener Zweigwerkstatt und dem Augustinuswerk ist die seit dem 1. April von 35 auf 40 Wochenstunden angehobene Beschäftigungszeit in der WfbM. Matthias Monecke beschwört, dass er diese Aufstockung um täglich eine Stunde brauche, um die Einrichtung im Jessener Gewerbepark aus den roten Zahlen zu führen und so mittelfristig ihren Bestand zu sichern. Viele Angehörige der Betroffenen beklagen hingegen, dass ihre Schützlinge seit Einführung der 40-Stunden-Woche nur noch erschöpft seien, keine Energie mehr aufbringen für Freizeitaktivitäten, zum Teil das ganze Wochenende verschlafen, um Montag wieder arbeiten gehen zu können, und man sogar Rückfälle in längst überwunden geglaubte Schädigungsmuster feststellen müsse. Weshalb in Jessen auch erst 30 Eltern/Betreuer von über 70 die neuen Arbeitsverträge unterschrieben haben. Damit gilt für das Gros der Beschäftigten weiterhin die 35-Stunden-Woche. Aber diese „Kinder“ sind dennoch so lange auf den Beinen wie die 40-Stunden-Beschäftigten, weil es für ihren Nachhauseweg keine frühere Bustour gibt.

Andreas Gebhardt zeigte sich völlig offen

Die 40-Stunden-Problematik, das sagte Matthias Monecke deutlich, bliebe auch für eine eventuelle Außengruppe der WfbM in Seyda bestehen. Aber die Eltern aus Seydas Umland - 23 WfbM-Beschäftigte leben sogar direkt auf dem Diest-Hof - argumentierten, dass dann wenigstens der lange Beförderungsweg wegfalle. Eine Mutter aus Mark Zwuschen zum Beispiel sagte, dass ihre Tochter täglich zwei Stunden und 20 Minuten zwischen ihrem Zuhause und Jessen unterwegs sei.

Matthias Mo- necke für seinen Teil stellte klar, dass es in Seyda nur dann eine Außengruppe geben könne, wenn diese nicht defizitär arbeite. Er sprach von einer Größenordnung mit einem guten Dutzend schwächerer Beschäftigter und einem einheitlichen Tätigkeitsprofil, das noch zu bestimmen sei. Alle fitteren Behinderten müssten weiter nach Jessen in die Werkstatt fahren, für die er sich von einer Diest-Hof-Außengruppe aber eine räumliche Entspannung verspricht.

Andreas Gebhardt zeigte sich völlig offen: „Ich bin bereit, auf dem Diest-Hof eine oder auch zwei Außengruppen einzurichten.“ Was ihm aus der Runde der Diskutierenden spontan Applaus einbrachte. Der Vorschlag dafür war übrigens von einem Vater aus den Reihen der Teilnehmer des Treffens gekommen und knüpfte an alte Zeiten an, da der Diest-Hof selbst eine WfbM betreiben wollte, die dafür minimal benötigten 120 Beschäftigten aber nicht zusammenbringen konnte. Zur weiterführenden Zeitschiene hieß es, dass sich Augustinuswerk und Diest-Hof sicher binnen eines Vierteljahres zu baulichen und strukturellen Voraussetzungen verständigen könnten. Matthias Monecke machte mit Blick auf die Genehmigungsbehörde (Sozialministerium) aber wenig Hoffnungen, dass die Sache - wenn überhaupt - vor dem nächsten Jahr ins Laufen kommen könnte.